Dorfkirche Friedersdorf-Kablow

![]() Steckbrief
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15754 Heidesee OT Friedersdorf | Dahme-Spreewald |
Großer neugotischer Backsteinbau von 1880, Glasfenster mit Darstellung der Heilsgeschichte | Anmeldung u. Schlüssel im Pfarramt Friedersdorf, Lindenstr. 17, Tel. 033767-80560 |
Die Dorfkirche Friedersdorf (Landkreis Dahme-Spreewald)
Text: Sven Tiepner
Eindrucksvoll und erhaben steht sie auf dem langgestreckten Anger: die Dorfkirche Friedersdorf. Sie ist das unumstrittene Wahrzeichen des kleinen Ortes, der rund 25 km südöstlich der Stadtgrenze von Berlin direkt an der Bahnlinie Königs Wusterhausen-Frankfurt/Oder liegt. Bis 1878 stand auf dem Dorfanger noch eine kleine Fachwerkkirche, die jedoch zu alt, zu baufällig und für die Einwohner des Dorfes und der umliegenden kirchlosen Orte zu klein geworden war. Deshalb wurde hier nach Entwürfen des Königlichen Bauinspektors Deutschmann diese große Kirche gebaut. Es ist ein typischer Bau der Übergangszeit zwischen der Neugotik der Berliner Bauschule (Stüler & seine Nachfolger) und dem strengen Historismus der wilhelminischen Epoche. Neben Spitzbogenfenstern finden sich auch kubische Formen. Besonders markant sind der Staffelgiebel im Osten des Kirchenschiffs und die Fassaden aus gelbem Backstein mit roten Bändern. Die verwendeten Steine kamen aus dem nahen Ort Kablow-Ziegelei. Am 10. Juni 1880 weihte Generalsuperintendent Kögel die neue Kirche ein. Ihre majestätische Form und ihr 150 preußische Fuß (= ca. 47m) hoher, quadratischer Turm nebst spitzem Helm machen sie schon von weitem zu einem Blickfang.
Der Innenbau ist saalartig gestaltet, ohne Seitenemporen. Auf der Mittelempore steht eine Orgel mit zwei Manualen, 14 Registerzügen und 11 klingenden Stimmen – erbaut von der Fa. Albert Lang Berlin. Besonders wertvoll und schön sind die drei Fenster mit Glasmalerei in der Apsis. Sie wurden 1894 von Rittergutsbesitzer Wollmann aus Blossin gestiftet und zeigen das Heilsgeschehen in seinen wichtigsten Ereignissen: Weihnachten (Geburt Jesu), Karfreitag (Kreuzigung), Ostern (Auferstehung). Im „Bildersturm“ der 1960er Jahre wurden Altar, Kanzel und Taufstein durch schlichtere Formen ersetzt. Nur das Altarkreuz und die alte Messingtaufschale des Taufbeckens blieben erhalten. 1994 erhielt das Dach der Kirche im Zuge einer Neudeckung auf der Südseite eine Photovoltaikanlage. Außerdem entstand durch den Einbau einer künstlerisch gestalteten Glaswand unter der Orgelempore im Eingangsbereich ein zusätzlicher Raum, die so genannte „Winterkirche“.
Die Friedersdorfer Dorfkirche ist religiöser und kultureller Treffpunkt für Christen und Nichtchristen in der Mitte des Dorfes. Von hier aus entstehen immer wieder Projekte, die das Dorfleben bereichern.
Seit 2022 kann man die „Friedersdorfer Bilderbibel – Die Heilige Schrift mit unseren Gesichtern“ in der Kirche besichtigen. Das ist ein Projekt mit 28 großformatigen Fotos und Montagen, mit dem Kinder und Erwachsene aus dem Dorf und der Kirchengemeinde den Innenraum verschönerten. Ca. 250 Beteiligte schlüpften dabei als Protagonisten in die Rollen biblischer Personen aus dem Alten und Neuen Testament. Die Friedersdorfer Bilderbibel ist ein wunderbares Gemeinschaftswerk geworden. Jedes Bild ist für sich ein kleines Kunstwerk, das von einer ganz persönlichen Umsetzung eines biblischen Textes erzählt.
Von 2021 bis 2023 nahm die Kirchengemeinde am FAK-Förderwettbewerb „Blühende Dorfkirchen“ teil, bei dem sie den zweiten Preis gewann. Das Preisgeld wurde für die Sanierung einer Seitentür verwendet.
Seit langen wünscht sich die Kirchengemeinde, die in Kriegszeiten abgegebenen Bronzeglocken wieder als Dreier-Geläut zu haben. Die dafür notwendigen Mittel kamen durch Spenden schnell zusammen. Statische Messungen, Schwingungsgutachten und Untersuchung der Bausubstanz des Kirchturms haben jetzt allerdings ergeben, dass die Balken von Hausschwamm befallen sind und dringend eine Sanierung des kompletten Turmes erforderlich ist. Auch die noch vorhandene Stahlglocke darf aktuell nicht mehr geläutet werden. Die Bauplanung ist in Arbeit. Die Kirchengemeinde rechnet mit Sanierungskosten zwischen 400.000 und 500.000 Euro und hofft auf Förderung und Spenden.
Weitere Informationen:
Adresse der Kirche: Lindenstraße 17, 15754 Heidesee OT Friedersdorf
E-Mail: kirchengemeinde.friedersdorf-kablow@ekkos.de, Web: www.kirche-oderland-spree.de
Spendenkonto: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.
Evangelische Bank – IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90
Verwendungszweck: Dorfkirche Friedersdorf
Touristische Angabe: Die Kirche liegt nahe am Dahme-Radweg. Über den Radweg Bindow-Friedersdorf ist sie von dort aus erreichbar.