Dorfkirche Kerkow
Steckbrief
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16278 Angermünde OT Kerkow | Uckermark |
Feldsteinbau des 13. Jh., Altaraufsatz von 1596 aus Sandstein, zweijochiges Sterngewölbe mit Stern- u. Radmedaillons des 15. Jh. im Chorraum, Holztaufe von 1596 | Schlüssel bei Frau Splettstößer, Greiffenberger Str. 19, Tel. 03331-20013 oder Fam. Korepkat, Kerkower Dorfstr. 16, Tel. 03331-32777 |
Freundeskreis der Kerkower Dorfkirche Sigrid Korepkat / Gudrun Kloke 16 278 Angermünde Kerkower Dorfstr. 16 |
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Vor wenigen Wochen, am 14. Juni, wurde in dem unweit von Angermünde gelegenen Dorf Kerkow groß gefeiert. Fast auf den Tag genau 45 Jahre nach der Zerstörung des hölzernen Turmaufbaus durch Blitzschlag konnte die Bekrönung des in den alten Formen wieder hergestellten Kirchturms aufgesetzt werden. Wie üblich wurden Dokumente und Münzen als Gruß an spätere Generationen in die Turmkugel eingebracht. Einmalig vermutlich jedoch ist, dass Pfarrer Uwe Eisentraut auch einen Babyschnuller beilegte. Der jüngste Einwohner von Kerkow, der vier Monate alte Gustav hatte freiwillig (?) darauf verzichtet, um in die Geschichte des Ortes einzugehen.
Obwohl bereits im 13. Jahrhundert eine Familie von Kerkow in Urkunden genannt ist, wird das Dorf gleichen Namens erstmals in einer Urkunde von 1348 erwähnt, in der Markgraf Waldemar („der Falsche“) der Stadt Angermünde „dat dorp tho Kerkow und die gantze marcke dez dorpes und alle, dat in der marcke lecht“ überschrieb. Dass der Ort älter ist, beweist das Kirchengebäude, das bereits in der Mitte des 13. Jahrhunderts entstand.
Das Kerkower Gotteshaus gehört zu den schönsten und imposantesten Dorfkirchen der Uckermark. Das aus Schiff, eingezogenem Chor und schiffbreitem quadratischen Westturm bestehende Gebäude ist aus sauber behauenen Feldsteinen sorgfältig geschichtet. Über dem gestuften Westportal blieb ein bauzeitliches Rundfenster erhalten; auf der Südseite befinden sich ein weiteres Portal und die kleinere in den Chorraum führende Priesterpforte. Der barocke Turmaufsatz wurde 1781 hinzugefügt.
Im Inneren sind Kirchenschiff und Chor durch einen spitzbogigen Triumphbogen getrennt. Das zweijochige Sterngewölbe im Chor aus dem 15. Jahrhundert– einmalig in der Region – schmücken in den Gewölbekappen dekorative Stern- und Radmedaillons. Die mittelalterliche Sakramentsnische in der Ostwand ist malerisch umrahmt. Ungewöhnlich ist auch der prachtvolle Renaissancealtar aus dem Jahr 1596; als einziges Retabel der Uckermark ist er aus farbig gefasstem Sandstein gefertigt. In der Predella findet sich ein Relief des Abendmahls, im Hauptfeld eine Darstellung der Kreuzigung, im oberen Aufsatz der auferstandene Christus und darüber das Brustbild Gottvaters. Flankiert werden diese Darstellungen durch die Figuren der vier Evangelisten. Aus dem 18. Jahrhundert stammen die Kanzel und die hölzerne bemalte Taufe, als deren Abdeckung eine reich verzierte geschnitzte Krone dient. Ein reichlich mit Waffentrophäen geschmückter Wappenschild erinnert als Epitaph an den 1757 verstorbenen Patronatsherren Wilhelm Heinrich Graf von Redern. Die Firma Wilhelm Sauer aus Frankfurt/Oder schuf 1887 die zweimanualige mechanische Orgel.
Am 6. Juli 1974, nachmittags um halb vier Uhr, schlug ein Blitz in den hölzernen Aufsatz des Kirchturms ein. Ältere Kerkower erinnern sich noch gut daran, wie plötzlich Flammen aus der Turmspitze schlugen. Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr verhinderten, dass der Brand auf das Kirchenschiff übergreifen konnte und retteten sogar die Glocke. Der Kirchturm wurde notdürftig instandgesetzt, jedoch nicht in voller Höhe wieder errichtet. Ein einfaches Zeltdach schloss seitdem den Turmstumpf ab. An einen originalgetreuen Wiederaufbau glaubte Jahre lang in Kerkow niemand.
In den letzten Jahren jedoch verschlechterte sich der bauliche Zustand des Kirchengebäudes zusehends. Eindringende Feuchtigkeit hatte im Turmbereich zum Auftreten des Echten Hausschwamms geführt. Auch das Dachtragwerk des Kirchenschiffes wies Schäden auf. Gemeinsam mit der kleinen, aber aktiven Kirchengemeinde gelang es einem Freundeskreis der Kerkower
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Dorfkirche schließlich, die Finanzierung für die notwendigen Instandsetzungsarbeiten am Turm aufzubringen. Auch der Förderkreis Alte Kirchen beteiligte sich. Nun sind bereits die Rüstungen abgebaut und werden am Kirchenschiff wieder aufgebaut, wo bereits der zweite Bauabschnitt beginnen soll.
Weitere Informationen: Uwe Korepkat; Kerkower Dorfstr. 16; 16278 Angermünde; Tel.: 03331-32777; Mail: uwe@korepkat.de