Die Stiftung wird eine immer wichtigere Geldquelle

Bericht von der Mitgliederversammlung

Früher zog der Vorstand des Förderkreises regelrecht über‘s Land, wenn er einmal jährlich zur Mitgliederversammlung einlud. Er wollte seine Gäste mit möglichst vielen Kirchen und Gemeindehäusern bekannt machen, ihnen den Reichtum des religiösen Erbes in Berlin und Brandenburg vorführen. Doch die Corona-Pandemie hat, wie so vieles, auch diese Tradition unterbrochen: Schon zum dritten Mal traf man sich vorsichtshalber am selben Ort, in der schön renovierten Berliner Sophienkirche. Denn Anfang 2022 war nicht abzusehen, wie sich die Pandemie entwickelt. Immerhin konnte die Versammlung dieses Mal – gemäß der Tradition- an einem Samstag im Monat Mai stattfinden. Gleichwohl war die Beteiligung eher mäßig, es kamen lediglich 22 Mitglieder und ein Gast. Vielleicht lag es am Termin kurz nach der Mittagspause oder auch daran, dass wegen diverser Demonstrationen die Berliner Mitte am 14. Mai einem Polizeilager glich und teilweise kein Durchkommen war.


Eine Tradition wurde bei dieser Versammlung allerdings leider gebrochen und daher ein Mann schmerzlich vermisst, der vor 32 Jahren den Förderkreis Alte Kirchen gründen half und ihn seitdem maßgeblich geprägt hat: Geschäftsführer Bernd Janowski ist schwer erkrankt. Er hatte noch am Tag zuvor in einer Mail aus der Klinik versichert, er werde „ im Geiste auch bei dem Treffen dabei sein“. Versammlungsleiterin Theda von Wedel sprach sichtlich im Namen aller, als sie Bernd Janowski eine hoffentlich baldige und nachhaltige Genesung wünschte.
Der Förderkreis habe, so Frau von Wedel, die zweijährige Pandemie in organisatorischer und finanzieller Hinsicht gut überstanden. So erreichten im Jahr 2021, wie der Vorstandsbericht ausweist, die direkten Projektzuschüsse rund 145.000 Euro, was der bisher größte Betrag in der Geschichte des Förderkreises ist. In der Zukunft würden die Aufgaben nicht kleiner, fügte sie hinzu, denn die Kirche schrumpfe und verändere sich in einem rapiden Tempo. Es würden viele Pfarrstellen eingespart und die Finanzen der Landeskirche künftig konzentriert auf weniger Gotteshäuser, sodass für manche Dorfkirche, die nicht zu den ersten beiden Kategorien zählt, die Geldbeschaffung für Sanierungen schwieriger werde. „Wir müssen unsere Förderung vermutlich an diese Realität anpassen“.
Angesichts dieser Entwicklung ist es erfreulich, dass die Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen (SBD) dem Förderkreis immer mehr Geld zuweisen kann, weil ihr Vermögen stetig wächst und damit auch trotz niedriger Zinsen die Erträge sprudeln. Hans Tödtmann, der Vorsitzende der Stiftung, bezifferte den für 2022 zu erwartenden Betrag auf 37.000 Euro, der dem Förderkreis zufließen könnte. Denn zusätzlich zum Ertrag des Stiftungskapitals im Jahre 2021 (31.000 Euro) kommen noch nicht vergebene Mittel aus dem Jahre 2020.
Auch die Schatzmeisterin des Förderkreises, Sigrid Riesberg stimmte die Versammlung optimistisch. „Wir haben gut gewirtschaftet und sind zuversichtlich, unbeschadet über die nächsten Jahre zu kommen. Durch Rücklagen können wir zudem Schwankungen bei den Einnahmen ausgleichen.“ Erstmals dürfte es sogar gelungen sein, mit der Broschüre „Offene Kirchen 2022“ einen kleinen Gewinn zu erreichen. Frau Riesberg, die den Vertrieb viel effizienter gemacht hat, schätzte das Plus auf 500 Euro.
In den Vorstandswahlen gab es meist klare Voten. Zunächst wurde Uwe Donath verabschiedet, der nach 11 Jahren im Vorstand nicht mehr antrat, aber die Regionalbetreuung in den Landkreisen Märkisch-Oderland und Oder-Spree beibehält. Als Nachrücker wurde Carsten Lange gewählt, der bereits früher im Vorstand tätig war, aus privaten Gründen aber zeitweise pausieren musste und inzwischen wieder die Regionalbetreuung in der Prignitz übernommen hat. Die übrigen fünf Mitglieder sind unverändert Klaus-Peter Heinecke, Konrad Mrusek, Sigrid Riesberg, Theda von Wedel und Bärbel Wunsch.
Kassenprüfer Joachim Killus, der als Förderkreis-Mitglied zum ehrenamtlichen Vermittler von sakralen Gegenständen geworden ist, zog eine Bilanz seiner Tätigkeit und berichtete voller Stolz, dass er in den letzten Jahren unter anderem 19 Glocken, zwei Orgeln, einen Altar und sechzehn Kirchenbänke vermittelt habe. Meist stammten sie aus Kirchen, die im Westen entwidmet wurden, und gingen in den Osten des Landes.
In der Aussprache äußerte der ehemalige Vorsitzende des Förderkreises, Dr. Uwe Otzen, die Überzeugung, dass man für die Zukunft der Dorfkirchen nicht so pessimistisch sein müsse. Er begründete dies unter anderem damit, dass inzwischen wieder mehr Menschen von der Stadt auf‘s Land zögen, darunter auch viele Familien mit Kindern. Und in kriegerischen Zeiten werde das Gebet für Christen wichtiger, könnten Kirchen möglicherweise wieder voller werden.
Als Gast meldete sich Irmela Mukurarinda, eine ehemalige Pastorin und Schriftstellerin, die nach diversen Auslands-Aufenthalten nun in Schleswig Holstein lebt. Sie warb dafür, Kirchen wieder lauter klingen zu lassen. Sie würde gerne mit Lesungen „durch Kirchen tingeln“ und warb darum im Förderkreis um Interessenten für ihr temperamentvoll vorgetragenes Anliegen.

Text und Foto Konrad Mrusek

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