Glockenklang in der Uckermark
Seit 1945 ist die Dorfkirche in Flieth bei Gerswalde eine Ruine. Das Gotteshaus, in dem einst der schönste Renaissance-Altar der Uckermark gestanden haben soll, wurde von einer Bombe der Alliierten zerstört, nachdem deutsche Soldaten auf dem Kirchturm eine Flakstellung errichtet hatten. Seit damals stehen nur noch die Umfassungsmauern und der Turm – freilich ohne den einst stolzen, 36 Meter hohen barocken Aufsatz. Vor einigen Jahren wurde die Mauerkrone der Kirchenruine saniert, woran sich finanziell auch der Förderkreis Alte Kirchen beteiligte. Bereits damals regte der ehemalige brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck , der ein Haus in Flieth besitzt, an, auch den maroden Glockenstuhl zu sanieren. Bisher hing eine Glocke in einem unscheinbaren, separat stehenden hölzernen Glockenstuhl in einer Ecke des Friedhofes. Noch dazu war die Aufhängung nicht richtig konstruiert, was sich negativ auf den Klang auswirkte. Ende Mai wurde die gotische Bronzeglocke nun wieder im Turm aufgehängt und mit einer elektrischen Läuteanlage versehen. Jeden Tag läutet sie nun pünktlich um 18 Uhr wohlklingend den Feierabend ein. Mit Blick auf die Ereignisse der letzten Kriegstage wurde die Glocke bewusst als Friedensglocke geweiht. Übrigens werden in der Kirchenruine in den Sommermonaten regelmäßig Gottesdienste und kulturelle Veranstaltungen durchgeführt. Der „Poetische Tag“ am jeweils letzten Augustwochenende hat in Flieth bereits eine gute Tradition.
Auch in Greiffenberg werden bald wieder die Glocken zu hören sein. Gegenwärtig laufen noch Instandsetzungsarbeiten am dortigen Kirchturm. Als die Maßnahme begann, kam gleich der große Schock: Beim Abnehmen der Turmverkleidung wurde festgestellt, dass die Schäden weit größer sind als angenommen. Der Kirchturm war durch Feuchtigkeit und Schwammbefall so marode, dass er sogar einzustürzen drohte. Es folgten ein Baustopp und eine neue Kostenberechnung. Schließlich die Feststellung, dass für die Beseitigung mehr als doppelt so viel Geld benötigt würde als ursprünglich vorgesehen. Glücklicherweise konnte ein Zuschuss aus dem Denkmalschutzprogramm des Bundes erreicht werden. Neben Kirchengemeinde, Kirchenkreis und Landeskirche beteiligte sich auch der Förderkreis Alte Kirchen an der Finanzierung eines weiteren notwendigen Bauabschnittes. Ende Mai konnte Richtfest gefeiert werden. Doch die Arbeiten sind noch nicht beendet.
Wie der Zufall es will (Oder war es doch Fügung?) meldete sich kürzlich unser Mitglied Joachim Killus aus Friesland, der schon mehrfach Ausstattungsstücke aus aufgegebenen Kirchen in Westdeutschland nach Brandenburg vermitteln konnte und teilte mit, dass eine Kirchengemeinde aus Essen vier gebrauchte Bronzeglocken kostenfrei abzugeben habe.
Diese Glocken sind nun bereits in Greiffenberg eingetroffen und sollen die bisherigen drei Stahlglocken ersetzen, die eine wesentlich begrenztere Lebensdauer haben. Bald wird in Greiffenberg zu besonderen Anlässen wieder ein gut aufeinander abgestimmtes Vierergeläut zu hören sein.
Auch in Fürstenwerder schweigen seit einiger Zeit die Glocken. Gegenwärtig werden hier der stark beschädigte Turmhelm, speziell die hölzerne Tragkonstruktion und der Glockenstuhl instandgesetzt. Vor allem auch durch das Engagement des rührigen Fördervereins Baudenkmal Kirche Fürstenwerder konnten bereits in den Jahren zuvor das Kirchenschiff und der Turmschaft saniert werden. Wenn nun die laufende Maßnahme abgeschlossen sein wird, womit noch in diesem Jahr zu rechnen ist, werden auch in Fürstenwerder wieder die Glocken läuten.
Bernd Janowski