Dorfkirche Breddin
Steckbrief
|
|
16845 Breddin | Ostprignitz-Ruppin |
Feldsteinbau des 13. Jh., erweitert Mitte 19. Jh. | Die Kirche ist von April bis Oktober täglich von 9 - 17 Uhr geöffnet. |
Dorfkirche Breddin
Dorfkirche des Monats Juli 2018
Über den Bau und die Entstehungszeit der zahlreichen mittelalterlichen Feldsteinkirchen in der Mark Brandenburg gibt es so gut wie keine gesicherten Überlieferungen. Die ersten urkundlichen Erwähnungen der von den Kolonisten angelegten Orte sind in der Regel Bestätigungen über Besitzverhältnisse, wie zum Beispiel den Verkauf oder die Verpfändung eines Dorfes. Das Alter des jeweiligen Gotteshauses lässt sich daraus in der Regel nicht erschließen. Bei der Datierung helfen seit einigen Jahren wissenschaftliche Methoden wie zum Beispiel die Dendrochronologie, d.h. die Altersbestimmung hölzerner Bauteile anhand der vorhandenen Jahresringe.
In Breddin (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) ist der Zeitpunkt der Kirchenweihe allerdings durch einen spektakulären Fund, der beim Umbau der Kirche im Jahre 1846 gemacht wurde, genauestens bekannt. In einem sogenannten Sepulcrum (Reliquiengrab) im Altaraufbau fand sich die originale Weiheurkunde des Havelberger Bischofs aus dem Jahr 1273: „Wir Heinrich, Bischof von Havelberg, haben geweiht diese Kirche und den Altar zu Ehren der Seeligen Ö Darin werden aufbewahrt die Reliquien des St. Nikolaus, der Maria Magdalena, der seligen Jungfrau Katharina und von anderen Märtyrern und Heiligen, deren Namen wir nicht kennen. Geschehen an den 9. Kalenden des Oktobers Ö im 2. Jahr unseres Pontifikats.“ Ab 1284 gehörte Breddin durch Schenkung der brandenburgischen Markgrafen Otto und Konrad dem Havelberger Domkapitel, dem bis 1819 auch das Kirchenpatronat zustand. Mit fast 600 Einwohnern zählt es heute zu den größeren Dörfern der Prignitz.
Im Ursprung ist die Breddiner Dorfkirche ein rechteckiger, einschiffiger Feldsteinbau mit einem Westquerturm, dessen oberer Teil zu Anfang des 16. Jahrhunderts erneuert wurde. Bei dem erwähnten Umbau 1846/47 wurde das Kirchengebäude durch Hinzufügung eines Querschiffes mit halbrunder Apsis romanisierend zur kreuzförmigen Anlage erweitert. Die vorhandenen Fenster wurden korbbogig vergrößert und der Innenraum neu gestaltet. Ein Altargemälde zeigt als Kopie nach einem italienischen Meister Christus im Garten Gethsemane. Die Orgel schuf der Potsdamer Orgelbaumeister Carl Ludwig Gesell im Jahre 1869.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden Kirche und Ausstattung beschädigt. Mit den damals möglichen bescheidenen Mitteln konnten in den fünfziger Jahren Reparaturarbeiten durchgeführt werden. Eine umfassende Instandsetzung erfolgte ab 1998 mit der Erneuerung der Dächer von Turm und Kirchenschiff. Für einen die Fassaden und den Innenraum umfassenden zweiten Bauabschnitt stehen jetzt Fördermittel aus dem LEADER-Programm der Europäischen Union in Aussicht.
Da „normale“ Instandsetzungsarbeiten an denkmalgeschützten Kirchengebäuden derzeit von der EU nicht gefördert werden, entstand im Gemeindekirchenrat die Idee zu einer umfassenden Ausstellung zur Dorf- und Kirchengeschichte. Mit der einzigen erhaltenen Weiheurkunde einer Prignitzkirche besitzt das Dorf ein bedeutsames Alleinstellungsmerkmal. Zudem existiert eine mehr als 250 Seiten starke Dorfchronik aus dem Jahre 1958, in der eine Fülle von Fakten zur Geschichte Breddins zusammengetragen wurde. Im Geleitwort dieser Chronik schreibt der Verfasser Otto Wostmann: „Möge die Dorfgeschichte die Liebe zu unserem Dorfe, zu unserer Heimat und das Verständnis für das Vergangene, das Gewordene und das Kommende vertiefen und festigen!“ Mit der Erstellung einer Konzeption für die geplante Exposition wurde die Theologin Dr. Carina Brumme beauftragt, die von einer Planungsgruppe der Kirchengemeinde begleitet wird. Im südlichen Anbau des Kirchenschiffes soll die Ausstellung über die Kirchengeschichte informieren, während im Außengelände Tafelelemente zur Dorfgeschichte, ein von Grundschülern im Keramikplatten gestaltetes Spiel „Himmel und Hölle“ sowie ein kleiner Rastplatz geplant sind.