Dornröschenschlaf oder Ruine

Albrecht von Alvensleben ist Landwirt in Falkenberg bei Fürstenwalde, Bauausschussvorsitzender des Kirchenkreises Oderland-Spree und Mitglied der Kirchenleitung der EKBO.

Das Schicksal der Dorfkirche Ringenwalde ist offen

Dorfkirche Ringenwalde, Ansicht von Südwesten

Die Sanierung der Dorfkirchen in der Zeit nach der friedlichen Revolution ist eine Erfolgsgeschichte. Von den über 1900 Kirchen und Kapellen, darunter 1600 unter Denkmalschutz stehende Sakralgebäude in unserer Landeskirche wurden seitdem über drei Viertel wiederhergestellt.

So ähnlich ist auch die Situation in der Gesamtkirchengemeinde Haselberg am Rande der Märkischen Schweiz. Die Kirchengemeinde hat rund 560 Gemeindeglieder und 13 historische Dorfkirchen. Das sind im Durchschnitt 43 Gemeindeglieder pro Kirche. Die Kirchengemeinde ist auch für Brandenburger Verhältnisse sehr ländlich.

Die meisten dieser Kirchen wurden in den vergangenen Jahren saniert. Es fanden umfangreiche Baumaßnahmen statt, so dass sie sich in einem guten bis sehr guten Zustand befinden. Um das Geleistete gebührend zu würdigen, seien diese hier genannt. Es betrifft die Kirchen in Frankenfelde, Sternebeck, Lüdersdorf, Biesdorf, Reichenberg, Pritzhagen, Reichenow und Möglin. Diese Erfolgsgeschichte wurde durch den großen Einsatz von Kirchengemeinde, Kirchenkreis und Landeskirche, Fördervereinen, öffentlichen Fördermittelgebern und Stiftungen ermöglicht.

Die Kirchen in Haselberg und Schulzendorf wurden zwar nicht kürzlich saniert, befinden sich aber in einem gut nutzbaren Zustand, so dass derzeit kein akuter Handlungsbedarf besteht, auch wenn natürlich im Blick behalten werden muss, dass künftig auch hier Baumaßnahmen notwendig werden, um fernere Schäden zu vermeiden.

Die Kirche in Batzlow hat einen erheblichen Sanierungsbedarf, aber auch eine klare Perspektive. Noch in diesem Jahr soll ein erster Bauabschnitt durchgeführt werden; eine Förderung durch das Land Brandenburg ist geplant.

In Harnekop ist die Kirche seit Mitte der achtziger Jahre durch die Bauaufsichtsbehörde gesperrt und befindet sich seitdem in einer Art Dornröschenschlaf. Ein vor einigen Jahren gegründeter Förderverein hat sich zum Ziel gesetzt, die Kirche wieder für kirchliche und kulturelle Zwecke nutzbar zu machen.

Besondere Sorgen bereitet derzeit die Kirche in Ringenwalde. Sie ist ein Feldsteinquaderbau mit eingezogenem Rechteckchor aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, inmitten eines mit Feldsteinmauern umfriedeten Kirchhofes, der weiterhin als Friedhof genutzt wird. Zwar hat die Kirche den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstanden, jedoch traten durch Schwammbefall und Feuchteeintritt zunehmend gravierendere bauliche Mängel auf, die immer wieder nur notdürftig repariert werden konnten. Eine letzte Notsicherung des Turmes fand im Jahre 2010 statt.

Inzwischen ist die Kirche in einem beklagenswerten baulichen Zustand.

Dachsteine fallen herunter, Sicherungsmaßnahmen zum Schutz der Besucher des Friedhofes werden nötig. Seit mehr als zehn Jahren finden keine Gottesdienste mehr in der Kirche statt. In dem kleinen Ort leben nur noch wenige Kirchenmitglieder. Diese können zu Gottesdiensten ins benachbarte, zwei Kilometer entfernte Reichenberg gehen. Hier befindet sich auch der Ringenwalder Taufengel aus dem 18. Jahrhundert. Derzeit prüft die Kirchengemeinde gemeinsam mit den Denkmalbehörden und kirchlichem Bauamt, wie mit dem bedeutenden Renaissancealtar umgegangen werden kann. Möglich wäre, nach der Sanierung der Kirche Batzlow, den Altar dort aufzustellen.

Schwierige Zeiten also für die Kirche in Ringenwalde. Ähnliches hat sie in früheren Jahrhunderten auch schon erlebt. Ursprünglich war sie eine Patronatskirche des Zisterzienserinnenklosters Friedland im heutigen Altfriedland. Die massive Bauweise und das gleichmäßig behauene und sorgfältig gearbeitete Feldsteinmauerwerk sollten die Bedeutung des Klosters auch im entfernter liegenden Ringenwalde, zur Ehre Gottes, weithin für jedermann sichtbar machen. Einen besonderen Einschnitt stellte die Reformation dar. Im Jahre 1540 mussten die Nonnen die kurfürstliche Kirchenordnung annehmen und das Kloster wurde aufgelöst. Klosterkirche und Klosteranlage in Altfriedland verfielen, denn es gab eine weitere Kirche in Altfriedland, die Klosterkirche wurde nicht mehr benötigt. Nicht so die Kirche in Ringenwalde. Sie blieb Patronatskirche unter wechselnden Patronatsherren und wurde evangelische Dorfkirche. Auch den Dreißigjährigen Krieg, in dem ganze Dörfer zerstört und viele Kirchen zu Ruinen wurden, überstand sie, ebenso wie den Zweiten Weltkrieg. Heute scheint sich das Blatt zu wenden. Bereits 1734 wurde die Klosterkirche in Altfriedland wieder aufgebaut, nachdem die dortige Stadtkirche abgerissen werden musste. Gerade erst wurde sie aufwändig saniert, eine Perspektive, die für Ringenwalde in weiter Ferne zu liegen scheint.

Was ist aber dann die Perspektive für die Ringenwalder Kirche? Alle Freunde brandenburgischer Dorfkirchen werden sicherlich eine Sanierung und dadurch den Erhalt wünschen. Allerdings ist die Kirchengemeinde mit ihren bestehenden Aufgaben schon mehr als gefordert und wird aus eigener Kraft nicht einmal die laufende Bauunterhaltung für ihre zahlreichen Kirchen leisten können. Selbst wenn eine Sanierung gelänge und auch finanziert werden könnte, wie sollte die Zukunft des Denkmals aussehen? In den vergangenen zehn Jahren blieb die Kirche ungenutzt, auch als sie noch nutzbar war. Alternative, auch nichtkirchliche Nutzungen, scheinen sich in dem kleinen Ort nicht unbedingt aufzudrängen. Wäre eine Art Dornröschenschlaf, ähnlich wie bei der Kirche in Harnekop, eine Möglichkeit? Vermutlich wären auch dann regelmäßig Sicherungsarbeiten notwendig, die in Ringenwalde weitaus aufwändiger wären als bei der kleinen, turmlosen Kirche in Harnekop. Oder sollte die Kirche in Ringenwalde kontrolliert zur Ruine werden? In vergangenen Jahrhunderten wurden Kirchen immer wieder zu Ruinen, viele wurden später wieder aufgebaut, wie eben auch die Ringenwalder Mutterkirche, die Klosterkirche in Altfriedland. Auch die Versetzung einer Kirche in einen ruinösen Zustand wird Geld kosten, wenn von ihr keine Gefahr ausgehen soll. Wird es gelingen dafür Geldgeber zu finden? Wer käme für den Unterhalt der Ruine auf? Diese und andere Fragen sollten wir nicht nur kirchenintern diskutieren, sondern gezielt das Gespräch mit Entscheidungsträgern auf allen politischen Ebenen, sowie weiteren Interessierten suchen.

Wie gesagt, ist Haselberg eine sehr ländliche Kirchengemeinde und solche Sorgenfälle, wie die Kirche in Ringenwalde sind auch in unserer Landeskirche noch selten. Dennoch werden wir künftig häufiger feststellen müssen, dass all unsere Anstrengungen zum Erhalt unserer Dorfkirchen nicht ausreichen, zum einen, weil uns die finanziellen Mittel fehlen, zum anderen, weil wir keine vernünftigen Nutzungen haben.

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