Neuendorf (BRB) hat seine Glocke wieder
Regionalbetreuer berichten
Neuendorf ist ein idyllisches zur Stadt Brandenburg gehöriges Dorf. Die Neuendorfer Pfarre wird bereits 1286 erwähnt und war von alters her eine Filiale der Altstadtkirche St. Gotthardt. Die barocke Dorfkirche von 1751 steht mit ihrem schönen Zwiebelturm mitten auf dem an den Dorfanger grenzenden Friedhof, der nach Süden in die Havelwiesen übergeht. Die heutige Glocke gelangte wahrscheinlich 1937 als Dauerleihgabe von St. Gotthardt nach Neuendorf, nachdem ein Blitzschlag die Instandsetzung des Turmes erforderte. Es handelt sich um eine kleine, auf das Jahr 1456 datierte Bronzeglocke.
Im Frühjahr 2021 untersuchte Helmut Kairies, der Glockensachverständige der EKBO, die Neuendorfer Glocke. Er stellte fest, dass sie nur noch sehr locker mit dem sogenannten Mittelöhr an ihrem alten Holzjoch hing. Die Achse des Holzjochs ruhte auf in den Glockenstuhl eingestemmten inzwischen ausgeschlagenen Lagern. Alle sechs Henkel der eigentlich an der Aufhängung wesentlich beteiligten Krone waren abgerissen.
Die Glocke musste demontiert und in ein Werk in Nördlingen transportiert werden, wo die Krone nach Muster neu gegossen und auf die alte Glocke aufgeschweißt wurde. Die Firma Bittner aus Neuenhagen bei Berlin fertigte in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde ein neues Holzjoch an, lieferte dazu passende moderne Pendelkugellager und baute einen belederten neuen Klöppel ein.
Die Kosten betrugen nach dem Firmenangebot € 9.000. Die Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen des FAK in der KiBa beteiligte sich mit € 3.000 an der Finanzierung.
Holger Bittner und Rocco Merz von der Firma Bittner brachten am 8. Juni 2022 die reparierte Glocke zurück. Sie trugen die bereits mit dem neuen Eichenholzjoch verbundene Glocke von Hand die steilen Leitern im Kirchturm hinauf! Nach Montage der Kugellager zogen sie die Glocke mit dem Flaschenzug auf Höhe, hängten sie ein und kontrollierten den Sitz mit der Wasserwaage. Ein eingespieltes Team. Jeder Handgriff saß! Zum Schluss wurde das alte Glockenseil mit dem am Joch angebrachten neuen Stahlhebel verbunden und gezogen. Erstmals nach vielen Monaten war der vertraute Glockenklang wieder im Dorf zu hören. Pfarrer Mosch half, die in gotischen Minuskeln gehaltene Inschrift zu entziffern: Deus in nomine tuo salvum me fac (Gott, in deinem Namen mache mich heil!).
Text und Foto: Hans Tödtmann