Im Porträt: Andreas Flender, neuer Regionalbetreuer des FAK im Havelland

Ein Pionier sowohl im Berufsleben als auch im Ehrenamt

„Ich danke Gott auf Knien, dass ich solche Leute an meiner Seite habe,“ sagte vor Jahren einmal Michael Jurk, Gemeindepfarrer von Pessin, einem 660-Seelen-Dorf im Westhavelland zwischen Nauen und Rathenow. Gemeint waren damit der Förderverein Dorfkirche Pessin e.V. und sein Vorsitzender Andreas Flender. Sie haben in der Tat einen wesentlichen Anteil daran, dass die Dorfkirche, die zu einer der ältesten des Havellandes gehört, nicht, wie von Pfarrer Jurk vor zehn Jahren aufgrund ihres maroden Zustands ernsthaft in Erwägung gezogen, aufgegeben, sondern rundum saniert und instandgesetzt wurde. Damit wäre der Pfarrer allein, zu dessen Kirchengemeinde Havelländisches Luch insgesamt sechs Kirchen gehören, erklärtermaßen völlig überfordert gewesen.

Die EKBO  ehrte Andreas Flender (Bildmitte) auf ihrer Herbstsynode 2019 mit der Paul-Gerhardt-Medaille                       Foto: Förderverein Dorfkirche Pessin

Es ist wirklich kaum zu glauben, was der Förderverein, der im Januar 2010 unter tatkräftiger Mithilfe des FAK und seines damaligen Regionalbetreuers Arnulf Kraft gegründet wurde, im letzten Jahrzehnt alles auf die Beine gestellt hat: Im Oktober/November 2010 erfolgten Sanierungsarbeiten unterhalb der Nordempore, wo Mauerwerk und Holzteile von Hausschwamm befallen waren, 2011 wurde auch unter der Südempore Hausschwamm entdeckt und beseitigt. Zu Jahresbeginn 2012 wurde der historische Ziegelfußboden, der zuvor an mehreren Stellen eingebrochen war, aufgenommen und rekonstruiert. Im Sommer 2012 begann nach mehrjähriger Vorbereitung das Projekt Außenhüllensanierung, bei dem u.a. hunderte marode Fassadenziegel ausgetauscht, der Putz erneuert sowie Fenster und Türen aufgearbeitet wurden. 2013 wurde der Außenzugang zum Kirchturm neu aufgemauert, der einst wegen Baufälligkeit abgerissen worden war. Kurz vor Weihnachten 2013 konnte die Wiederherstellung der barocken Kirchendecke mit dem Wappen derer von Bredow abgeschlossen werden. Im November 2015 wurde die Sanierung des von Anobien befallenen Kanzelaltars beendet. Im Mai 2016 erfolgte die Installation einer modernen Akustikanlage, im September 2018 wurde die von einer anderen Gemeinde erhaltene, zuvor restaurierte Orgel eingebaut und in Dienst gestellt, im Juni 2017 der Einbau von einem Versorgungstrakt mit Küche und Toilette vollendet. Und, last but not least, ließ man 2019 eine Kirchenglocke reparieren und wieder aufhängen und kaufte noch eine zweite hinzu. Eine beeindruckende Bilanz, die ohne den Motor des Fördervereins, Andreas Flender, kaum denkbar wäre. Er kam, zum Glück, möchte man sagen, 1989 aus Westfalen nach Brandenburg, um hier beim Aufbau funktionierender Verwaltungsstrukturen, konkret der Krankenkasse AOK, zu helfen. Schon damals also war Andreas Flender trotz seines fast noch jugendlichen Alters von 28 Jahren ein Pionier und „Macher“, und das ist er geblieben, nunmehr auf zwei Gebieten: seinem beruflichen und seinem ehrenamtlichen. Da er es schwierig fand, für seine Frau und sich eine passende Wohnung zu finden, kaufte er in Pessin ein Grundstück, baute dort und gründete eine Familie. Inzwischen lebt er bereits länger in Brandenburg als in Westfalen, ist also in seiner Wahlheimat voll integriert und angekommen. Wie schafft man das, neben seinem Beruf auch noch so ein anspruchsvolles Projekt wie eine Kirchensanierung durchzuziehen, fragte ich ihn. „Aus Spass,“ meinte er lachend. „Nein, im Ernst, ich habe ungeheuer viel gelernt dabei, bin interessanten Menschen begegnet, habe Freunde dadurch gewonnen, kurz, es macht mir große Freude.“ Aber viele Mühen der Ebene sind natürlich auch damit verbunden. Das Geldsammeln für die einzelnen Projekte zum Beispiel. Inzwischen ist Andreas Flender zu einem wahren Spezialisten für das Stellen von Förderanträgen geworden. Mit dem neuen EU-LEADER-Programm fremdelt er allerdings noch ein bisschen, „das macht es deutlich schwieriger für uns, an Mittel zu kommen, als das Vorgängerprogramm ILE“, so Flender. Aber es gibt in diesem Bereich doch auch immer wieder positive Überraschungen. So spendete Fernsehmoderator Günter Jauch, den Gemeindemitglieder „nur mal prophylaktisch anschrieben“, spontan 10.000 Euro. Auch bei der Restaurierung der Orgel hat er noch einmal geholfen. Das gibt natürlich Auftrieb. Ende letzten Jahres hat Andreas Flender noch ein zusätzliches Amt übernommen: Er ist nun anstelle von Arnulf Kraft, der krankheitsbedingt aufhören musste, Regionalbetreuer des FAK für das Havelland. Es ist ein Glücksfall für unseren Förderkreis, einen so erfahrenen, engagierten Regionalbetreuer gewonnen zu haben. Da kann man eigentlich nur noch weiterhin gutes Gelingen wünschen!

Elke Kreischer

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