Dorfkirche Gutenpaaren (Havelland)
Beitragsbild: Andreas Kitschke, Architekturbüro Bernd Redlich, Potsdam
Steckbrief
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14669 Ketzin OT Zachow-Gutenpaaren | Havelland |
Mittelalterlicher Backsteinbau; Westturm mit flacher geschweifter Haube aus dem 18. Jh.; die wohl ursprünglich zu einem Kanzelaltar gehörige Kanzel wurde um 1700 gefertigt. 1863 Abschluss einer neugotischen Überformung und Erweiterung der Kirche. Auf der Westempore befindet sich die 1768 erbaute Orgel. Im Kirchturm sind zwei spätmittelalterliche Glocken erhalten. |
Schlüssel telefonisch erfragen im Ev. Pfarramt Ketzin/Havel, Tel. 033233-80568. Familienkirche und regelmäßige Gottesdienste. |
Text: Andreas Flender
Foto: Andreas Kitschke, Architekturbüro Bernd Redlich, Potsdam
Meist beginnt die Geschichte einer Dorfkirche mit einem Patronatsherrn. Anders in Gutenpaaren: Es ist schon etwas Besonderes, wenn sich drei „ganz normale“ Geschwister dafür entscheiden, eine Kirche zu stiften. So geschehen in dem kleinen Straßendorf Gutenpaaren, mit rund 350 Einwohnern so klein, dass es schon lange ein „Doppeldorf“ mit Zachow bildet. Es wurde bereits 1170 erwähnt und gilt somit als eine der ältesten Siedlungen im Havelland. Der Ortsname wird mit der hohen Bodenqualität in Verbindung gebracht. Ganz in der Nähe befinden sich die Seitenarme der Havel entlang der Stadt Ketzin/ Havel, zu der der Ort heute gehört. Am östlichen Ortsausgang ist ein steinernes Sühnekreuz.
Der im Kern mittelalterliche Backsteinbau wurde von drei Brüdern aus Nauen gestiftet und 1359 von Bischof Kothe von Brandenburg geweiht. Im 18. Jahrhundert übernahm dann der Patronatsherr die Bauleitung, in diesem Falle der Arzt und Schriftsteller Karl Gustav von Eckenbrecher. Seinerzeit wurde ein Westturm angefügt. Der Kirchturm hat einen quadratischen Grundriss und kann von Westen her betreten werden. Im unteren Geschoss ist an der Nordseite eine rundbogenförmige Öffnung, die jedoch mit Mauersteinen zugesetzt ist. Sie befindet sich in einer hochrechteckigen Blende. Südlich befindet sich ein weiterer rechteckiger Anbau, der die Tiefe des Turms sowie die Breite des Schiffs aufnimmt. Hier ist ein kleines Rundbogenfenster zur Südseite und eine rundbogenförmige Pforte zur Westseite. Dort ist auch mittig im Turm der Hauptzugang. Die hochrechteckige Pforte wurde in eine gedrückt-segmentbogenförmige Blende verbaut.
Im 19. Jahrhundert wurde das Kirchenschiff in neugotischem Stil überbaut und mit polygonalen Anbauten sowie einer Apsis im Osten erweitert. Der Innenraum des Kirchenschiffes ist durch ein dreijochiges Kreuzrippengewölbe auf Backsteinkonsolen überformt und geht hinter einem gotischen Triumpfbogen in die Apsis über. Auf der Westempore befindet sich eine Orgel mit Ursprüngen aus dem Jahr 1768, die 1910 von Alexander Schuke in der heutigen Form mit 11 Registern auf 2 Manualen und Pedal umgebaut und zuletzt 1985 überholt worden ist. Die Prospektpfeifen wurden 1917 requiriert und fehlen seither. Im Kirchturm befinden sich zwei mittelalterliche Glocken, von denen eine auf das Jahr 1511 datiert werden kann.
Lange Zeit war der äußeren Gebäudehülle der Sanierungsbedarf anzusehen. Schwerer noch wogen die Erkenntnisse, die nach dem Abheben der geschweiften Dachhaut des Turms sichtbar wurden. Gegen den aktuellen Trend der Zurückhaltung beim Bauen konnte inzwischen der marode Kirchturm vollständig saniert werden. Die zuletzt– auch infolge der Bauschäden – eher sporadisch genutzte Kirche soll zu einem gemeindlichen Zentrum aufgewertet werden. In dem jetzt anstehenden nächsten Bauabschnitt ist neben der Sanierung des Kirchenschiffes auch der Einbau einer Küche und einer Toilette vorgesehen. Eines der schon jetzt stattfindenden Highlights ist die „Familienkirche“, ein vor allem von jungen Familien genutzter Gemeindekreis, der sich monatlich zu unterschiedlichen Anlässen trifft. Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg unterstützte bei der Rekonstruktion der Turmzier, dem wieder aufleuchtenden „Wahrzeichen“ des Ortes. Die Gemeinde ist auch für die jetzt folgenden Bauaufgaben auf unser aller Unterstützung angewiesen.
Adresse der Kirche: Gutenpaarener Dorfstraße, 14669 Ketzin/ Havel OT Zachow-Gutenpaaren
Kirchengemeinde: Ev. Pfarramt Ketzin/ Havel, Tel. 033233 – 80568, http://www.ev-kirche-ketzin.de/
Spendenkonto: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.
Evangelische Bank – IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90
Verwendungszweck: Kirche Gutenpaaren