Dorfkirche Knippelsdorf

Beitragsbild: Hans Tödtmann

Diese Kirche ist nicht offen.
Steckbrief
04916 Schönewalde OT Knippelsdorf Elbe-Elster
Die Knippelsdorfer Kirche stammt aus der zweiten Hälfte des 13. Jhs.; 1846 durchgreifend instand gesetzt und innen neu gestaltet, eine flache Holzdecke und im Westen eine dreiseitige Hufeisenempore eingezogen. 1886 erhielt sie einen quadratischen Westturm, wie es die Jahreszahl auf der im Pfarramt aufbewahrten Wetterfahne belegt. Die Kirche ist mit einem Kanzelaltar aus der zweiten Hälfte des 17. Jh. ausgestattet, die Orgel wurde 1873 von Friedrich Gerhardt (Merseburg) gebaut. Im Turm hängt eine Bronzeglocke von 1590 von Meister Heine (Westfalen), die zweite Glocke ist aus Eisen, von Schilling und Lattermann (Apolda) 1925 gegossen.
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    Dorfkirche Knippelsdorf
    Dorfkirche des Monats Juni 2024

    Dorfkirche Knippelsdorf
    Text und Foto: Hans Tödtmann

    Knippelsdorf liegt inmitten weiter Felder im nördlichen Zipfel des Landkreises Elbe-Elster an der Landstraße zwischen Dahme/Mark und Schönewalde. Der Ortsname wird 1346 als „Knoppelsdorf“ erstmalig erwähnt. Das Dorf gehörte zunächst zu einem Rittergut. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts teilten sich drei Rittergüter in den Besitz des Dorfes und der Ländereien. Die Namen der Gutsbesitzer sind ab 1380 belegt. Die Wohnhäuser des großen Dorfes, meist ehemalige Gehöfte, befinden sich beiderseits des langgestreckten, rautenförmigen Angers, der von einer Lindenallee durchzogen ist. Die Knippelsdorfer Kirche und die alte Schule stehen in Dorfmitte auf dem Anger. Alter Baumbestand verrät, dass die Kirche einmal vom Friedhof umgeben war.
    Knippelsdorf ist seit 2001 ein Ortsteil der 10 km entfernten Kleinstadt Schönewalde. Das Dorf hatte vor der Eingemeindung  etwa 330 Einwohner. In kirchlicher Hinsicht ist Knippelsdorf Zentrum eines aus fünf dörflichen Kirchengemeinden bestehenden Pfarrbereichs des Kirchenkreises Bad Liebenwerda der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Die Pfarrstelle wird seit 2017 als Vakanzverwaltung von dem etwa 40 km entfernten Wahrenbrück aus wahrgenommen. Es ist mittelfristig geplant, die Kirchengemeinde Knippelsdorf dem Kirchengemeindeverband Schönewalde anzuschließen. Das Gemeindeleben in Knippelsdorf ist nach Angabe des Pfarrers „überschaubar“ geworden. Es gibt nur noch wenige Konfirmanden. Gottesdienste finden aber unverändert in vierwöchigem Abstand statt. Immerhin fanden sich Weihnachten 2023 erstmals nach vielen Jahren wieder Kinder für das Krippenspiel am Heiligen Abend. Die Kirchengemeinde will die Zusammenarbeit mit dem örtlichen Kindergarten vertiefen.
    Die Knippelsdorfer Kirche ist ein in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichteter rechteckiger Saalbau. Die Außenwände bestehen aus grob behauenem Feld- und Raseneisenstein. Die Steine schauen flickenteppichartig aus dem Kalkputz heraus, der noch vielfach Reste eines eingeritzten Fugenbildes zeigt. Aus der Gotik erhalten ist das spitzbogige Stufenportal der Südfassade. Die Fensteröffnungen wurden – erkennbar an den Segmentbögen – in der Zeit des Barock vergrößert. Die Längswände schließen mit einem schönen Ziegelgesims ab. Darüber erhebt sich das bibergedeckte Satteldach.
    Umfangreiche, den Innenraum der Kirche bis heute prägende Umbauten erfolgten im Jahr 1846. Wegen der wachsenden Zahl der Gläubigen wurde eine große hufeisenförmige Empore eingebaut, auf der 1873 die von dem Merseburger Orgelbauer Friedrich Gerhardt geschaffene Orgel Aufstellung fand. Sechs bis unter die flache Holzdecke reichende Holzstützen tragen nicht nur die Seitenemporen sondern auch den Dachstuhl. Damit der Prediger auch von den Emporen gesehen werden kann, wurde unter Verwendung des barocken Altarretabels ein Kanzelaltar mit sechseckigem Korb errichtet. Zwei farbig gefasste, die Heiligen Barbara und wahrscheinlich Katharina darstellenden Holzskulpturen aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts fanden ihren Platz in den Seitenflügeln des Altars.
    Ebenfalls 1846 wurde ein schlanker Turm mit quadratischem Grundriss an den Westgiebel angebaut. Das Sockelgeschoss besteht aus Backsteinmauerwerk, die oberen Turmgeschosse sind in Fachwerk errichtet und mit Schiefer bekleidet. Das Glockengeschoss zeigt ebenso wie der spitze Knickhelm einen achteckigen Grundriss. Der Turm wird von der 1989 erneuerten Wetterfahne aus dem Jahr 1846 bekrönt. Ob der Turm einen Vorgängerbau hatte, ist nicht überliefert. Zwar trägt eine der beiden Glocken die Jahreszahl 1590. Es ist aber ein Rätsel, wie und wann diese in Westfalen gegossene Bronzeglocke in das ursprünglich sächsische, erst seit 1850 preußische Knippelsdorf gelangt ist. Die zweite Glocke ist eine 1925 in Apolda gegossene Eisenglocke. Diese Glocke läutet aktuell am Abend und zu den Gottesdiensten, während die Bronzeglocke seit 2011 aus Sicherheitsgründen nicht mehr geläutet werden darf. Der Klang dieser Glocke wird im Dorf schmerzlich vermisst. Es ist das Ziel der Kirchengemeinde, die historische Glocke instand zu setzen und das Zweiergeläut wiederherzustellen.
    Bronzeglocken werden traditionell mittels der angegossenen Henkelkrone steif an einem Holzjoch befestigt, um dessen Achse die Glocke schwingt. Die Krone der Knippelsdorfer Bronzeglocke wurde zu einem nicht bekannten Zeitpunkt und aus einem unbekannten Grund abgetrennt. Ein jochartiger Holzklotz wurde direkt auf die Haube der Glocke geschraubt, so dass die Glocke wieder geläutet werden konnte. Aber dieses Provisorium wird die Glocke auf die Dauer zerstören. Seit der Erfindung der Schutzgas-Schweißtechnik ist es möglich, Bronze zu schweißen. Zur Instandsetzung der historischen Glocke soll ihr daher eine nachgegossene Krone aufgeschweißt werden. Aus der Sicht des Denkmalschutzes ist die entscheidende Frage, wie die ursprüngliche Krone geformt gewesen sein mag. Der Glockensachverständige hat in einem Inventar von 1891 eine Beschreibung der Knippelsdorfer Glocke gefunden. Da hatte sie noch eine Krone. Es hat sich bisher aber kein Foto gefunden. Da die Glockeninschrift einen „Meister Heie Westfalen“ als den Gießer belegt, soll versucht werden, erhaltene Glocken dieses Meisters zu finden, um die nachzugießende Krone analog zu formen.
    Die Kosten der Instandsetzung der Knippelsdorfer Glocke werden auf rund 25.000 € geschätzt. Die Kirchengemeinde wird die Hälfte dieses Betrages beisteuern. Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg hat 3.000 € zugesagt. Weitere Förderanträge sind gestellt. Spenden sind hochwillkommen!

    Weitere Informationen:
    Ev. Pfarramt Wahrenbrück, Pfarrer Michael Seifert, Tel.: 035341-94431, E-Mail: michael.seifert@ekmd.de
    Spendenkonto:
    Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.Ev. Bank – IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90
    Verwendungszweck: Dorfkirche Knippelsdorf