Kirchenruine Flieth
Steckbrief
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17268 Flieth-Stegelitz | Uckermark |
Gesicherte Ruine der zum Ende des 2. Weltkriegs zerstörten mittelalterlichen Feldsteinkirche. | Die Ruine ist nicht frei zugänglich. Der Innenraum ist durch eine Lattentür einsehbar. |
Kirchenruine Flieth
Dorfkirche des Monats Mai 2013
Der heutige Besucher findet auf dem Friedhof des uckermärkischen Dorfes Flieth lediglich eine ñ wenn auch malerische ñ Kirchenruine. Die Mauer des Kirchenschiffes aus ehemals verputzten Feldsteinen ist einschließlich des Chores bis in Traufhöhe erhalten. Die Spitze des querrechteckigen Turmschaftes, auf deren einen Ecke ein Storchennest thront, erscheint wie mit einem Messer abgeschnitten. Dass der filigrane Triumphbogen noch immer das Kirchenschiff überspannt, grenzt an ein Wunder. Aus Mangel an schriftlichen Überlieferungen lässt es sich nicht mit letzter Sicherheit sagen, aber vermutlich war diese Kirchenruine einmal das Gotteshaus eines nur kurze Zeit bei dem Dorf Flieth existierenden Nonnenklosters.
Nach einer Urkunde aus dem Jahr 1269 ñ der einzig erhaltenen ñ stattete der Ritter Heinrich von Stegelitz ein von ihm gegründetes Benediktinerinnenkloster mit Besitz unter anderem in Marienvlete, dem heutigen Flieth, aus. Leider jedoch hatte der stolze Ritter, der hier sicher eine Grablege für seine Familie schaffen wollte, die Rechnung ohne den brandenburgischen Markgrafen gemacht. Klostergründungen waren zu dieser Zeit ausschließlich dem Landesherren vorbehalten und so wurde der laut Urkunde bereits vorhandene Konvent wieder aufgelöst. Die Nonnen siedelten vermutlich in die Zisterzienserklöser Boitzenburg und Seehausen um. Nur eine kurze Episode also. Ob bereits mit dem Bau der eigentlichen Klosteranlage begonnen worden war, lässt sich nirgend nachweisen. Und auch die Vermutung, die Fliether Kirche wäre mit der ehemaligen Klosterkirche identisch, stützt sich lediglich auf den damals verwendeten Ortsnamen Marienvlete. Allerdings ist der Grundriss des Fliether Kirchengebäudes mit seinen Maßen von 36 mal 12 Metern schon recht stattlich und von der Größe her der ebenfalls zerstörten Klosterkirche in Boitzenburg vergleichbar.
Nach schweren Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg wurde die noch immer unter dem Patronat der Familie von Stegelitz stehende Fliether Dorfkirche wieder aufgebaut und erhielt 1714 einen barocken Turm. Durch die Kriegswirren nicht betroffen war wohl der Innenraum, denn es hatte sich ein bemerkenswerter Renaissance-Altaraufsatz aus dem Jahr 1601 erhalten, der einer Werkstatt in Lübeck zugeschrieben wurde. Der Prenzlauer Pfarrer und Heimatforscher Rudolf Ohle schrieb 1913 über die Fliether Kirche, sie gehöre zu den wenigen, „in denen uns sofort ein behagliches Fluidum umfängt“. Den erwähnten Altaraufsatz bezeichnete er als „das verkörperte Hohelied auf die Schönheit der Farbe und Form“.
Ende April 1945 wurde die Fliether Kirche nach einem russischen Fliegerangriff beschädigt und brannte aus. Dabei ging auch die gesamte Ausstattung verloren. Im Jahr 2001 fanden Sicherungsmaßnahmen statt, die sich jedoch auf das nötigste beschränkten. Bald danach hatte sich der Zustand der Kirchenruine jedoch dramatisch verschlechtert. Wiederholt fielen Ziegel aus der Mauerkrone, was wegen des den Bau umgebenden Friedhofes zur Gefahr für Leib und Leben der Besucher wurde.
Im vergangenen Jahr 2012 war es, auch Dank der Unterstützung durch den Förderkreis Alte Kirchen, möglich, die Mauerkrone durch eine Zinkblechabdeckung zu sichern. Für das laufende Jahr sind nun umfassende Sicherungsmaßnahmen am Turmstumpf vorgesehen. Wie bereits in der Vergangenheit sollen in der Kirchenruine Flieth auch weiterhin Gottesdienste und Konzerte unter freiem Himmel stattfinden.
Weitere Informationen: Evangelisches Pfarramt Gerswalde; Ziegenwinkel 18; 17291 Gerswalde; Tel.: (03 98 87) 2 27