Dorfkirche Löhme
Steckbrief
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16356 Werneuchen OT Löhme | Barnim |
Spätgotischer Saalbau mit dreiseitigem Chorschluss, Turm mit hohem Satteldach, umfangreiche Ausstattung von 1620 | Anmeldung und Schlüssel bei Edeltraud Arndt, Tel. 033398-76459 |
Förderverein Dorfkirche zu Löhme e.V. Birgit Eckert Löhmer Dorfstraße 42 16356 Werneuchen OT Löhme Tel.: 0172 - 30 20 823 E-Mail: dorfkircheloehme@web.de |
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Text: Julia Bost-Topp & Sascha Topp
Die Dorfkirche Löhme im Landkreis Barnim ist eine spätgotische Feldsteinkirche aus dem späten 15. oder frühen 16. Jahrhundert, die im Lauf der Zeit viele Veränderungen erfahren hat. Der Kirchhof mit Mauer aus dem 18. Jahrhundert und Kriegerdenkmal von 1920 liegt am Jakobsweg, der durch den Ort hindurchführt. Seit dem 12. Jahrhundert durchzieht der Jakobsweg ganz Europa. Die nördliche Route des Jakobsweges durch Brandenburg, von der Oder bis nach Berlin, beginnt in Frankfurt/Oder. Sie führt im Landkreis Barnim durch Werneuchen, Seefeld, Löhme und Börnicke bis nach Bernau bei Berlin. Der Haussee bietet eine weitere Möglichkeit, sich die Barnimer Landschaft bei einem Rundweg mit Naturlehrpfad genauer anzuschauen.
Die spätgotische Saalkirche mit dreiseitigem Ostschluss hat einen etwas älteren und massiven quadratischen Westturm aus unbehauenem Feldstein mit heller Eckquaderung und hohem Walmdach. Im Westen befindet sich ein gedrungenes Flachbogenportal und im Norden ein profiliertes Spitzbogenportal mit segmentbogiger Türöffnung, welches den Zugang zum Kirchenschiff bildet. Die Veränderung zu korbbogigen Fenstern im 18. Jahrhundert und noch einmal 1900 ist noch heute zu erkennen. Das Dachwerk des Kirchenschiffs konnte durch dendrochronologische Untersuchungen auf 1510 datiert werden, der Turm auf 1558. Heute noch gut erkennbar sind die statischen Probleme durch die Höhe des Daches, was über die Jahrhunderte immer wieder Hilfskonstruktionen im Dach erforderlich machte. Eine erste Erwähnung findet die Kirche 1375, wobei eine noch vorhandene Glocke, die um 1300 gegossen wurde, somit wahrscheinlich aus einem Vorgängerbau stammt. Eine flache Putzdecke bestimmt den Innenraum in gleicher Weise wie die zum Turm teilweise zugesetzte Spitzbogenöffnung und die ganz zugesetzte Westempore.
Die Umgestaltung der Ausstattung, die bis heute den Innenraum bestimmt, erfolgte in der Renaissancezeit um 1620. An der Nordwand befindet sich eine ehemals verglaste Patronatsloge mit toskanischer Säulengliederung und acht Rundbogenfeldern. Die Glasscheiben wurden für die Winterkirche, ein abgetrennter und kleinerer beheizbarer Raum, wiederverwendet. Auch die Kanzel, ein polygonaler Korb mit Ecksäulchen und Muschelnischen mit den Figuren von Christus und den Evangelisten – eine Figur fehlt – stammt aus dieser Zeit. Stifter waren die Familien von Arnim und von Katte, wie Wappen an Patronatsloge und Kanzel sowie der Grabstein für Frantz von Arnim (1513–1587) belegen. Die zehn Wappenfelder der Loge sowie die des Kanzelaufgangs wurden im 19. Jahrhundert erneuert, doch ist das Original noch darunter vorhanden und könnte freigelegt werden.
Schon 2010 konnte der hölzerne Taufengel aus der Zeit um 1700 restauriert werden. Die hohe künstlerische Qualität kann, obwohl nur der Torso erhalten ist, in der Ausführung der Details erkannt werden. In der rechten Hand hielt der Engel die Taufschale, in der linken wohl ein Spruchband oder Palmzweig. Die originale Fassung des aus Berlin stammenden Künstlers ist bis auf wenige Spuren verloren. Die restaurierte Fassung des Altarbildes Jesus im Garten Gethsemane der Malerin Clara Oenicke von 1848 konnte zu Ostern wieder in die Kirche zurückkehren.
Patronatsloge und Kanzel sind in keinem guten Zustand und sanierungsbedürftig, wofür der 2008 gegründete Förderverein Dorfkirche zu Löhme e.V. Spenden sammelt. Der Förderverein hat sich zum Ziel gesetzt: „die Restauration der Löhmer Dorfkirche zu unterstützen und der „Dorfmitte“ mehr Leben einzuhauchen“. Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen und Filmabende dienten der Spendensammlung, bis in den Jahren 2017 bis 2019 Kirchturm, Kirchenschiffdach, Fassade und Innenraumsaniert wurden. Seit vielen Jahren beteiligen sich die Löhmer auch am „Tag des offenen Denkmals“.
Weitere Informationen:
Adresse der Kirche: Löhmer Dorfstraße 40, 16356 Werneuchen OT Löhme
Ev. Kirchengemeinde Werneuchen-Seefeld-Löhme, Pfarrer Steve Neumann (Vakanzvertretung), Tel. 0176-20532377, steve.neumann@gemeinsam.ekbo.de, www.kirche-barnim.de
Förderverein Dorfkirche zu Löhme e.V., Birgit Eckert, Tel. 0172-3020823, dorfkircheloehme@web.de, www.dorfkirche-loehme.com
Spendenkonto: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.
Evangelische Bank – IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90
Verwendungszweck: Dorfkirche Löhme
Juni 2009:
Als Theodor Fontane sich im März 1861 mit dem Historiker und Sammler märkischer Sagen Wilhelm Schwarz auf den Weg nach dem Landstädtchen Werneuchen machte, um nach Spuren des dort einige Jahrzehnte zuvor wirkenden Pfarrers und Poeten Friedrich Wilhelm August Schmidt zu suchen, kam er auch durch das Dorf Löhme: „Dorf Blumberg liegt längst hinter uns und nun auch Seefeld und Löhme, zwei Zwillingsdörfer, die von hüben und drüben ihre völlig gleichen Kirchturmspitzen im Wasser des Löhme-Sees spiegeln.“ Kurz vor dem Ziel ihrer Reise werden die Wanderer von einem Reisewagen aufgenommen, in welchem sie den „Amtsaktuarius Bernhard aus Löhme nebst Frau und Familie“ kennen lernen, welche Begegnung Fontane auch in gewohnt humorvoller Weise beschreibt.
Das Dorf Löhme und seine Kirche waren für den Dichter anscheinend nicht von Interesse; es fehlte vermutlich der historische Bezug, der für Fontane nötig war, um ihm einen Ort erst interessant zu machen. Dabei hätte eine kurze Rast durchaus gelohnt.
Die inmitten des von einer Mauer umgebenen Friedhofs gelegene Kirche ist ein Feldsteinbau mit dreiseitigem Ostschluss und einem wuchtigen, nahezu quadratischem Westturm. Das unregelmäßige Mauerwerk und die Verwendung von Backstein am Sockel sowie an den Fenstergewänden lassen auf eine Entstehungszeit erst im späten 15. Jahrhundert schließen. Eine bereits um 1300 gegossene Glocke macht einen Vorgängerbau wahrscheinlich.
Der flach gedeckte Innenraum wird wesentlich geprägt von Ausstattungsstücken im Stil der Renaissance. Eine 1620 entstandene Empore an der Nordwand war ursprünglich verglast und diente als Patronatsloge. In den Brüstungsfeldern sind Wappentafeln erhalten, die auf die damalige Patronatsfamilie von Arnim und deren weitläufige Verwandtschaft hinweisen. Aus der selben Zeit stammt auch die hölzerne Kanzel. Die Schnitzfiguren in den durch Muschelnischen hervorgehobenen Brüstungsfeldern des Kanzelkorbes stellen Christus als Salvator mundi sowie die Evangelisten dar. Der mittelalterliche Altarblock wird lediglich von zwei Leuchtern und einem einfachen Kruzifixus geschmückt. Der Schöpfer des 1848 entstandenen Gemäldes „Christus im Garten Gethsemane“, das hinter dem Altar im Chorraum hängt, ist namentlich nicht bekannt. Erhalten sind darüber hinaus zwei Epitaphe für Frantz von Arnim (gestorben 1587) und Joachim Friedrich Fromme (gestorben 1762) und dessen Frau. Einem um 1700 entstandener Taufengel fehlen Teile der Arme, Füße und Flügel. Trotzdem beeindrucken der fein modellierte Kopf des Engels und die qualitätsvolle Schnitzarbeit des Gewandes. Gegenwärtig befindet sich der Taufengel zu substanzsichernden Arbeiten in der Wünsdorfer Werkstatt des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege.
Im Jahr 1998 konnte das Dach des Kirchenschiffes neu gedeckt werden. Weitere Instandsetzungsarbeiten jedoch sind dringend notwendig, so ist das Mauerwerk durch aufsteigende Feuchtigkeit geschädigt. Um dem abzuhelfen, aber auch um das Kirchengebäude über die nur noch selten stattfindenden Gottesdienste hinaus für vielfältige Veranstaltungen zu öffnen, gründete sich vor einem Jahr der „Förderverein Dorfkirche zu Löhme“ e.V..
Nachdem Studenten der Frankfurter Universität Viadrina vor kurzem einen „Jakobsweg“ von Frankfurt / Oder nach Berlin installierten, möchte der Förderverein das Löhmer Gotteshaus als „Kirche am Pilgerweg“ in regionale Tourismuskonzeptionen integrieren. Eine auf einem Bauernhof nahe der Kirche geplante Pilgerherberge soll zur Rast oder zur Übernachtung einladen. Künftig sollen Reisende nicht wie vor knapp einhundertfünfzig Jahren Theodor Fontane Löhme einfach links liegen lassen. Wie bereits gesagt: Ein Besuch lohnt sich!