Wir ernten die Früchte der Restaurierung

Wiedereinweihung der Maria-Magdalenen-Kirche in Eberswalde nach Kirchenbrand

Am Vormittag des 2. Dezember 2019, einem Montag, klingelt das Telefon in der Geschäftsstelle des Förderkreises Alte Kirchen: „Hast Du schon mitbekommen, dass es in der Eberswalder Maria-Magdalenen-Kirche brennt? Die Feuerwehr ist im Großeinsatz …“. Natürlich hatten wir noch nichts gehört und versuchten nun zu erfahren, wie groß die Schäden sind.
Gegen 8.30 Uhr hatte eine Passantin entdeckt, dass aus einem Chorfenster Rauch steigt. Zehn Minuten später ist Pfarrer Hanns-Peter Giering vor Ort und weitere knapp zehn Minuten später beginnen bereits die Löscharbeiten. Wie sich später herausstellt, sind die direkten Brandschäden gar nicht so schlimm. Das Feuer wütete, ausgelöst vermutlich durch einen defekten Scheinwerfer, hauptsächlich in einem Raum auf der Südempore des Chores. Wesentlich gravierender waren die Rußschäden an den Wänden des Innenraumes und an der wertvollen Ausstattung. Bereits zwei Tage nach der Katastrophe sagte der Förderkreis eine spontane Spende in Höhe von 5.000 Euro zu.
Es dauerte 22 Monate, bis die Kirche nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten am 3. Oktober mit einem Gottesdienst wieder eingeweiht werden konnte. Allein die Beseitigung der Rußschicht an den Wänden dauerte drei Monate, besonders die Reinigung der mittelalterlichen Wandmalereien – unter anderem ein großes Christopherus-Bild – war kompliziert. Aufwändig mussten die 41 Bleiglasfenster gereinigt werden. Unter der Leitung von Restauratorin Annette Sturm wurden der wunderbare Renaissance-Altaraufsatz aus dem Jahr 1606 und weitere hölzerne Schnitzfiguren, aber auch die Emporen und das Gestühl, von einer klebrigen Rußschicht befreit. Insgesamt 1736 Pfeifen baute die Eberswalder Orgelbaufirma Sander aus der ursprünglich von Ernst Marx 1781-1783 geschaffenen Orgel aus, um sie einzeln sorgfältig zu säubern. Gerade noch rechtzeitig zum Einweihungs-Gottesdienst war alles wieder eingebaut.

Gottesdienst zur Wiedereinweihung der sanierten Maria-Magdalenen-Kirche in Eberswalde Foto: Bernd Janowski

Die Predigt an diesem besonderen Tag hielt Landesbischof Dr. Christian Stäblein, der den Abschluss der Sanierungsarbeiten mit dem Erntedank verknüpfte: „Wir ernten die Früchte der Restaurierung, die Früchte des Anpackens nach der Katastrophe … Wir ernten, dass ganz, ganz viele gespendet haben. Und wir ernten, dass Ihr Eure Kirche liebt und dass Ihr sie hütet und bewahrt.“
Insgesamt 1,5 Millionen Euro haben die Arbeiten gekostet. Glücklicherweise zahlte die Versicherung. Zusätzlich zu den Restaurierungsarbeiten wurde die Gelegenheit genutzt, die komplette Elektronanlage, die Heizung und weitere Einbauten zu erneuern. Dies kostete weitere 400.000 Euro, die die Gemeinde aufbringen musste. Allein an privaten Spenden kamen 115.000 Euro zusammen. Dies zeigt, dass den Eberswaldern ihre Maria-Magdalenen-Kirche wirklich am Herzen liegt.
Fast zwei Jahre konnte die Maria-Magdalenen-Kirche nicht genutzt werden. Für ihre Gottesdienste war die Gemeinde in die nahe gelegene Johanniskirche umgezogen, deren Sanierungsbedarf ebenfalls sehr hoch ist und die in den kommenden Jahren vom Kirchenkreis Barnim zu einem Kreiskirchlichen Zentrum und zu einer „Offenen Kiezkirche“ umgestaltet werden soll. Um sowohl die Gemeindeglieder und die Einwohner von Eberswalde trotzdem über den Fortgang der Brandsanierung zu informieren, startete Pfarrer Hanns-Peter Giering den Blog „Maria Magdalena“, in dem er die einzelnen Bauabschnitte mit der Videokamera begleitete und erläuterte. Im Internet können die interessanten Kurzfilme unter www.kirche-eberswalde.de/bausanierung-maria-magdalena-kirche.html noch immer angeschaut werden.

Bernd Janowski

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