Buchtipp

Demerthin. Das Dorf – die Kirche – das Schloss

Demerthin – ein Dorf mit etwa 350 Einwohnern in der Prignitz, gelegen etwa 30 Kilometer südöstlich der Kreisstadt Perleberg und knapp 10 Kilometer nordwestlich von Kyritz, seit 2002 verwaltungstechnisch zur Amtsgemeinde Gumtow gehörend. Auf den ersten Blick ein Dorf wie viele andere. Rechtfertigt das ein ganzes Buch, verfasst von einer ganzen Reihe namhafter Kunst- und Regionalhistoriker, Denkmalpfleger, Restauratoren und Theologen? 

Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort Demerthin 1438. Fast fünf Jahrhunderte war das Dorf – mit einer Unterbrechung von nur wenigen Jahrzehnten – im Besitz der Adelsfamilie von Klitzing, deren Angehörige ein älteres sogenanntes „festes Haus“ bis 1604 zu einem imposanten Renaissanceschloss ausbauten und als Patronatsherren auch für den Unterhalt und die Ausstattung der Kirche verantwortlich zeigten. Diese beiden Kunstdenkmäler, beide in ihrer Erscheinungsform singulär im Nordwesten Brandenburgs, sind es denn auch, die Demerthin – zusammen mit der Familiengeschichte der von Klitzings – ein besonderes Interesse verleihen und dieser Publikation eine Berechtigung geben. 

Die Herausgeber Wolf Dietrich Meyer-Rath (langjähriger Regionalbetreuer des FAK für die Prignitz) sowie Friedrich von Klitzing, der leider das Erscheinen des Bandes nicht mehr erleben durfte, haben zahlreiche Fachautoren gewinnen können. 

In einer archäologischen Betrachtung wird die Vorgeschichte des Ortes beleuchtet, bevor die Historie des Dorfes erzählt wird. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Baugeschichte und Ausstattung der spätgotischen Feldsteinkirche gerichtet. Die umfangreichen mittelalterlichen Wandmalereien erfahren eine fundierte kultur- und frömmigkeitsgeschichtliche Interpretation und werden stilistisch im regionalen Kontext betrachtet. Dazu erfährt der Leser die Geschichte ihrer Entdeckung und Restaurierung und wird über Perspektiven ihrer Erhaltung informiert. Ein abschließender Beitrag zum Themenkomplex widmet sich dem wunderschönen barocken Kanzelaltar.

Dem Klitzingschen Schlossbau – ein „herausragendes Denkmal der Renaissancebaukunst in der Prignitz“ in seiner „fast unverändert erhalten gebliebenen bauzeitlichen Erscheinung“ – widmet sich ein weiterer Abschnitt  des Buches, der mit einem Überblick über die Familiengeschichte der aus der Altmark stammenden, erstmals 1312 in der Prignitz erwähnten Familie von Klitzing eingeleitet wird. Der Geschichte des Schlosses, des Wirtschaftsgutes und der Parkanlagen sind umfangreiche Untersuchungen gewidmet. Dabei wird leider festgestellt, dass sich trotz des außergewöhnlich gut erhaltenen Baukörpers von der Ausstattung des Hauses durch Plünderungen nach 1945 fast nichts erhalten hat. Nach Kriegsende entstanden im Schloss Wohnungen für Vertriebene, später zogen zusätzlich die Dorfschule und ein Lebensmittelladen ein. 

Während die Dorfkirche regelmäßig für Gottesdienste und Konzerte genutzt wird, ist die Perspektive für das Renaissanceschloss leider noch immer ungewiss. Die Außenhaut ist weitgehend saniert, auch einige Räume sind notdürftig wieder hergestellt. Was jedoch fehlt, ist eine realistische Nutzungsperspektive für das mächtige Gebäude. Die Kommune als Eigentümerin ist verständlicherweise mit dem Unterhalt überfordert. Dringender Handlungsbedarf und die Erstellung einer Machbarkeitsstudie werden angemahnt. 

Mit der Publikation liegt ein wichtiger Beitrag zur Prignitzer Regionalgeschichte vor, dem interessierte Leser zu wünschen sind!

Wolf-Dietrich Meyer-Rath und Friedrich von Klitzing (Hg.): Demerthin. Das Dorf – die Kirche – das Schloss. Lukas Verlag, Berlin 2021; ISBN 978-3-86732-364-2; 192 Seiten; zahlreiche farbige Abbildungen; Preis: 18, – Euro