Dorfkirche Groß Lüben
Steckbrief
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19336 Bad Wilsnack OTGroß Lüben | Prignitz |
Neugotischer Ziegelbau von 1904, die Turmspitze fiel 1984 einem Sturm zum Opfer und wurde 2012 wiedererrichtet, Kirchenarchivtruhe mit eingeklebten Heiligenbildern von 1502, Ausstellung zur Dorf- und Kirchengeschichte | Für Führungen bitte melden bei Doris Weiß, Dorfstr. 25, Tel. 038791-6368, Gruppen auch über das Ev. Pfarramt Rühstädt, Pfarrer N. Merten, Tel 038791-2775 |
Förderverein Kirche Groß Lüben e.V. Frau Ulrike Behr Tel.: 0157 - 101 81 65 E-Mail: ulbehr@web.de |
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Dorfkirche Groß Lüben
Dorfkirche des Monats September 2006
In der Nacht vom 11. auf den 12. Juli 1984 zog ein heftiger Sturm über die westliche Prignitz. Am nächsten Morgen bot die Dorfkirche von Groß Lüben einen jammervollen Anblick: Die zwanzig Meter hohe Turmspitze war herabgestürzt und hatte auch die nördliche Dachhälfte des Kirchenschiffes schwer beschädigt. Zuvor begonnene Reparaturarbeiten an der maroden Turmkonstruktion waren von den DDR-Behörden behindert worden. Und nur dem Einsatz des damaligen Superintendenten Dr. Woronowicz ist es zu verdanken, dass nach der Katastrophe die Schäden am Dach beseitigt wurden und der Turmstumpf wenigstens ein Notdach erhielt.
Bereits im Mittelalter gab es in Groß Lüben eine Kirche. Als 1383 das Gotteshaus im benachbarten Wilsnack von dem Ritter Heinrich Bülow in Brand gesteckt wurde, zog sich der Wilsnacker Pfarrer mit seiner Gemeinde für einige Tage nach Groß Lüben zurück, um hier Quartier zu finden.
Die alte Kirche wurde den Einwohnern jedoch gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu klein und so wurde der königliche Baurat Stoof aus Charlottenburg mit den Entwürfen für einen Neubau beauftragt. Der Kirchenneubau wurde am 3. Juni 1904 geweiht; die Baukosten betrugen ca. 50.000 Mark ñ für die damalige Zeit eine stattliche Summe. Entstanden war ein neugotischer kreuzförmiger Backsteinbau mit polygonaler Apsis und ñ einem 40 Meter hohen Turm, der bis zu seiner Zerstörung als der „spitzeste“ Kirchturm der Prignitz galt und eine herrliche Aussicht über die Niederung des kleinen Flüsschens Karthane und über die Elbtalaue bot. In ihrer Formensprache nimmt die Groß Lübener Kirche direkten Bezug auf die nahegelegene Wilsnacker Wunderblutkirche.
Auch für die Innenausstattung scheute die Gemeinde keine Kosten. Die Ausmalung sowie die Entwürfe für die Kirchenfenster stammen von August Oetken, dem Hofmaler Kaiser Wilhelms II. und auch die gesamte Ausstattung wurde neu geschaffen.
Aber auch aus dem Vorgängerbau blieb ein wertvolles Stück erhalten: eine hölzerne Archivtruhe mit eingebautem Kastenschloss, die wohl zu Beginn des 16. Jahrhunderts hergestellt sein dürfte. Auf der Innenseite des Truhendeckels finden sich aufgeklebte Holzschnitte, die Szenen aus Heiligenlegenden zeigen und aus einem Buch ausgeschnitten wurden, das 1502 in Straßburg gedruckt wurde. Ähnliche Abbildungen aus dieser Zeit sind bisher in Norddeutschland fast unbekannt.
Seit September 2003 engagiert sich der Förderverein Kirche Groß Lüben e.V. für den Wiederaufbau der historischen Turmspitze. Auch das damals errichtete Notdach wird zunehmend baufällig und undicht. Statt eines erneuten Provisoriums möchten die Groß Lübener die ursprüngliche Bekrönung rekonstruieren. In bewundernswerter Weise hat der Verein begonnen, die Kirche für Besucher zu öffnen, ein anspruchsvolles, abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm zu organisieren und das Gebäude zu einem geistig-kulturellen Mittelpunkt des Ortes zu machen. Bereits über 20.000 Euro konnten als Spenden eingeworben werden. Doch reicht dies noch lange nicht aus, um das Bauvorhaben realisieren zu können. Anträge auf Förderung wurden bisher abschlägig beschieden. Der „Neubau“ eines nicht mehr existierenden Turmes fällt nicht in den Zuständigkeitsbereich der Denkmalpflege. Auch der Förderkreis Alte Kirchen sah sich bisher nicht in der Lage, finanzielle Hilfe zu leisten. Notsicherungen an anderen Orten hatten Priorität. Bisher stärkte jedoch jede Absage bei den Groß Lübenern den Ehrgeiz, es trotzdem zu schaffen. Das Engagement für den Kirchturm verdient großen Respekt. Wir wünschen Erfolg!
Zum Weiterlesen: Märkische Allgemeine vom 22. Januar 2007: Verein will sichtbares Ergebnis liefern Märkische Allgemeine vom 27. März 2007: Die spitzeste Kirchturmspitze der Prignitz Der Prignitzer vom 19. März 2009: Kosmetik für die Kirche Der Prignitzer vom 05. Februar 2010: Baugenehmigung für Kirchturmspitze Märkische Allgemeine vom 28. Juni 2010: Groß Lübener sammeln Geld für Bauvorhaben am Gotteshaus Märkische Allgemeine vom 02. August 2011: Finanzspritze für die Turmspitze Mitteilungsblatt Dezember 2011: Lob der Beharrlichkeit Märkische Allgemeine vom 10. Mai 2012: Ablauf des Turmspitzenbaus für Groß Lübener Kirche vorgestellt Der Prignitzer vom 11. Mai 2012: Kirchturmspitze kommt früher und wird teurer Pressemitteilung Oktober 2012: Aufsetzen der Groß Lübener Kirchturmspitze am Freitag, 12. Oktober 2012 Märkische Allgemeine vom 15. Oktober 2012: Groß Lübener Kirche bekam nach 28 Jahren ihre Turmspitze zurück