Kinderbildnisse in märkischen Kirchen
Sophia und Christian von Bredow starben 1586 im zarten Kindesalter an der Diphterie. An sie erinnert ein Epitaph in der Pfarrkirche St. Laurentius in Rheinsberg. Mit gefalteten Händen und in anmutiger Haltung blicken die Kinder den heutigen Betrachter an. Dass die trauernden Eltern den Tod ihrer Nachkommen duldend und gottgegeben ertrugen, zeigt die auf das biblische Buch Hiob Bezug nehmende Inschrift: „Gott gab, Gott nahm / Sein hochgelobter Nam‘ / Werd ewiglich gepriesen!“
In einem kleinen Büchlein hat Antje Leschonski, Mitinitiatorin der Initiative „Dorfkirchensommer“, Kinderbildnisse in märkischen Kirchen zusammengetragen und verschiedene Autoren und Autorinnen um reflektierende Texte gebeten. In der frühen Neuzeit war die Kindersterblichkeit hoch und so ist es nicht verwunderlich, dass etliche der Kinderbildnisse von Grabsteinen und Epitaphien stammen.
Berührend ist der Grabstein für die Zwillingskinder Dietrichs von Brösigke und seiner Frau Agnes von Schlieben aus dem Jahr 1623 im südlichen Seitenschiff des Brandenburger Doms. In der Inschrift auf der Vitentafel ist zu lesen, dass „diese beiden Kinder als ein Söhnlein u(nd) ein Töchterlein thodt zur Welt geboren“ wurden. Dargestellt ist das Zwillingspaar schlafend. Die von Spitzenhauben bedeckten Gesichter strahlen Ruhe und Ergebung aus. Rüdiger von Schnurbein, ehemaliger Leiter des Brandenburger Dommuseums stellt fest, dass sich nach der Reformation langsam eine neue Art des Umgangs mit totgeborenen Kindern durchsetzte. Sie galten – da ungetauft – bisher als von der Erbsünde behaftet und wurden in ungeweihter Erde beigesetzt. Nun heißt es auf dem Rahmen des Grabsteins: „Auch ists für Euren Vater im Himmel nicht der Wille, dass jemand von diesen Kleinen verloren werde. Ein weniger trauriges Kunstwerk wählte Friederike von Kirchbach für ihre Betrachtung aus: Eine geschnitzte Maria im gotischen Schnitzaltar der Feldsteinkirche in Buckau trägt auf ihrem Arm das Jesuskind, das wiederum lächelnd und verklärt einen Vogel in den Händen hält. Vielleicht, so die Autorin, spielt diese Darstellung auf eine Legende aus den Apokryphen des Neuen Testamentes an, nach der der kleine Jesus aus Lehm geformten Vögeln das Leben einhauchte.
Es ist berührend, in dem kleinen Büchlein zu blättern, die Fotos zu betrachten und die zugehörigen Betrachtungen zu lesen. Und es regt dazu an, bei Kirchenbesichtigungen etwas genauer hinzusehen.
Unserer innigst geliebten Tochter. Kinderbildnisse in märkischen Kirchen. Herausgegeben von Antje Leschonski. Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2022. ISBN 978-3-96982-033-9; 79 Seiten; 12, – Euro