Regionalbetreuer des Förderkreises berichten aus ihren Bereichen
Bernd Janowski aus dem Landkreis Uckermark
Schlupfwespen gegen den „Holzwurm“
Schon seit längerem beobachten wir in unserer Melzower Kirche kleine Häufchen von feinem Holzmehl im 350 Jahre alten Gemeindegestühl. Bei der jährlichen Wartung der Orgel wies uns der Orgelbauer darauf hin, dass auch im Inneren des erst vor wenigen Jahren restaurierten Instrumentes der Holzwurm aktiv ist.
Nun handelt es sich bei dem angesprochenen Holzschädling keinesfalls um einen Wurm. Biologisch korrekt sind es die Larven des Gemeinen Nagekäfers (Anobium punctatum), die einen gesunden Appetit auf abgelagertes Holz entwickeln.
Zu DDR-Zeiten wurde zur Bekämpfung von Hozschädlingen häufig Hylotox eingesetzt, ein Insektizid auf DDT- Basis, von dem später bekannt wurde, dass es auch für den Menschen gefährlich ist, weswegen mit diesem Mittel behandelte Hölzer heute unter Sicherheitsvorkehrungen kostenintensiv entsorgt werden müssen. Heute bekämpft man den Holzwurm in den meisten Fällen durch Begasung oder eine kontrollierte Wärmebehandlung. Wir haben uns in Melzow für eine andere Variante entschieden: Eine Fachfirma hat kürzlich 600 Schlupfwespen in unserer Kirche ausgesetzt. Die winzigen Tiere haben mit landläufigen Wespen nichts gemein. Sie sind für den Menschen ungefährlich und im Kirchenraum nicht einmal zu bemerken. Die Schlupfwespen gehen im Kirchenraum auf die Suche nach den Larven des Nagekäfers, stechen durch das Holz hinein und legen ihre Eier in die Käferlarven. Die Wespenlarve frisst den „Wirt“ – die Larve des Nagekäfers – nach und nach auf. Nach einigen Wochen schlüpft eine junge Wespe, die wiederum auf Nahrungssuche geht. In der warmen Jahreszeit werden für einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren mehrfach neue Schlupfwespen ausgesetzt. Vergleichsstudien haben gezeigt, dass die Wirksamkeit genauso hoch ist wie bei chemischen oder Wärmebehandlungen. Zudem ist die biologische Schädlingsbekämpfung wesentlich umweltfreundlicher und auch kostengünstiger. Auch die Dorfkirche in Fergitz sollen Schlupfwespen von Holzschädlingen befreien. Da die beauftragte Fachfirma bei jedem Vororttermin zwei Kirchen besuchen kann, werden die Kosten weiter minimiert. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Arnulf Kraft aus dem Landkreis Havelland
Im Havelland tut sich einiges
Die für mich erfreulichste Nachricht dieses Jahres kam am 26. April aus Landin: Der Antrag des rührigen Vereins auf europäische Fördergelder zur Sanierung der maroden Dorfkirche war tatsächlich genehmigt worden! Nun kann gebaut und dafür die Kirche endlich auch betreten werden. Über 400.000 Euro wird die Herrichtung des schönen Bauwerks kosten. Dafür hat der Verein schon mal 40.000 € als Eigenmittel eingezahlt und ein privates Darlehen aufgenommen, für dessen Tilgung er noch weitere Spender sucht. Einen guten Beitrag hat der FAK be- reits zugesagt. Die spätgotische Kirche von Selbelang ist eine versteckte Schönheit. Die erheblichen Schäden am Bauwerk wurden, maßgeblich vom dortigen Förderverein, seit 2005 nahezu vollständig behoben. Auch der FAK half. Die Kirche ist nun wieder ein Schmuckstück. Seit gut 15 Jahren beschäftigen wir uns schon mit den großen Problemen der kleinen Kirche in Wassersuppe. In diesem Jahr aber kann – nach der Sanierung von Kirchturm und Dach – nun auch das Fundament in Ordnung gebracht werden, wieder mit Hilfe des FAK.
Da ist man im Nachbardorf Ferchesar weiter: Der im Jahre 2006 gegründete Förderverein. erhielt 2007 ein FAK- Startkapital. Am 22. Oktober 2017 konnte mit der Kirchengemeinde und dem gesamten Ort der Abschluss der wichtigsten Sanierungsabschnitte gefeiert werden. Der Förderkreis Alte Kirchen und seine Stiftung haben spürbar geholfen.
Über viele Jahre hin hat auch der Förderverein in Stechow die dortige Feldsteinkirche wieder sanieren und nutzbar machen können. Erst recht gilt das von der großartigen Pilgerkirche in Buckow bei Nennhausen. Auch um diese große Kirche kümmert sich ein Verein, mitgegründet vom FAK.
In Wagenitz hat zwar eine komplette Einhausung und anschließende Begasung der Kirche den massiven Holzwurmbefall beenden können; erst bei der anschließenden Sanierung des Außenputzes zeigte sich dann aber, dass das gesamte Holztragwerk von Decke und Dach wieder überarbeitet werden muss. Immerhin zeichnet sich mit dem Denkmalschutz eine Einigung darüber ab, wie man die große Gruftkammer unterhalb des Altarbereichs für eine Dokumentation vorübergehend öffnen könnte.
Das Projekt, die verfallende Dorfkirche in Zeestow zur Autobahnkirche umzugestalten, hatte der FAK von Beginn an unterstützt. Seit 2014 bietet sie nun Reisenden Rast.
Stolz darf man auch auf das in acht Jahren in Pessin Geleistete sein. Die Kirche musste vor Jahren wegen massiver Schäden teilweise gesperrt werden. Der Förderverein, der sich mit FAK- Hilfe gründete, hat mit viel Einsatz „seine“ Kirche saniert, wozu der FAK beitrug.
(Siehe auch den Bericht über die FAK- Exkursion ins Havelland)
Konrad Mrusek aus dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin
Kirchenfest unter einem wieder strahlenden Turm
Die vielen Besucher der Dorfkirche zu Wustrau kommen nicht so sehr wegen des Turmes, sie bewundern vor allem die reiche Ausstattung des Gotteshauses. Doch ist auch der Turm eine märkische Besonderheit, weil er in einer barocken Laterne endet und mit seinen 32 Metern die jahrhundertealten Bäume des Kirchhofs weit überragt, unter denen Grabstätten berühmter Preußen liegen. Seit dem letzten Jahr ist der Turm auch wieder zu einer Zierde geworden. Er leuchtet geradezu über die Südspitze des Ruppiner Sees, weil er saniert wurde und einen neuen gelben Anstrich bekam. An den Kosten hat sich auch der Förderkreis mit einem Zuschuss von 3.000 Euro beteiligt. Von der erneuerten Strahlkraft des Kirchturmes konnten sich nun neben den vielen Touristen auch jene Christen überzeugen, die Mitte Mai zum Kirchentag des Kirchenkreises Wittstock- Ruppin kamen. Es war das erste Mal seit zehn Jahren, dass es wieder solch eine Veranstaltung gab. Und vielleicht hatte es auch etwas mit dem „leuchtenden“ Turm zu tun, dass dieses Fest in der Gesamtkirchengemeinde Protzen-Wustrau-Radensleben stattfand, dem südlichen Teil des vor einigen Jahren fusionierten Kirchenkreises.
Dass Wustrau besonders interessant ist, wusste bereits Theodor Fontane. Hier lässt er denn auch seine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ beginnen. Denn in Wustrau lebte und starb der legendäre Husaren-General Hans Joachim von Zieten, der unter Friedrich dem Großen so manche Attacke ritt. Obwohl Fontane sein Marmor-Epitaph in der Kirche kritisiert, weil es mit seinem allegorischen Kitsch nicht zum alten „Zieten aus dem Busch“ passt, so hat er doch nur Lob für das Gotteshaus. Er nennt es „ein Ideal einer Dorfkirche: schlicht, einladend, hübsch gelegen“.
Das Innere der Kirche sieht zwar nun anders aus als zur Fontane-Zeit, weil es 1911 anlässlich der Goldenen Hochzeit des letzten Grafenpaares Zieten-Schwerin neu gestaltet und ausgemalt wurde, doch einladend wirkt das Gotteshaus noch immer. Hier gibt es nicht nur ein immer noch sehr reges kirchliches Leben, sondern auch etliche Konzerte. Mitunter sind sogar viele Kinderstimmen zu hören. Das geschieht immer dann, wenn der Leiter des benachbarten Brandenburg-Preußen-Museums einer Kindergruppe das Innere der Kirche erläutert. Gelegentlich veranstaltet das private Museum auch Konzerte in der Kirche. Wie eng die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Museum ist, zeigt sich auch daran, dass man eine Spende von 10.000 Euro für die Sanierung des Turmes machte.
Das wertvolle Kircheninnere ist außerhalb der Gottesdienste nur durch ein Schutzgitter zu besichtigen.
Theda von Wedel aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark
Den Abschluss der Sanierung krönte ein rundum gelungenes Fest
Lange habe ich einen Gottesdienst nicht mehr mit so viel Freude, Dankbarkeit und Anteilnahme erlebt wie den am 15. April in der Belziger Briccius-Kirche. Es war wirklich ein rundum gelungenes Fest, der Abschluss der Sanierung der alten Kirche auf dem Berg neben der Burg Eisenhardt. Die Kirche war brechend voll, viele Ehrengäste aus Politik, Kirche und Gesellschaft, und vor allem ganz viele Menschen, die über die Jahre beim Sanieren geholfen haben. Jeder Einzelne namentlich genannt.
Die Orgel endlich wieder voll im Einsatz, wohlvertraute Choräle; Superintendent Wisch hielt eine fröhliche Festpredigt. Pfarrer Matthias Stephan überraschte Frau Junghanns, Herrn Pohl und Herrn Kruse, die drei Verantwortlichen des Fördervereins “Bonte-Friedheim- Lochow e.V“, den Bauherrn der Sanierung, mit einem stattlichen Scheck des Gemeindekirchenrates der St. Marienkirche. Dazu die Eintrittserklärung der Gemeinde in den Förderverein. Ein bewegendes Erlebnis und ein guter Abschluss der langen anstrengenden Jahre.
Wolf-Dietrich Meyer-Rath aus dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin
Breddiner hatten Erfolg mit uraltem Alleinstellungsmerkmal
Am 24. April 2018 schrieb Pfarrer Henning Utapatel aus Breddin an den FAK: „Heute erhielten wir die Zusage, dass das Projekt ‚Sanierung Kirche + Ausstellung‘ durch LEADER gefördert wird. Die Ausstellungskonzeption war ein wesentlicher Teil und für die An- tragstellung ausschlaggebend . . .“
In der AK-Ausgabe März 2018 wurde von einer für 2018 bis 2019 vorgesehenen Instandsetzung des Kirchenschiffes berichtet, zu der auch eine Ausstellung zur Geschichte des Dorfes und seiner Kirche gehören soll. Unter Leitung von Pfarrer Utpatel bildete sich dazu Anfang dieses Jahres im Breddiner Pfarrhaus eine kleine Planungsgruppe, die aus mehreren Frauen der Kirchengemeinde besteht, die, mit wissenschaftlicher Begleitung durch Dr. Carina Brumme, für den LEADER- Antrag kurzfristig ein Ausstellungskonzept zu erarbeiten hatte. Eile tat Not, da eine extrem kurze Antragsfrist zu beachten war. Mit Eifer und voller Ideen gingen die Planer an das Werk, wobei sie sich auf eine einzigartige Quellenlage zu Breddin stützen konnten:
– Die in wesentlichen Teilen erhaltene Weiheurkunde der Dorfkirche Breddin von 1273,
– eine überaus reiche Anzahl von Urkunden im Landeshauptarchiv Potsdam,
– eine 250 Seiten umfassende Dorfgeschichte von 1958 eines Dorfchronisten,
– die mündliche Überlieferung von Zeitzeugen,
– eine Fülle von personenbezogenen urkundlichen Zitaten in der Prignitz- Geschichte von Lieselott Enders.
Vor einer detaillierteren Auswertung dieser Quellenlage lag ein Besuch des Planungsteams im Prignitz-Museum Havelberg; ein Besuch im Landeshauptarchiv soll folgen. Besonders dringlich war jedoch, für den LEA- DER-Antrag das mehrseitige Vorkonzept zu Inhalt, Ausführung und Platzierung der Ausstellungselemente im Innen- und Außenbereich der Kirche zu formulieren und in Planungsskizzen zu erarbeiten sowie den Kostenrahmen (30.000 Euro) mit inhaltlichen Bausteinen zu konkretisieren. Im südlichen Anbau des Kirchenschiffes soll nun die Ausstellung zur Kirchengeschichte informieren, während im Außengelände Tafelelemente zur Dorfgeschichte, ein von Grundschülern in Keramikplatten gestaltetes Spiel „Himmel und Hölle“ und ein kleiner Rastplatz geplant sind.
Hans Tödtmann aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark
Die Dorfkirche in Riewend wird 300 Jahre alt
Die Wetterfahne auf dem Turm zeigt das Jahr 1718. Die Riewender Dorfkirche begeht am Johannistag 2018 ihr 300-jähriges Jubiläum!
Das Kirchenschiff ist ein bescheidener rechteckiger Saalbau ohne Chor und Apsis. Der gedrungene Turm ist in den Westgiebel einbezogen. In der engen Turmhalle ist rechts an der Wand ein historischer Altaraufsatz aus dem Jahr 1718 ausgestellt. Er dient als Beleg für das Datum der Kirchweihe. Unabhängig davon besteht kein Zweifel, dass die Kirche in der Zeit des Barock errichtet wurde. Der imposante typisch barocke Dachstuhl ist erhalten. Offenbar war das Dach des Kirchleins ursprünglich mit Schilf gedeckt. Wegen des geringen Gewichtes dieser Deckung hatten die Sparren einen großen Abstand. Vor der wahrscheinlich 1844 erfolgten Ziegeldeckung wurden in der Dachebene Zwischensparren und in der Decke über dem Kirchenraum Zwischenbalken eingefügt. Die älteren Deckenbalken sind bemalt. Offenbar waren sie vor 1844 vom Kirchenraum aus sichtbar. Es ist zu vermuten, dass das Langhaus der Kirche ursprünglich insgesamt in Fachwerkbauweise errichtet und im 19. Jh. ’versteinert’ und mit größeren Fenstern versehen wurde. Noch in barocker Zeit wurde der bauzeitliche Altar durch einen Kanzelaltar mit einer Empore auf der Innenseite des Ostgiebels ersetzt.
Anfang der 1990er Jahre wurden sämtliche Außenflächen der Kirche glatt verputzt und mit einem ockerfarbenen Dispersionsanstrich versehen. Der Frost hat die Oberfläche der vermoosten Dachziegel zerscherbelt. Die Biberdeckung ist dringend erneuerungsbedürftig. Es gibt zudem unübersehbare Risse im Mauerwerk. In neuerer Zeit wurde aus Unverständnis die gesamte Unterdecke zwischen Kirchenraum und Dachstuhl entfernt, so dass man heute vom Kirchenraum unmittel- bar in den Dachstuhl blicken kann. Zum Glück ist das Dach regendicht. Aber es bröselt von oben auf die Kirchenbänke! Trotz der durch die Schäden bedingten Einschränkungen wird die Riewender Kirche zu Gottesdiensten genutzt. Die evangelische Kirchengemeinde kooperiert mit der in Riewend ansässigen Fazenda da Esperanca, die suchtkranken Menschen Hilfe für ein neues Leben gibt. Die Riewender Dorfkirche ist das Zentrum der Ökumene im Pfarrsprengel Päwesin, der insgesamt nicht weniger als 13 Dörfer umfasst.
Der Heimatverein Riewendsee hat sich die Instandsetzung der Dorfkirche Riewend zur Aufgabe gemacht. Die Kosten der Sanierung betragen € 123.000. Der Heimatverein erwartet eine Förderung durch LEADER-Mittel in Höhe von € 55.000. Der Rest muss aus kirchlichen Eigenmitteln und von weiteren Fördergebern kommen. Die Arbeiten sollen 2019 beginnen.