Subbotnik an der Alten Kirche in Golm (P)
Regionalbetreuer berichten
Der preußische Kronprinz Friedrich, später Kaiser Friedrich III., stiftete 1883 mit seiner Frau Victoria anlässlich ihrer Silberhochzeit der Kirchengemeinde in Golm bei Potsdam die Neue Kirche, heute Kaiser-Friedrich-Kirche genannt. Das Paar bestimmte, dass die kleine Alte Kirche zu erhalten sei. Die Alte Kirche ist ein einschiffiger Saalbau mit gerundetem Chorschluss. Der Westturm wurde 1718 hinzugefügt. Das Erscheinungsbild ist das einer Dorfkirche der Barockzeit mit schlichter Putzgliederung. Die Alte Kirche steht inmitten des Friedhofs des seit etwa 20 Jahren nach Potsdam eingemeindeten Dorfes. Golm ist heute ein Standort der Universität Potsdam und mehrerer Forschungseinrichtungen. Das Dorf wächst und damit auch die Kirchengemeinde. Die Neue Kirche ist inzwischen weitgehend instandgesetzt und restauriert.
Die Alte Kirche wurde jedoch in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt. Der im Jahr 2002 gegründete Kirchbauverein Golm hatte zwar immer die Erhaltung beider Kirchen im Sinn, aber erst seit Johannes Gräbner den Vorsitz übernommen hat, nimmt die Sanierung der Alten Kirche Fahrt auf. Inzwischen hat der Verein das zuletzt als Lagerraum genutzte Gebäude entrümpelt und probeweise z.B. für kleine Weihnachtsmärkte genutzt. Erstaunlicherweise vertrug sich diese temporäre Nutzung mit dem umgebenden Friedhof. Verein und Kirchengemeinde gelangten zu der Einsicht, dass die Instandsetzung und Modernisierung der Alten Kirche auch ohne ein gesichertes Nutzungskonzept möglich ist. Aktuell befindet sich ein Bauantrag im Genehmigungsverfahren, der u.a. den Einbau eines WC und einer Teeküche vorsieht. Als vorgezogene Maßnahme genehmigt wurde die Sanierung des Mauerwerks der Gründung und des Sockels der Alten Kirche. Der Kirchbauverein rief seine Mitglieder zu einem Subbotnik zur Freilegung des Fundamentmauerwerks auf. Es erschienen fast 20 Vereinsmitglieder und Sympathisanten mit Spaten und Schaufeln zum Einsatz!
Johannes Gräbner hatte den Subbotnik auf mindestens einen ganzen Tag geschätzt. Aber schon nach drei Stunden war die Arbeit erledigt. Der die Aktion begleitende Archäologe wies darauf hin, dass große Findlinge in das Gründungsmauerwerk einbezogen sind und das Ziegelformat auf das 13. Jh. zu datieren ist. Vielleicht ist die Alte Kirche das im Kern älteste Bauwerk im Gebiet der heutigen Stadt Potsdam.
Text und Foto: Hans Tödtmann