Dorfkirche Pinnow (OHV)
Steckbrief
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16556 Borgsdorf OT Pinnow | Oberhavel |
Backsteinerner Stüler-Bau im Rundbogenstil mit vorgestelltem Turm von 1859/62, Radfahrerkirche | Geöffnet vom 1. Mai bis 26. Sept. Sa u. So von 14 - 17 Uhr offen, www.kirche-pinnow.de |
Wenn Pfarrerin Ulrike Telschow in Borgsdorf-Pinnow (Oberhavel) zum Gottesdienst kommt, schaut sie erst einmal nach oben auf den Turm. Sind da oben wieder womöglich Ziegel abgebrochen? Meist fand man die Bruchstücke neben dem Eingang und daher ist dieser Bereich seit Monaten mit Flatterband abgesperrt. „Die Kirche ist zum Glück begehbar“, sagt die Pfarrerin, „und auch den traditionellen Kultursommer wird es 2023 wieder geben.“ Gleichwohl ist sie froh, dass die mit fast einer halben Million Euro sehr teure Sanierung des Turms in diesem Frühjahr starten kann. Denn das viele Geld konnte größtenteils beschafft werden. Auch der Förderkreis Alte Kirchen möchte sich an der Finanzierung beteiligen.
Die Sanierung des erst vor drei Jahrzehnten restaurierten Turms ist deshalb so aufwendig, weil nicht nur die Kirche, sondern auch dieser Turm selbst ein ganz besonderes kulturelles Erbe ist. Das Gotteshaus wurde im Jahr 1862 nach den Plänen von Friedrich August Stüler, dem Schüler Schinkels, im neoklassizistischen Stil gebaut. Dabei hat der preußische Baurat nicht bloß die Fassade der Kirche mit gelben Ziegeln aus dem nahen Birkenwerder errichtet, sondern auch den dreistufigen Turm mit einem Dach aus speziell geformten gelben Ziegeln gekrönt. Statt der üblichen Dachpfannen gibt es in Pinnow also ganz oben eine aufwändig konstruierte Turmhaube. Und exakt diese ungewöhnliche gelbe Haube, die etwa 10 Meter hoch ist, sorgt nun für einen großen Teil der Kosten.
Es gibt noch eine weitere Spezialität bei diesem Kirchengebäude: Mit der jetzigen Sanierung muss eine frühere Maßnahme teuer korrigiert werden. Das Äußere der Kirche, die in der DDR-Zeit verfiel und daher fast abgerissen worden wäre, wurde in den neunziger Jahren renoviert. Das Gotteshaus erhielt auch wieder seinen Turm mitsamt der ungewöhnlichen Haube, doch dabei wurde ein zu harter Zementmörtel für die eher weichen Ziegelsteine verwendet. Dies führte dazu, dass der Mörtel zwar intakt blieb, die Ziegel aber das Wasser aufsaugten und bei Frost bröckelten.
Als vor rund zwei Jahren die ersten Brocken vom Turm fielen, war das Entsetzen groß. Denn der Förderverein unter der Leitung von Klaus Sokol hatte gerade nach fast zwei Jahrzehnte langer Arbeit das Innere der Kirche wunderschön restauriert. Nicht nur der blaue Sternenhimmel erstrahlte wieder in der Apsis, auch sämtliche Wände glänzten im filigranen Marmor-Imitat. Der Verein fühlte sich vom Turm-Debakel überfordert, er wollte nicht schon wieder von vorn beginnen mit einer teuren Sanierung. Also wurde zunächst von Fachleuten eine billigere Variante erwogen, etwa eine Verkleidung der Turmhaube mit Blech. Es war indes klar, dass die Denkmalschützer dies nicht akzeptieren würden. Zudem wäre es auch eine Peinlichkeit gewesen, diesen Stüler-Bau, der innen so schön geworden ist, außen auf eine derart knickrige Weise zu verunstalten. Hinzu kommt, dass Pinnow die erste brandenburgische Radfahrer-Kirche war, weil sie nicht weit vom Radweg Berlin-Kopenhagen entfernt ist.
Statt der früher geschätzten knapp 300.000 Euro summieren sich nun die Kosten der Sanierung auf fast 500.000 Euro. Mit einem Mix aus Fördergeldern ist es der Kirche, der Kommune sowie Landes- und Bundespolitikern gelungen, diese Summe schon fast aufzubringen. Den größten Brocken stiftet der Bund aus einem Sonderprogramm zum Denkmalschutz. Hinzu kommen diverse Geldgeber aus Kirche und anderen Behörden. Beim Förderkreis Alte Kirchen wurden 5.000 Euro beantragt.
Weitere Informationen: Pfarrerin Ulrike Telschow, Tel. 0160 – 9527 8013 Mail: ulrike.telschow@gemeinsam.ekbo.de oder buero@kirche-borgsdorf.de
Ihre Spende mit dem Stichwort Pinnow überweisen Sie bitte auf das Konto des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. bei der Evangelischen Bank.
IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90 – BIC: GENODEF1EK1