Dorfkirche Kehrberg
Steckbrief
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16928 Groß Pankow OT Kehrberg | Prignitz |
Einzige dreiteilige Feldsteinkirche der Prignitz aus der Mitte des 13. Jh., Dauerausstellung: Kirchen- und Glockenchronik | Anmeldung bei Frau Irina-Lucia Krammer, Vettiner Straße 1, 16928 Kehrberg, Tel. 033975-50383, oder bei Kristin Echtmann, Am Dammteich 9a, Tel. 033975-50816. www.kirche-kehrberg.de |
Förderverein der Kirche zu Kehrberg e.V. Irina-Lucia Krammer Vettiner Str. 1 16928 Kehrberg Tel.: 03 39 75 - 5 03 83 E-Mail: fvkehrberg@tiscali.de |
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Im Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem existiert noch heute eine etwa 400-seitige Polizeiakte aus der Zeit König Friedrich Wilhelms I., die sich mit Untersuchungen gegen ein damals gerade dreijähriges Kind befasst. Johann Ludwig Hohenstein wurde 1731 als siebenter Sohn in Folge des Schmieds Johann Hohenstein und seiner Frau Catharina Elisabeth geboren. Laut damaligem Volksglauben besaßen solche siebenten Söhne übersinnliche Kräfte. Bereits im zarten Alter von nur einem Jahr heilte der kleine Johann Ludwig durch Handauflegen und bald pilgerten Tausende in das Prignitzdorf, um sich durch den „Kehrberger Wunderknaben“ von ihren Krankheiten heilen zu lassen. Königliche Soldaten brachten den kleinen Wunderheiler im August 1734 nach Berlin, wo er vermutlich zwei Jahre später in einem Waisenhaus verstarb.
Die erstmalige urkundliche Erwähnung des Dorfes Kehrberg fällt in das Jahr 1326. Um einige Jahrzehnte älter dürfte die mächtige Feldsteinkirche des Ortes mit ihrem westlichen Querturm sein. Der Innenraum ist flachgedeckt. Ein einfacher, schöner Kanzelaltar zeigt in der Predella ein Gemälde des Abendmahls und am Kanzelaufgang Darstellungen der Verkündigung, der Anbetung der Hirten sowie eine Taufszene. Ein Patronatsstuhl von 1662 mit durchbrochenem Rankenwerk zeigt die Wappen der Familien von Hake und von Winterfeld. An Maria Dorothea von Alvensleben (1631-1697) erinnert ein großes Epitaph an der Ostwand. Eine Gedächtnistafel hinter dem Altar erinnert an den Kauf des Gutes durch die Familie von Winterfeld und die von ihr veranlasste Sanierung der Kirche im Jahr 1697. Die Orgel schuf 1902 der Neuruppiner Instrumentenbauer Albert Hollenbach. Wie durch ein Wunder blieb als ältestes Ausstattungsstück im Kirchturm, eine Glocke des berühmten Glockengießers Gerhard de Wou aus dem Jahr 1497, erhalten.
Besonderen Wert legen die Kehrberger jedoch darauf, dass ihre Dorfkirche kein Museum einer vergangenen Zeit ist, sondern als lebendiges Gotteshaus immer in der Mitte des Dorfes verankert war. Da an der Kehrberger Kirche Jahrzehnte lang nur notdürftige Reparaturarbeiten durchgeführt werden konnten, wies sie um die Jahrtausendwende erhebliche Bauschäden auf. Seit der Gründung des Fördervereins der Kirche Kehrberg e.V. im November 2004 hat sich viel getan. So konnte zum Beispiel das marode Dach ausgebessert werden, nachdem eindringende Feuchtigkeit bereits die Ausstattung bedroht hatte. Im Jahr 2006 wurde der Verein mit einem „Startkapital“ des Förderkreises Alte Kirchen ausgezeichnet. Die damit verbundenen 2.500 Euro wurden in die Erstellung eines Baugutachtens investiert.
In diesem Jahr nun ist es dank Zuwendungen unter anderem der Landeskirche und des brandenburgischen Kulturministeriums möglich geworden, mit der dringend notwendigen Instandsetzung des Kirchturms mit seinem 1829 entstandenen Fachwerkaufsatz zu beginnen. Schäden am Mauerwerk gefährdeten inzwischen die Sicherheit auf dem umgebenden Friedhof. Teile des Fachwerkes und des Glockenstuhles sind durch Nassfäule und Hausschwamm bereits stark geschädigt. Um die genehmigten Fördermittel abrufen zu können, muss die Kirchengemeinde jedoch einen erheblichen Teil der benötigten Bausumme als Eigenanteil aufbringen. Dafür wirbt die Gemeinde gemeinsam mit dem rührigen Verein um Fördermittel und Spenden. Helfen soll auch der „Kehrberger Wunderknabe“. Seit 2008 wird alljährlich ñ zuletzt am 19. Juni diesen Jahres ñ ein riesiges Historienspektakel über die Geschichte Johann Ludwig Hohensteins auf einer eigens vor der Kehrberger Kirche errichteten Freilichtbühne aufgeführt. Darsteller sind ausschließlich Einwohner des Dorfes. Nach Fertigstellung der Instandsetzungsarbeiten soll in einem Turmraum eine kleine Ausstellung an das berühmteste Kind des kleinen Prignitzdorfes erinnern.