Buchtipp

Berlin-Brandenburgische Querkirchen

Der Theologe und Autor Jörg Kunzendorf bat uns, darauf hinzuweisen, dass seine bereits 1992 erschienene Dissertation über die Universität Oslo, an der er promoviert hat, digital zugänglich ist: 

https://www.duo.uio.no/handle/10852/81171

Jörg Kunzendorf: Querkirchen in Berlin-Brandenburg. Studien zur Architektur evangelischer Kirchenräume seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts in Berlin und der Provinz Brandenburg. 

Ziel dieser Studie ist es, zu zeigen, warum quergerichtete Kirchenräume sich in Berlin und Brandenburg- Preußen zu einer wichtigen Bauform des protestantischen Kirchenbaus des 18. Jahrhunderts entwickelt haben. In Querkirchenräumen ist die Hauptachse auf das liturgische Zentrum hin die kürzere Achse. Daher stehen Kanzel und Altar an der Mitte der Breitseite. Der Kirchenraum dehnt sich also stärker nach seiner Breite als nach seiner Länge aus. Die ältesten protestantischen Querkirchen kennen wir aus dem reformierten Frankreich und aus den Niederlanden. Auch in Deutschland wurden früh quergerichtete lutherische Schlosskirchen gebaut. In Königsberg/Ostpreußen kamen beide Traditionen zusammen. Die in Königsberg wirksam gewordenen Einflüsse wurden anschließend in die Residenzstädte Berlin und Potsdam und von da aus in die Städte und Dörfer der Kur- und Neumark übertragen. Insgesamt wurden hier etwa 40 Querkirchen gebaut. Da das preußische Königshaus reformiert war, war es bestrebt, reformierte Einflüsse in dem ansonstenlutherischen Land sichtbar zu machen. Konfessionspolitik ist ein wesentlicher Hintergrund der brandenburgischen Querkirchenarchitektur. Die Querkirchen entwickelten sich in Berlin und Brandenburg von einer primär reformierten zu einer gemeinsamen evangelischen Kirchenbauform. So wurden auch einigequergerichtete reformiert-lutherische Simultankirchen gebaut. Hier wurde in gewisser Weise die Kirchenunion von 1817 vorbereitet. Die Gestaltung des Kirchenraumes wird durch die Bedürfnisse der Gottesdienst feiernden Gemeinde bestimmt. Um möglichst vielen Gemeindegliedern diese Möglichkeit zu geben, haben die meisten Querkirchen umfassende Emporenanlagen. Querkirchen geben so der gesamten Gemeinde die Möglichkeit, sich dort zu versammeln, wo das verkündigte Wort gut zu hören ist und wo die Feier der Sakramente zu sehen ist und wo man am gemeinsamen Gesang teilnehmen kann. Die Gemeinde versammelt sich gewissermaßen um Kanzel und Altar. Der Typ des Querraumes ist also das Gegenkonzept zur traditionellen Langkirche, die sich gut für Prozessionen eignet und wo sich der Raum zum Altar hin steigert. Querkirchenräume finden wir in allen aktuellen Kunststilen dieser Zeit vom Barock über den Rokoko und den Klassizismus bis hin zur Neogotik. Außerdem wurden etliche mittelalterliche Stadtkirchenräume in Querkirchen umgewandelt, indem man einen weiteren Altar unter die Kanzel stellte. Predigten von Grundsteinlegungen und Kircheneinweihungen geben einen Einblick in die theologische Deutung der Architektur, zeigen aber auch, dass es noch keine fertig