Den Rohrbecker Engel wieder zum Schweben gebracht
Arnulf Kraft hat in seiner 20-jährigen Arbeit als ehrenamtlicher Regionalbetreuer im Havelland viel bewegen können
Wenn Arnulf Kraft durch die Dörfer des Havellandes fährt, und das tut er als hierfür zuständiger Regionalbetreuer des Förderkreises Alte Kirchen oft, dann weckt das in ihm Erinnerungen an Erlebnisse und Menschen, die ihm in den letzten 20 Jahren dort begegneten. In Rohrbeck (südwestlich von Falkensee) zum Beispiel wurde er Zeuge der Rettung des Taufengels und ließ es sich als Hobbyhandwerker nicht nehmen, selbst die Hängevorrichtung dafür zu bauen. Die Kirche von Ferchesar (nordöstlich von Rathenow), die vor elf Jahren aufgegeben werden sollte, wurde mithilfe eines Fördervereins wieder zu neuem Leben erweckt. Der FAK und sein örtlicher Vertreter Arnulf Kraft haben ihn über Jahre mit Rat und Tat, also Fördergeldern, unterstützt. Von Aufgeben ist dort jetzt keine Rede mehr, im Gegenteil, die Kirche ist weitgehend restauriert und wieder zum geistlichen und gesellschaftlichen Mittelpunkt des Dorfes geworden. Und in Landin (Ortsteil von Kotzen bei Rathenow), dessen Gotteshaus mehr als 25 Jahre quasi eine Ruine war und nicht genutzt werden konnte, wird er mit den Dorfbewohnern in wenigen Monaten die Neueinweihung feiern (siehe auch XXXXXXXXXXXX). „Das wird sozusagen meine letzte Aktion als Regionalbetreuer,“ sagt er ein bisschen wehmütig, denn nach 20 Jahren ehrenamtlicher Arbeit für den FAK wird Arnulf Kraft aus Alters- und Gesundheitsgründen mit Beginn des Jahres 2020 sein Amt aufgeben.
Ein Trost ist es für ihn, zu wissen, dass es einen Nachfolger gibt, noch dazu einen sehr erfahrenen und im Havelland verwurzelten: Andreas Flender, Vorsitzender des Fördervereins Pessin e.V. Nicht zuletzt ihm ist es zu verdanken, dass die Pessiner Kirche seit 2010 ihre Wiederauferstehung erlebte, auch dies ein Prozess, den Arnulf Kraft über viele Jahre kontinuierlich begleitet hat.
Wichtiges Resümee seiner Tätigkeit ist es, dass Dorfkirchen vor allem dann erhalten und genutzt werden, wenn es einen örtlichen Förderverein gibt, der sich um sie kümmert. Deshalb war es ihm ein besonderes Anliegen, wo immer möglich, Fördervereine zu unterstützen. 35 davon gibt es derzeit im Havelland, bei zehn von ihnen hat er ihre Gründung mit initiiert. Auch die Vernetzung der Akteure auf diesem Gebiet ist hilfreich, weshalb Arnulf Kraft stets für eine kostenlose gegenseitige Mitgliedschaft von FAK und Fördervereinen geworben hat und dabei in 18 Fällen erfolgreich war. Seitdem besucht er ihre Mitgliederversammlungen und ist so meistens darüber informiert, welche Anliegen und Probleme die Fördervereine haben.
Sein Rat für die Zukunft an alle Bewahrer Havelländischer Gotteshäuser: Kooperieren Sie mit der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Havelland e.V., die LEADER-Projekte der Europäischen Union befördert und entwickelt. Und denken Sie bei der Beantragung von Fördermitteln an Alleinstellungsmerkmale ihres Ortes. Landin z.B. ist ein Künstlerdorf, durch Pessin führt der Havelradweg und Buckow hat eine sehr alte Pilgerkirche. Und wenn einem Antrag einmal kein Erfolg beschieden ist, nicht verzagen, irgendwo gibt es immer Hilfe, beim Landesamt für Denkmalpflege, dem Land, dem FAK oder seiner Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen (SBD).
Womit wir beim letzten Punkt angekommen sind, der hier zu erwähnen ist. Der Gedanke, wie die Arbeit des FAK auch dann noch weitergehen kann, wenn es den Förderkreis, aus welchen Gründen auch immer, eines Tages vielleicht nicht mehr gibt, treibt Arnulf Kraft und andere seit 2007 um. Er hat letztlich zur Gründung der Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen unter dem Dach der EKD-Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmale (KiBa) geführt. Die Stiftung konnte bereits fast eine Million Euro an Stiftungskapital einsammeln, das dauerhaft für die Förderung von Kirchbauprojekten genutzt werden kann. Ende Juni 2020 endet das vierte 3-Jahre-Mandat von Arnulf Kraft im Vorstand der Stiftung. Auch hier wird er dann ausscheiden und den Staffelstab an ein anderes Mitglied des FAK weiterreichen.
Der Förderkreis Alte Kirchen, die Akteure vor Ort im Havelland und die Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen werden den aktiven Unterstützer ihrer Arbeit vermissen: Danke, lieber Herr Kraft!
Elke Kreischer