Dorfkirche Egsdorf
Beitragsbild: Annegret Gehrmann
Steckbrief
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15926 Luckau, OT Egsdorf | Dahme-Spreewald |
Feldsteinbau des 14. Jh., Turm um 1700, Barockaltar aus ungefasstem Lindenholz | Schlüssel bei Hans-Jörg Müller, Egsdorf Nr. 3, Tel. 03544-12032 |
Egsdorf liegt etwa sechs Kilometer südöstlich der Kleinstadt Luckau. Die Bausubstanz seiner Dorfkirche ist in wesentlichen Teilen noch aus der Entstehungszeit erhalten und damit ein wertvolles Zeugnis mittelalterlicher Baukultur in der Niederlausitz. Der kleine, rechteckige Saalbau aus unregelmäßigem Feldsteinmauerwerk stammt aus dem frühen 15. Jahrhundert.
Besonders bemerkenswert ist das mittelalterliche Dachtragwerk der Kirche, das hier im Gegensatz zu vielen anderen vergleichbaren Objekten die Zeit des Dreißigjährigen Krieges offenbar einigermaßen unbeschadet überstanden hat. Dendrochronologische Untersuchungen sprechen für eine weitestgehende Fertigstellung der Kirche im Jahr 1408, denn das Fälldatum der ältesten Bauhölzer im Dachstuhl konnte auf den Winter 1406/07 datiert werden. Aufgrund der Dachkonstruktion als sog. Kreuzstrebendach kann man zudem davon ausgehen, dass Egsdorf ein indirekt erhaltenes Beispiel für die Ausbildung einer Holztonne über dem Altarraum darstellt.
Aus der Bauzeit haben sich auch die beiden Zugänge auf der Nordseite erhalten. Die Tür des westlichen Portals lässt sich von innen mit einem langen hölzernen Querbalken verriegeln. In der Ostwand ist noch die ursprüngliche Dreifenstergruppe ablesbar, und auch die spitzbogige Sakramentsnische im Inneren gehört sicher in die Entstehungszeit der Kirche.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg, der in Egsdorf sehr große Schäden anrichtete, waren auch Arbeiten an der Kirche notwendig. Dabei wurden die Fenster vergrößert und auf der Südseite eine inzwischen wieder abgerissene Gruft angebaut. Um 1730 setzte man dann den westlichen Dachturm mit seiner geschweiften Haube auf.
Die schlichte Innenausstattung weist mit Ausnahme der Bänke komplett ungefasste Holzoberflächen auf. Vom Altaraufsatz aus der ersten Hälfte des 18. Jh. ist nur noch der obere Teil vorhanden. Um ca. 100 Jahre später auf der darüberliegenden Ostempore eine Orgel aufstellen und sie auch sehen zu können, wurde der Altaraufsatz eingekürzt. Heute zeigt er im Mittelfeld ein Kruzifix und in den seitlichen Wangen Engel mit Leidenswerkzeugen. Die Schnitzfiguren der vier Evangelisten hatten am originalen Altar einen anderen Standort. Wohl schon im 16. Jh. entstanden die Ost- und Nordempore.
Bemerkenswert sind die beiden Glocken. Die größere stammt aus dem Jahr 1461. Ihre ins Deutsche übertragene Inschrift lautet: „Maria hilf im Jahre 1461. o Christus, König der Ehren komme in Frieden“. Gegen Ende des 2. Weltkrieges sollte sie für Kriegszwecke eingeschmolzen werden und wurde nach Hamburg gebracht, wo sie nach Kriegsende im Hafen wiedergefunden werden konnte. Die kleine Glocke von 1521 trägt die Inschrift „Fromm ergebenen Sinn, Gott die Ehre und des Vaterlandes …“
Von 1964 bis 1967 fanden umfangreiche Umbau- und Renovierungsarbeiten statt. Man entfernte u.a. die Kanzel und die Altarschranken sowie das Gestühl im Altarraum.
Die letzten größeren Bauarbeiten erfolgten in den Jahren 1993 bis 1996. Damals wurden die Dachdeckung, die Turmverbretterung und der Turmaufsatz der Kirche sowie beide Türblätter erneuert und der südliche Anbau abgerissen.
Leider schenkte man der historischen Dachkonstruktion keine Beachtung. Ihre Fußpunkte sind stark geschädigt und müssen weitreichend denkmalgerecht repariert werden. Die darunterliegenden Mauerlatten sind kaum noch vorhanden. Im Zuge der Sanierung wurde nun deutlich, daß die Deckenbalken unter dem später aufgesetzten Dachturm nicht mehr tragfähig und teilweise stark zerstört sind. Das erfordert komplett neue Überlegungen zur Statik in diesem Bereich, die neue Planungen inkl. Erweiterung des bisherigen Bauantrages nach sich zieht. Die daraus resultierenden Kosten sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt völlig unklar und überfordern die kleine Kirchgemeinde bei weitem.
Eine Fortsetzung der Arbeiten am historisch wertvollen Dachstuhl der Dorfkirche Egsdorf ist nur mit weitreichender finanzieller Hilfe möglich. Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. unterstützt die Sanierung und bittet um Ihre Mithilfe.
Weitere Informationen:
Frau Annegret Gehrmann; Tel.: 035454-393 – Mail: gehrmann.langengrassau@freenet.de
http://www.kirchen-luckauer-niederlausitz.de/
Spendenkonto: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.
Evangelische Bank – IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90
Verwendungszweck: Dorfkirche Egsdorf