Posthume Verleihung des Brandenburgischen Denkmalpreises 2023 an Bernd Janowski

Foto: R. Mundzek

Im August diesen Jahres hätte der Geschäftsführer und Mitgründer des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. (FAK) seinen wohlverdienten Ruhestand angetreten. Im Frühjahr beantragten daher Mitglieder des Vorstandes, unterstützt von langjährigen Mitgliedern des Förderkreises, die Verleihung des Brandenburgischen Denkmalpflegepreises 2023 an Bernd Janowski für sein viele Jahre bestehendes erfolgreiches Wirken für den Erhalt der brandenburgischen Kirchenlandschaft. Die Initiatoren des Antrages für diesen Preis fassten sein großes Engagement für die brandenburgischen Kirchen zusammen mit dem Fazit, dass die Erfolgsgeschichte des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. ohne die unermüdliche Arbeit von Bernd Janowski als Geschäftsführer und insbesondere auch noch durch sein Ehrenamt nicht möglich gewesen wäre.
Leider erlebte er die Preisverleihung nicht mehr, denn Bernd Janowski ist am 29. Mai gestorben. Die Preisverleihung fand am 14. September in der Alten Neuendorfer Kirche in Potsdam statt.
Die Laudatio hielt Professor Thomas Drachenberg. Die Ehrung nahm seine Witwe Dorothea Janowski für ihn entgegen.


Laudatio Brandenburgischer Denkmalpreis 2023:
„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“

Der Förderkreis Alte Kirchen e.V. mit seinem Mitbegründer Bernd Janowski übersetzt diese Sentenz von Antoine de Saint-Exupery brandenburgisch kurz und knapp mit: „Retten – Erhalten – Nutzen“
40 Jahre DDR und – wenn man ehrlich ist – zwei Weltkriege und die entsprechenden Notzeiten haben den Dorfkirchen im 1990 gegründeten Land Brandenburg – trotz vieler Einzelbemühungen – nicht gut getan. Alles war noch da – aber in welchem Zustand!
Es gab eine 30jährige Aufholjagd, diese wertvolle Bausubstanz zu retten. Der Förderkreis Alte Kirchen e.V. machte etwas, was anfangs die staatlichen und kirchlichen Stellen mit ihren Förderprogrammen gar nicht begriffen haben: Er vernetzte alle die Menschen, die sich als Kirchhüter und Kirchhüterinnen verstanden, ob nun als Christen oder überzeugte Nicht-Christen. Dorfkirchen sind nämlich nicht nur denkmalpflegerische Kleinode mit vielen wertvollen Zeitschichten, sie sind nicht nur sakrale und bauliche Höhepunkte des Dorfes – sondern sie sind fest im Gedächtnis und den Herzen der Menschen verwurzelt. Der Förderkreis hat das – ganz nach Marburger Vorbild – frühzeitig erkannt.
Der Abiturient Bernd Janowski durfte in der DDR nicht studieren und schlug sich als Kulissenschieber am Berliner Maxim Gorki Theater und als Fotograf durch. 1995 begründete er nicht nur das dreimal jährlich erscheinende Mitteilungsblatt „Alte Kirchen“, sondern er war auch der Erfinder des seit 1999 jährlich stattfindenden Netzwerk-Projektes „Offene Kirchen“, zu dem auch immer eine inhaltsschwere und grundsolide Broschüre in hoher Qualität erschien, die er verantwortete.
Das christliche Gemeindeleben mit den Gottesdiensten wurde auf Initiative des Förderkreises Alte Kirchen e.V. durch die erfolgreichen Projekte „Musikschulen öffnen Kirchen“ und „Theater in der Kirche“ unterstützt. Den vielen Vereinen in Brandenburg und auch in Berlin, die sich bei der Erhaltung von Dorfkirchen engagierten, bot der Förderkreis ein „Startkapital“ an, das deren Situation stabilisieren half.
Bernd Janowski war einer der Ideengeber für die seit 2009 jährlich zu Weihnachten stattfindende Spendenaktion „Menschen helfen Engeln“ bzw. „Vergessene Kunstschätze“, die die Stärken der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg Schlesische Oberlausitz, des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums und des Förderkreises Alte Kirchen e.V. in idealer Weise bis heute ergänzen.
Nebenbei konnte mit dieser Idee dem Land Brandenburg, das damals der Meinung war, dass man Denkmale auch ohne ein eigenes Landes-Förderprogramm erhalten kann, gezeigt werden, dass es großen Bedarf gibt. Auch ihm, mit seiner geduldigen Überzeugungsarbeit, ist es mitzudanken, dass es wieder ein solide ausgestattetes Landesförderprogramm in der Denkmalpflege gibt. Er war mit seiner markanten rauen Stimme im politischen Raum ein starker Befürworter einer fachlich und personell gut aufgestellten brandenburgischen Denkmalpflege – denn er wusste, dass eine denkmalfachliche Beratung Zeit und Kompetenz braucht, die bei eingespartem Personal nicht mehr vorhanden ist.
Nachdem der Zustand der Dorfkirchen sich heute im Land Brandenburg stark gebessert hat, hat sich die Mitgliederzahl der christlichen Gemeinden im Land und damit die Pfarrer-schaft stark minimiert. Bernd Janowski hat visionär erkannt, dass die evangelische Landeskirche, die Landesdenkmalpflege und der Förderkreis Bündnispartner sind, um ein Monitoring der oft hervorragend restaurierten Kirchen einzurichten, damit der Verfall durch fehlende Nutzungsintensität nicht wieder einsetzt. Nach Jahren geduldiger Überzeugungsarbeit im kirchlichen und politischen Raum wird es nun die ersten Testversuche geben, wie man so etwas bewerkstelligen und dauerhaft leisten kann. Leider wird er dies jetzt nicht mehr erleben können.
Bernd Janowski war ein entschiedener Befürworter des Öffnens der Kirchen – baulich und gesellschaftlich.

Foto: R. Mundzek


Kirchen sind die historischen und tradierten Dorfgemeinschaftshäuser!
Der Förderkreis Alte Kirchen e.V. mit Bernd Janowski als führerscheinlosem Motor an der Spitze ist einzigartig in Deutschland. Seit 2000 war Bernd Janowski dort Geschäftsführer und ein begnadeter Netzwerker, der uns in dieser Funktion oft ganz old school mit einer Zigarette in der Hand bei guten und tiefgründigen Gesprächen in Erinnerung ist. Er konnte vor Ort die Leute davon überzeugen, die Kirche nicht abzureißen und auch den Kirchenschlüssel – und damit die Verantwortung – nicht entnervt wegzuwerfen. Er hat es verstanden, die Stärken und Nöte vor Ort mit einem landes- und bundesweiten Netzwerk zu verbinden, das nach vielen Jahrzehnten sehr groß und stark im Land Brandenburg ist.
Bernd Janowski ist nach langer schwerer Krankheit am Pfingstmontag 2023 verstorben. Da lag die Bewerbung vieler Freunde aus seinem Netzwerk zum Denkmalpreis schon längst vor. Für das herausragende Engagement bei der nachhaltigen Bewahrung der brandenburgischen Dorfkirchen erhält Bernd Janowski – leider posthum – den Brandenburgischen Denkmalpreis 2023.

Vorheriger Beitrag
Einladunng zum Kolloquium

„Brandenburgische Dorfkirchen“ zum Gedenken an Bernd Janowski Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. (FAK) veranstaltet gemeinsam mit der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg e.V. in Kooperation mit dem Brandenburgischen […]

weiterlesen
Nächster Beitrag
Ein Fest zum Abschluss der Restaurierung und eine herzliche Einladung

Patronatsgruft derer von Bredow in der Dorfkirche Wagenitz (HVL) Kirchenpatron Hans Christoph von Bredow überlebte als 12jähriges Kind als Einziger die Zerstörung der Fachwerkkirche und des gesamten Ortes im Jahre […]

weiterlesen