Eine Totenkrone für den „Liebling des Lebens“
Die Kirche Hasenfelde in Märkisch Oderland besitzt ein neues Kleinod
Nachdem der Verein „Kultur – Kirche – Hasenfelde“ e.V. im November 2016 die im Jahre 1857 erbaute Orgel des Orgelbauers Landow (Wriezen) nach 10jähriger Restaurierung sowie den sanierten Innenraum, der wieder seine ursprüngliche Farbgebung erhalten hat, mit einem festlichen Gottesdienst an die Kirchengemeinde übergeben hatte, bot sich ein neues Ziel an.
Bei einem Besuch des für unseren Bereich zuständigen Regionalbetreuers des Fördervereins „Alte Kirchen“, Uwe Donath, machte er uns auf die Besonderheit eines auf dem Kirchboden liegenden „Holzkastens“ aufmerksam. Es handelte sich um einen Epitaphienschrank mit Konsolbrett für eine Totenkrone von 1855, ein für unsere Region ungewöhnliches Denkmal.
Die Kunsthistorikerin Dr. Sylvia Müller-Pfeifruck legte uns ans Herz, dieses Gedächtnismal unbedingt zu erhalten. Nach Einholung aller erforderlichen Genehmigungen und einzelner Angebote wurde der Auftrag an den Fachrestaurator Dirk Jakob aus Berlin erteilt. Durch zahlreiche Spenden bei Konzerten und Veranstaltungen konnten die Mittel für die Restaurierung vom Verein „Kultur – Kirche – Hasenfelde“ e.V. eingeworben werden.
Seit Mai dieses Jahres hat die Hasenfelder Kirche nun ein weiteres Kleinod, das beim nächsten Kirchenbesuch besichtigt werden kann.
Der Totenkronenbrauch entwickelte sich seit dem 16.Jahrhundert zu einem europäischen Massenphänomen. Er ist sowohl bei Protestanten als auch bei Katholiken nachweisbar. Totenkronen wurden meist jungfräulichen, unverheirateten Mädchen und Jungen gewidmet.
Die Hochzeit stellte in vielen Kulturen das wohl wichtigste Ereignis im Leben eines Menschen dar. Deshalb wurde sie oft im Tode nachvollzogen. Im christlichen Kulturkreis gestaltete man die Totenhochzeit als Hochzeit der Seele mit dem Bräutigam Christus.
Totenkronen wurden in unserer Region zunächst mit ins Grab gegeben. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ging man dazu über, sie in den Kirchen auszustellen. Man hängte sie entweder an einem Nagel auf oder fertigte für ihre Präsentation Schaugestelle bzw. verglaste Rahmen an.
Die Totenkronen wurden individuell angefertigt. Sie weisen eine große Formenvielfalt auf. In der nördlichen Mark Brandenburg waren Bügelkronen beliebt, deren Gestelle mit künstlichem Grün und Blüten aus Papier und Textil geschmückt waren. Von ihrem Kopfreif hingen oft lange, bunte Seidenbänder herab.
Sehr wahrscheinlich stand einst eine große Bügelkrone auf der Konsole des Hasenfelder Epitaphs. Darauf weisen drei Ziernägel mit textilen Resten hin. Im Inneren des Wandschränkchens ist auf der Rückwand Folgendes zu lesen:
G.E. Schultzke
geb. den 26ten Maerz 1825.
gest. den 20ten Maerz 1855.
Schlum(m)re sanft! Du Liebling unsers Lebens;
Schlum(m)re sanft, nichts stört mehr Deine Ruh,
Ach! alle Mueh und Huelfe war vergebens,
Du eiltest viel zu frueh dem Grabe zu.
Du warst der Mutter Trost
Dem Vater eine Freude
Gott aber liebt dich mehr
Als Deine Eltern Beide.
Hannegret Richter
Vorsitzende „Kultur – Kirche – Hasenfelde“ e.V.