Marode vom Dach bis zu den Mauerfugen

Am 13. Mai war die Dorfkirche in Gruhno (Elbe-Elster) fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Anlässlich des Beginns der umfassenden Instandsetzung bat die Gemeinde im Rahmen eines Festgottesdienstes um Gottes Segen für die anstehenden Bauarbeiten. Lange genug hatten die Gemeinde und der Förderverein Gruhno e.V. auf diesen Tag hingearbeitet.

Das Dorf Gruhno mit etwa 140 Einwohnern liegt abseits der Hauptstraßen südlich von Doberlug. Entstanden ist Gruhno als neue Ortsgründung des Zisterzienserkloster Dobrilugk im Zuge des hochmittelalterlichen Landesausbaus um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert. Nach der Säkularisierung des Klosters gehörte das Dorf zur böhmischen Pfandherrschaft Dobrilugk, geriet durch Verkauf im Jahr 1624 zum Kurfürstentum Sachsen und wurde im Zuge des Wiener Kongresses 1815 schließlich preußisch.

Bereits 1231 bildete Gruhno gemeinsam mit Friedersdorf und Rückersdorf einen Pfarrsprengel. In diesem Sprengel wiederum wurde von Martin Luther selbst im Jahr 1540 Florian Albhorn als Pfarrer eingesetzt, der Luther bei seinem Aufenthalt auf der Wartburg „als Famulus aufgewartet“ hatte.

Die Gruhnoer Dorfkirche ist ein rechteckiger Bau mit Langhaus und eingezogenem Chor aus Raseneisenstein, wohl im frühen 13. Jahrhundert unter dem Patronat des Klosters Dobrilugk entstanden. Ursprünglich besaß der Bau einen barocken Dachreiter, in dem sich die Glocken befanden. Nachdem dieser vermutlich marode geworden war, wurde 1885 ein Backsteinturm mit Spitzhelm hinzugefügt. Der von einer flachen Holzbalkendecke überzogene Innenraum, der sich über einen spitzen Triumphbogen zum Chorraum öffnet, ist schlicht und stimmig.

Ältestes Ausstattungsstück ist ein spätromanischer Taufstein, der aus einem großen sandsteinernen Kelchblockkapitell gefertigt ist, das vermutlich von abgebrochenen Gebäuden des Klosters Doberlug stammt. In einem barocken Altaraufsatz blieb ein geschnitztes Relief eines spätgotischen Retabels von 1470/80 erhalten. Neben einer schön geschnitzten Maria mit Kind stehen der Evangelist Johannes und die Figur eines Bischofs. Die Renaissancekanzel an der Südwand des Kirchenschiffes ist direkt mit einem evangelischen Beichtstuhl verbunden.

Die Orgel des Instrumentenbauers Johann Christoph Schröter aus Sonnewalde erklang zum ersten Mal zum Pfingstfest 1833. Sie ist zwar spielbar, bedarf jedoch dringend einer Restaurierung. Die Mechanik ist verschlissen, der Blasebalg und einige Pfeifen müssen erneuert werden. Um Geld für die Instandsetzung der Orgel zu sammeln, gründete sich 2010 der Förderverein.

Beim Festgottesdienst am 13. Mai Foto: Dr. Hans Krag

Ein Ortstermin 2011 mit Vertretern der Denkmalpflege führte jedoch dazu, dass die Prioritäten schnell neu gesetzt werden mussten. Einige Dachbalken des Westgiebels waren im Anschluss zum Turm durch Schädlingsbefall stark geschädigt, so dass das kirchliche Bauamt eine Sanierung der Balkenkonstruktion dringend empfahl: „ Das gesamte Giebelgebinde ist durch Fehlstellen und gravierende Schäden gestört. Im Bereich der Orgel fehlt ein Teil des Deckenbalkens. Die Schwelle weist sehr gravierende Schwammschäden auf, Myzel ist deutlich an mehreren Stellen zu sehen. Es besteht dringender Handlungsbedarf, da die Dachlast an dieser Stelle nicht aufgenommen werden kann.“ Das war 2011. Sieben Jahre später hat sich das Projekt zu einer Mammutaufgabe für das Dorf ausgewachsen: 278.000 Euro werden nun benötigt. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt und die Gruhnoer hatten Mut. Mit Hilfe des FAK wurde unter der Leitung von Herrn Eckhard Heinrich ein Förderverein gegründet, der mit vielen Aktivitäten auf sich aufmerksam machte. Dies wurde 2011 vom FAK mit einem „Startkapital“ belohnt. Zusagen für größere Beträge konnten dann im Laufe der Zeit nach hartnäckigem Werben eingeholt werden, so dass nun Landesmittel aus dem Staats-Kirchenvertrag, von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Landeskirche und dem Kirchenkreis bereitstehen. In zwei Bauabschnitten werden jetzt die Schwammsanierung im Dach (Reparaturen an Balken und Sparren, Abdeckung der Ziegel und Neueindeckung, Erneuerung von Mauerschwellen und Mauerwerk) und die Turmsanierung (Glockende- und –montage, Erneuerung Glockenstuhl, Schalluken und Fenster, neues Dach und Mauerverfugung) durchgeführt. Nebenher können noch drei Totenkronenkästen restauriert werden.

Nach Erledigung dieser Arbeiten fehlt noch die Sanierung des Daches über dem Chor. Man muss das Dach öffnen, um die Balkenkonstruktion begutachten zu können – dabei kann es zu unangenehmen Entdeckungen kommen; es ist noch völlig offen, wieviel Geld hier zusätzlich gebraucht wird. Der FAK möchte die Arbeiten in Gruhno weiter unterstützen und braucht dafür Ihre Hilfe. Vielen Dank!

Dr. Hans Krag/ Bernd Janowski

Weitere Informationen:
Förderverein Gruhno e.V.;
Eckhard Heinrich; Gruhnoer Hauptstr. 15; 03253 Schönborn;
Tel.: 035325-18350
Spendenkonto:
Förderkreis Alte Kirchen
IBAN DE94 5206 0410 0003 9113 90
BIC GENODEF1EK1 (Ev. Bank)
Kennwort: Gruhno

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