Wenn der Turm zu stürzen droht, …

Herzlich willkommen neuer Förderverein Dorf und Kirche Wolsier e.V.

Fröhlichkeit und Gemeinschaft rund um die Dorfkirche Wolsier

In Wolsier im Havelland gibt es eine Feierabendbank, auf der man sitzt und plaudert. Über dies und jenes und auch über die Kirche. Manche Wolsierer kennen die 1754 erbaute Kirche von innen gar nicht, da sie schon seit vier Jahren wegen Einsturzgefahr gesperrt ist. Als bekannt wurde, dass die Kirche Thema in der Gemeindekirchenratssitzung werden würde, informierten sich die „Feierabendbänker“ und verabredeten dann, dass man etwas tun wolle. Eigentlich sollte es nur eine Initiative sein, aber dann habe man sich doch für einen eingetragenen Verein entschieden. Andere rieten ihnen, dass die Möglichkeiten mit einem eingetragenen Verein viel größer seien. Und der Vereinsname bezieht sich bewusst auf die Kirche und das Dorf, denn auch nach der Rettung des Kirchengebäudes will der Verein noch weiter wirken. „Vor etwa zehn Jahren hatte es bereits einen Unterstützerverein gegeben, auf dessen gute Vorarbeit wir aufbauen können“, erzählt Merit Schambach, die Vorsitzende des Anfang 2024 gegründeten Vereins Dorf und Kirche Wolsier e.V. Alles begann also mit dem Erhalt der Kirche, die notgesichert werden musste, weil der Kirchturm „fast auf die Straße stürzt“ und der ganze Westgiebel einsturzgefährdet ist. Zur Notsicherung hat der Förderkreis Alte Kirchen 5.000 Euro dazugegeben.

Die neue Kostenkalkulation für die nun anstehende Sanierung fiel leider höher aus als die vorangegangene. Die Kosten für die Restaurierung von Turm und Westfassade (1. Bauabschnitt) umfassen etwa 325.000 Euro. Im Moment werden Anträge gestellt und das Projekt an verschiedenen Stellen vorgestellt, wie bei der Stiftung Kiba, der Baubeihilfe der Landeskirche, der Denkmalhilfe, der Reemstmastiftung, dem Leaderprogramm. Schambach ist zuversichtlich, dass Ende 2025 die Gelder soweit zusammen sind, dass mit dem ersten Bauabschnitt begonnen werden kann, der dann dazu führen würde, dass die Kirche wieder geöffnet und benutzt werden kann. Auch wenn es im Moment vor allem ums Geld sammeln gehe, wolle man darüber hinaus auch für das ganze Dorf wirken. Die „Sternenkirche Wolsier“ ist ein wichtiger Teil in der Planung für den Natur- und Sternenpark Westhavelland. Neben den religiösen und traditionellen Veranstaltungen wie Gottesdienste, Taufen, Trauerfeiern, Ostern und Weihnachten, wird die Kirchendecke zum Sternenhimmel. Mit Leinwand und Projektionen können astronomische Themen vorgetragen und veranschaulicht werden. Diese können auch bei Veranstaltungen, wie zum Beispiel Kinder-Kino in der Kirche, Konzerte, Kunst, Ausstellungen über Geschichte oder Natur eine Rolle spielen. Eine andere Idee: Jede Kirchenbank ist mit einer kleinen Tür ausgestattet. Dahinter beginnt das Abenteuer „Schlafen unter‘m Sternenhimmel“. Menschen, die eine einfache Lebensweise erkunden wollen, bekommen eine Schlafkoje. Geschützt vor Wind und Wetter können sie unter dem Sternenhimmel, der auf die Deckenleinwand projiziert wird, die Nacht verbringen.

Die Mitglieder des Fördervereins wollen gern die Pfarrerin entlasten und die Geldbeschaffer für die Restaurierung der Kirche sein. Etwa fünfzehn Menschen gehören zum aktiven Kern des Vereins, die unter sich die wichtigsten Aufgaben aufgeteilt haben. Sie sind durchschnittlich um die 50 Jahre alt und etwas mehr Frauen als Männer, wobei die Männer der Frauen bei handwerklichen Arbeiten selbstverständlich auch dabei sind. Darüber hinaus sind aber viele der etwa 100 Dorfbewohner den Initiativen des Vereins gegenüber sehr aufgeschlossen, fragen nach, spenden Geld und beteiligen sich aktiv an den Veranstaltungen.

Merit Schambach erzählt begeistert vom ersten großen Erfolg am letzten 1. Mai 2024. Drei Kirchen konnten beim Drei-Kirchen-Lauf erlaufen werden. Geschlossen blieb nur die Kirche Wolsier, die leider nicht geöffnet werden durfte. Alle anderen Kirchen waren geöffnet und wurden mit kleinen Ständen von den Einwohnern versorgt. Die Einnahmen des Tages in Höhe von 1.800 Euro kamen dem Restaurierungsvorhaben komplett zu Gute. Sie erhöhen die Eigenmittel, die für die Finanzierung der Restaurierung dringend benötigt werden. Der 3-Kirchen-Lauf war so ein großer Erfolg, dass er auch im nächsten Jahr wieder stattfinden soll. Obwohl der Verein noch kein Jahr alt ist, ist schon sehr viel passiert. Neben den Veranstaltungen erstellten zum Beispiel Auszubildende vom Projekt „Brandenburg vernetzt“ des Fördervereins für regionale Entwicklung e.V. für den Verein kostenfrei die Internetseite www.wolsier.de. Nur die Kosten für den Host müssen selbst getragen werden.

Als nächstes lädt der Verein am 30. November zur Hofweihnacht im 4-Seiten-Hof von Familie Schambach/ Herkt, gegenüber der Kirche, zu selbstgepresstem Apfelmost und anderen Leckereien am Lagerfeuer ein. Die Einnahmen fließen in die Spendenkasse. Der Verein wird ab 1. Januar 2025 in gegenseitiger kostenfreier Mitgliedschaft Mitglied des Förderkreises Alte Kirchen e.V. Regionalbetreuer Andreas Flender hat in den letzten Monaten bereits wertvolle Tipps zur Entwicklung des Vereins sowie zu Finanzierungen gegeben.

Warum engagiert sich Merit Schambach so sehr? „Wir sind 2020 aus Reckahn und Berlin hierhergezogen und wohnen direkt gegenüber. Da liegt uns die Kirche besonders am Herzen. In unserem Verein ist jetzt gerade der Schwung drin. Das muss man nutzen. Da muss man starten. Im nächsten Jahr wäre es vielleicht schon alles ganz anders. Aktuell habe ich die Zeit und kann sie in den Erhalt der Kirche investieren.“

Anne Haertel

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