„Das war für uns alle ein ergreifender Augenblick“

Wie Mitglieder des Fördervereins Gollwitzer Dorfkirche den Neuguss ihrer Glocken erlebten

WÄHREND des Glockengusses Foto:W. Fräßdorf

Dass wir das noch erleben konnten – unsere kleine Dorfkirche in Gollwitz (Rosenau) erhielt zwei neue Glocken! Die alte Stahlglocke hatte im Laufe ihres langen Lebens Haarrisse bekommen und durfte in den letzten Jahren nur noch ganz selten zu besonderen Anlässen angeschlagen werden.

Lange hat unser Förderverein daraufhin gearbeitet, nun war es endlich soweit. Die Passauer Glockengießerei Perner hatte den Auftrag erhalten, zwei neue Bronzeglocken für unser Gotteshaus zu gießen. „Das müssen wir miterleben. So ein einmaliges Ereignis dürfen wir uns nicht entgehen lassen“, so dachten viele Freunde und Mitglieder unseres Vereins und organisierten die Reise nach Passau. Unterstützung fanden wir beim Sportverein Blau-Weiß Wusterwitz und bei unserer hiesigen Agrargenossenschaft.

Mit großer Neugier betraten wir am 20. September die Werkhalle der Firma Perner. Hier herrschte ein reges Treiben und der Geruch von geschmolzenem Metall hing in der Luft. Die Vorbereitungen für den Glockenguss liefen bereits auf Hochtouren. Die Bronze im Schmelzofen mit den Zusätzen aus Kupfer und Zinn muss eine Temperatur von 1.100°C erreichen. Kurz vor dem Guss wurde das geschäftige Treiben plötzlich unterbrochen. Es wurde still und der Gießmeister sprach das Vaterunser. Diesen Moment werden wir alle als einen sehr bewegenden und ergreifenden Augenblick in unserer Erinnerung behalten.

Dann senkte sich der Schmelzofen und das flüssige Schmelzgut floss in die Form, die fest in eine Grube eingelassen war. Zu diesem Zeitpunkt muss absolute Ruhe herrschen, denn schon die kleinsten Erschütterungen können den Guss gefährden. Ungefähr eine Woche brauchten die Glocken zum Aushärten, bevor sie dann per Lastwagen zur Dorfkirche von Gollwitz transportiert wurden.

Für beide Glocken und die elektronische Läutetechnik mussten 30.000 Euro aufgebracht werden. Das war nur möglich durch die großzügige Unterstützung der Mittelbrandenburgischen Sparkasse und durch die Lottomittel des Landes Brandenburg, die insgesamt 22.000 Euro dazu gaben. Die restlichen 8.000 Euro sammelten wir bei unseren Konzerten und bei zahllosen anderen Aktionen, die wir zum Erhalt unserer Kirche durchführten.

Ursula Hausmann,
Förderverein Gollwitzer Dorfkirche

Gollwitzer begrüßten ihre neuen Glocken

Die Bronzeglocken der Gollwitzer Dorfkirche wurden im Ersten Weltkrieg wie zahllose andere für Kriegszwecke eingeschmolzen. Eine Eisenglocke diente als Ersatz. Diese durfte zuletzt wegen ‚Altersschwäche‘ nicht mehr geläutet werden. Im vorigen Jahr wurde das Äußere der Kirche saniert und der Turm für die Aufnahme neuer Glocken vorbereitet.

Am 28.10.2018 fand ein Gottesdienst zur Begrüßung der beiden neuen Bronzeglocken statt. Zahlreiche Besucher wollten die kürzlich in Passau gegossenen Glocken auf dem geschmückten Wagen sehen und berühren. Pressefotografen dirigierten die Mitglieder des Fördervereins auf und vor den Wagen. Das Festzelt war brechend voll. Jagdhorn-Fanfaren eröffneten den Gottesdienst.

Pfarrer Zschömitzsch erinnerte daran, dass glockenartige Zimbeln schon im Tempelkult des alten Israel eingesetzt wurden. Kirchenglocken seien jedoch erst vor tausend Jahren im christlichen Abendland entstanden. Schiller und Goethe haben der Glocke bekannte Dichtungen gewidmet. Der Pfarrer nahm die neuen Glocken in die Pflicht, Gott zu loben, die Gemeinde zum Gebet sowie zu Taufen, Trauungen und Beerdigungen zu rufen und alle Bewohner des Dorfes durch den Stundenschlag zu mahnen, verantwortlich mit der geschenkten Zeit umzugehen. Weihnachten sollen die neuen Glocken erstmalig erklingen.

Text und Foto: Hans Tödtmann

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