Dorfkirche Altgolßen
Steckbrief
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15938 Golßen OT Altgolßen | Dahme-Spreewald |
Feldsteinbau des 14. Jh. auf slawischem Burgwall, um 1900 tiefgreifender Umbau, verbretterter Glockenturm 18. Jh., Friedhof mit sehenswerten historischen Grabmalen (18./19. Jh.) | Schlüssel bei Michael Freitag, Dorfstr. 64, Tel. 035452-15948, oder 0170-2363251 |
„Altgolßen, Du mein Heimatdorf, den Gruß entbiet ich dir! Du bleibst, mein liebes Heimatdorf, stets meines Herzens Zier.“ Mit diesen Worten beginnt das „Altgolßener Heimatlied“; es zeigt, dass die Bewohner auf ihren Ort „wo zwischen Kirche, Berg und Schloss der Bürgerfleiß ist groß“ recht stolz sind.
Erstmals urkundlich erwähnt wird Alden-Golßin im Jahr 1449. Dass die Siedlung noch älteren Ursprungs ist, darauf verweist das Kirchengebäude aus unregelmäßigem Feldsteinmauerwerk, durchsetzt mit Backsteinbruchmaterial, das bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts entstand und auf einem wiederum etliche Jahrhunderte älteren slawischen Burgwall errichtet wurde. Der auf der Westseite separat stehende verbretterte Glockenturm kam erst im 18. Jahrhundert hinzu. Die ungewöhnlich großen Fenster wurden im Zuge umfangreicher Umbauarbeiten in den Jahren 1899 bis 1901 eingebrochen. Auch der Innenraum ist von der damaligen Renovierung geprägt. An älteren Ausstattungsstücken haben sich ein schlichter, aber schöner Kanzelaltar aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie ein Kruzifixus aus dem 17. Jahrhundert erhalten.
Der erwähnte slawische Ringwall – umgeben von stattlichen alten Bäumen – dient bis heute als Friedhof. Im nordöstlichen Teil und auf der Südseite der Kirche haben sich hier fünfzehn historische Grabdenkmäler aus Sandstein erhalten – ein für das südliche Brandenburgs nahezu einmaliges Ensemble. Zwischen 1725 und 1803 wurden hier Angehörige der Patronatsfamilien des mehrfach geteilten Rittergutes Altgolßen beigesetzt. Das Ensemble bietet in seiner Geschlossenheit ein beeindruckendes Zeugnis der Grabmalkunst zwischen Barock, Rokoko und Klassizismus und der ehemals kursächsischen Friedhofskultur. Obwohl die Grabmale bereits 1985 Aufnahme in die Denkmalliste des Kreises Luckau fanden, waren sie – zum Teil verborgen hinter dichtem Strauchwerk – noch etliche Jahre dem Verfall preisgegeben. Der empfindliche Sandstein war verwittert, stark vermoost und zum Teil zerschlagen und zerbrochen. Manche der Denkmäler waren nur noch fragmentarisch oder als Trümmer im Gras erhalten. Zwischen 2005 und 2008 konnten die wertvollen Grabmale – unter anderem dank einer großzügigen Förderung aus Denkmalmitteln des Landkreises Dahme-Spreewald – umfassend restauriert werden.
Die Entscheidung des Gemeindekirchenrates zur Rettung des historischen Friedhofs und seiner Denkmäler war mutig. Bereits damals war deutlich sichtbar, dass auch das Kirchengebäude selbst dringenden Instandsetzungsbedarf aufwies. Vermutlich von Anfang an hatte die auf dem künstlich aufgeschütteten Burgwall errichtete Feldsteinkirche statische Probleme, da der Untergrund sich im Laufe der Zeit absenkte. Bereits seit Jahrhunderten sollen drei mächtige Strebepfeiler die westliche Giebelwand stabilisieren. Da diese Stützpfeiler jedoch nur vorgesetzt und nicht mit dem Mauerwerk verbunden sind, haben sich breite Fugen gebildet, in die Wasser eindringen kann, das wiederum im gefrorenen Zustand den Steinverband sprengt und weiter schädigt. Teile des Mauerwerks sind bereits herausgebrochen. Notwendige Sicherungs- und Instandsetzungsarbeiten lassen sich nun nicht mehr auf die lange Bank schieben; sie sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.
Weitere Informationen: Evangelisches Pfarramt Golßen; Pfarrer Martin Nikolitsch; Schulstraße 13; 15938 Golßen; Tel.: 035452-717; Mail: martinnikolitsch@web.de