Die Kirche Hohennauen hat ihre Tore wieder geöffnet

Elf Jahre anstrengender Sanierungsarbeit haben sich für alle Beteiligten als lohnenswert erwiesen

Die Freude über das Erreichte wird öffentlich gemacht.

Eigentlich wollte Monika Pickenhahn nur die Kronleuchter in der Hohennauener Kirche putzen. Aber was das Wörtchen „eigentlich“ nach sich zieht, wissen wir alle: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
So kam es, dass ihr in lichter Höhe der Schrecken in die Glieder fuhr. Die Deckenbalken waren marode. Und auch das Dach hatte schon bessere Zeiten gesehen. Für das Kirchengemeindemitglied stand fest: Hier muss schnellstens Abhilfe geschaffen werden. Der erste Stein war ins Wasser gefallen und zog darin weite Kreise. Zu Himmelfahrt 2009 fand sich eine kleine Runde zusammen , die den Verfall der Dorfkirche aus dem Jahr 1725 nicht länger hinnehmen wollte. Mit sieben Mitgliedern gründete sich der Verein der Kirche Hohennauen e. V. im Havelland. Monika Pickenhahn, gelernte Brillenoptikerin und studierte Ökonomin, die jetzt im Küchenstudio ihres Mannes Volker in Rathenow mitarbeitet, ist die treibende Kraft hinter allen Initiativen der vergangenen Jahre. Sie berichtet mit so viel Enthusiasmus und Freude vom Erreichten, dass man dem Irrtum erliegen könnte, alles sei ein Selbstläufer gewesen. „Ich kann wohl vorneweg gehen, aber musste die Menschen unserer 700-Seelen-Gemeinde mitziehen, eine feste Gemeinschaft entstehen lassen,“ sagt sie.

Monika Pickenhahn bei der feierlichen Wiedereinweihung der Kirche

An jeder Tür wurde geworben, es fanden sich immer mehr Unterstützer im Dorf und über die Gemeindegrenzen hinaus. Auch Unternehmen und Vereine sagten ihre Hilfe zu. Dann folgte eine aufwendige Recherche über mögliche Fördergelder von der Landes- und der Kreiskirche, vom Land Brandenburg, vom Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF), von der EU und nicht zuletzt vom FAK. Die imposante Summe von 200 000 Euro brachte allein die Gemeinde auf. So repräsentiert die Instandsetzung der Kirche und die Restaurierung der Inventarien heute einen Wert von 1 500 000 Euro. Eine Aufzählung des bis heute Erreichten lässt nicht im mindesten ahnen, was an Mühen dahinter steckt. So mussten zum Beispiel die historischen Rathenower Ziegel nachgefertigt werden.

Mit Herzblut dabei und stellvertretend für viele: Klaus Eichler (l), Monika Pickenhahn (m) und der Schirmherr der Kirchensanierung, der CDU- Landtagsabgeordnete Ingo Senftleben (r)

Der Kirchturm erhielt eine neue Bekrönung mit Kugel und Kreuz. Das Kirchendach wurde neu gedeckt, das Mauerwerk des Kirchenschiffes trocken gelegt, der Sockel saniert. Das Gotteshaus erstrahlt mit frischer Farbe. Drei Glocken läuteten viele Jahrzehnte weit übers Land, bis eine im 1. Weltkrieg eingeschmolzen werden musste. Für sie wurde jetzt eine „Kinderglocke“ gegossen. Die Kinder des Ortes entwarfen den Schmuck: Sonne und Eule, Kutsche und Wagen. Monika Pickenhahn hatte die Idee und fand auch eine passende Glockengießerei bei Heidelberg. Und Landesvater Dr. Dietmar Woidke entlockte ihr den ersten Ton. Ein einstiger Landesfürst, nämlich der Alte Fritz, war nachweislich zweimal in dem Hohennauener Gotteshaus. Der Teppich, auf dem Friedrich II. anno 1780 zur Taufe einen Sprössling der Patronatsfamilie von der Hagen hielt, existiert noch heute und wurde jetzt aufwendig gereinigt und repariert.

Zum Schulanfangsgottesdienst wurde die Kirche festlich geschmückt.

Und damit wären wir bei der Restaurierung des Innenraums der Kirche. Sie reicht von der Kirchendecke, die nun wieder als blau strahlender Sternenhimmel den Raum überwölbt bis hin zu den Bodenfliesen, die in Originalfarbe nachgefertigt wurden. Beim Aufnehmen der alten Fliesen stießen die Bauarbeiter auf 15 mehrere Jahrhunderte alte Grabplatten. Zwei davon sind restauriert und unter einer Glasplatte im Fußboden sichtbar. Andere werden als hochwertige Fotografien nahezu in Originalgröße gezeigt.
Nicht zuletzt muss die Orgel von 1738 erwähnt werden. Die Firma Schuke Orgelbau Potsdam hat sie ausgebaut, restauriert und wieder in den barocken Prospekt eingesetzt. Unterstützt wurde der Förderkreis dabei von MdL Ingo Senftleben.
Zwei Fakten sollen zum Schluss nicht vergessen sein: Die Kirche ist jetzt barrierefrei, die Bänke haben eine Sitzheizung und sind zum Teil behindertengerecht. Am 20. August konnte nach Abschluss aller Sanierungsarbeiten das Gotteshaus feierlich wiedereröffnet werden.
Das letzte Wort nach elf Jahren aufopferungsvoller, nervenaufreibender, aber auch zutiefst zufriedenstellender Arbeit gehört Monika Pickenhahn, der Vorsitzenden des Förderkreises der Kirche Hohennauen: „Unsere Kirchen sind Häuser Gottes für die Menschen. Die Sanierung ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie eine Kirche der Mittelpunkt des Dorfes und seiner Menschen werden kann. Wir sind wieder ein Stück näher zusammengerückt. Das Miteinander und Füreinander ist für uns heute wichtiger denn je.“

Text: Bärbel Möricke Fotos: Volker Pickenhahn

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