Dorfkirche Senftenhütte

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Steckbrief
16230 Chorin OT Senftenhütte Barnim
Backsteinerner Saalbau Anfang des 19. Jh., Westturm von 1931, im Innern kassettierte Holzdecke Aushang vor Ort
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    Dorfkirche Senftenhütte
    Dorfkirche des Monats November 2016
    Inmitten der dichten Wälder nordwestlich von Chorin entstand im Jahr 1705 eine königliche Glashütte. Die Voraussetzungen waren günstig: die Kiefernwälder lieferten das Brennmaterial, aus den Hölzern der Laubbäume ließ sich Pottasche gewinnen und der im Überfluss vorhandene hellgelbe märkische Sand konnte zur Gewinnung von Quarz genutzt werden. Mit dem Mühlenmeister Christian Puhlmann vom Berliner Mühlendamm wurde der erste Pachtvertrag geschlossen, in dem ihm nicht nur die Verwendung des Inventars der eingegangenen Glashütte zu Pinnow im Amt Mühlenbeck gestattet wurde, sondern auch „freies Brauen und Branntweinbrennen“. Nachfolger Puhlsmanns als Pächter der „Chorinschen Glaß Hütte“ wurde bereits 1718 Johann Georg Senff, dem der Ort schließlich seinen Namen verdankte. Etliche Jahre florierte das Geschäft recht ertragreich. Wie seinerzeit häufig, waren jedoch wegen des enormen Bedarfs an Brennmaterial die umliegenden Wälder bald so weit gerodet, dass sich der Betrieb nicht mehr lohnte. Die Glashütte wurde an die Heerstraße nördlich von Chorin verlegt, wovon noch heute der Ortsname Neuehütte zeugt. Senftenhütte wurde fortan als selbständiges Vorwerk betrieben, das wiederum 1764 an sechs hugenottische Kolonistenfamilien aus der hessischen Grafschaft Isenburg aufgeteilt wurde. Kirchlich schlossen sich die Glaubensflüchtlinge der bereits vorhandenen französisch-reformierten Gemeinde in Groß Ziethen an. Ein Kirchengebäude, vermutlich aus Fachwerk, wurde in Senftenhütte bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erwähnt; vermutlich musste es wegen Baufälligkeit abgetragen werden. Unter der Leitung des Maurermeisters Johann Friedrich Mütze aus Eberswalde entstand zwischen 1803 und 1810 ein Neubau aus gespaltenen Feldsteinen, sogenanntem „Zyklopenmauerwerk“, mit Backsteingliederung und Walmdach. Erst 1931 konnte sich die Gemeinde dann auch den Anbau eines Turmes aus Ziegelmauerwerk leisten; die Ausführung oblag dem Berliner Baumeister Carl Schmidt, der zu dieser Zeit eine Jagdpacht in Senftenhütte besaß. Wie es sich für ein reformiertes Gotteshaus gehört, ist der Innenraum äußerst schlicht gehalten. Statt des erwarteten beweglichen Abendmahlstisches findet sich hier jedoch ein vermutlich in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts aus Sichtziegeln gemauerter Altarblock. Links davon steht eine einfache Kanzel. Auf der rechten Seite dient eine historische Glocke aus dem Jahre 1728, die leider gesprungen ist, als Sockel für die Taufe. Unter der Westempore ist eine beheizbare Winterkirche abgetrennt. Im Zuge einer Notsicherungsmaßnahme wurden vor einigen Jahren an den Längsseiten des Kirchenschiffes Stützkonstruktionen eingebaut, die die Deckenbalken entlasten und das Herabstürzen der hölzernen Flachdecke verhindern sollen. Ein Blick in den Dachstuhl zeigt, dass diese Aktion tatsächlich dringend notwendig war. Mehrere Überzugsbalken der Deckenkonstruktion sind massiv durch Hausbockbefall geschädigt. Da die Schwellen komplett eingemauert sind, lassen sich eventuell auch hier vorhandene Schädigungen noch nicht absehen. Obwohl die Deckung noch wasserdicht ist, weisen die zu DDR-Zeiten verlegten Betondachsteine doch schon erhebliche Verschleißerscheinungen auf, so dass eine Neudeckung zweckmäßig erscheint. Auch am Turm sind Reparaturen vonnöten. Die französisch-reformierte Kirchengemeinde Groß Ziethen, zu der neben Senftenhütte auch Klein Ziethen gehört, zählte wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg noch über 1.700 Gemeindeglieder. Heute – siebzig Jahre später – sind es noch etwa 110, davon vierzig in Senftenhütte. Und doch ist laut Auskunft von Pfarrerin Cornelia Müller die kleine Gemeinde recht aktiv. Zudem hat sich kürzlich ein Förderverein mit dem schönen Namen „Lebendiges Hugenottenerbe“ e.V. gegründet, der sich unter anderem auch für die Bewahrung der Dorfkirche in Senftenhütte engagiert. Neben regelmäßigen Gottesdiensten finden Konzerte statt, auch Kinofilme werden im Gotteshaus gezeigt. Erste Spenden konnten gesammelt werden. Diese reichen zwar noch nicht aus, um den notwendigen Eigenanteil für die zum kommenden Jahr zugesagten Fördermittel aufzubringen. Doch ein Anfang ist gemacht. Weitere Informationen: Französisch-reformierte Kirchengemeinde Groß Ziethen; Pfarrerin Cornelia Müller; Tel.: 0160-8509935; Mail: pfarrerinmueller@freenet.de
    Zum Weiterlesen: MOZ.de vom 25. Oktober 2017: Ziegel für Ziegel