„Endlich geht’s voran“
Sanierung in Schönfließ mit archäologischen Überraschungen
Wenn Steine erzählen könnten, dann würde man in der Dorfkirche von Schönfließ spannende Geschichten hören. Denn dieses Gotteshaus ist mehr als 800 Jahre alt und damit eines der ältesten im Landkreis Oberhavel. Die teils noch unbehauenen Feldsteine sahen Pest-Epidemien und den Dreißigjährigen Krieg, aber auch einen barocken Umbau, der heute die Zierde der Kirche ist.
Es gibt aber auch eine aktuellere Geschichte: Nach etlichen Jahren des erbitterten Streits zwischen dem Freundeskreis der Dorfkirche und dem ehemaligen Pfarrer der Kirchengemeinde Bergfelde-Schönfließ ist eine neue, bessere Zeit angebrochen. Pfarrerin Heike Krafscheck treibt mit großem Engagement die Sanierung der Kirche voran. Sie wirkte schon wie eine Bau-Expertin, als sie jetzt dem Freundeskreis bei einer Mitgliederversammlung die Arbeiten an der Nordseite vorstellte. „Endlich geht’s voran“, sagte erleichtert Andreas Dalchow, der Vorsitzende des Vereins. „So viel Erfreuliches wie heute haben wir seit Jahren nicht mehr gesehen“.
Im ersten Bauabschnitt, den der Förderkreis mit insgesamt 10.000 Euro unterstützt, gab es tatsächlich schon überraschend viel zu sehen. Bei Grabungen an der Außenseite der Nordwand wurde von Archäologen eine Grablege aus dem 16. Jahrhundert entdeckt, und im Inneren ein mittelalterliches Kreuz freigelegt, das man unter diversen Putzschichten fand. Nach der Sanierung der Nordwand sollen auch die anderen beiden Wände restauriert und die Fenster erneuert werden. Mit einer umlaufenden Drainage im Innenraum will man zudem versuchen, endlich die Feuchtigkeit in der Kirche abzuleiten. Für jeden der drei Bau-Abschnitte schätzt die Pfarrerin die Kosten auf etwa 140.000 Euro. Sie rechnet damit, dass die Sanierung mindestens drei Jahre dauert.
Schon für die erste Bauetappe musste das wertvolle barocke Inventar mitsamt Kanzel und Patronatsloge durch spezielle Folien abgedeckt werden. Gleichwohl möchte die Pfarrerin auch in der Baustelle den Weihnachtsgottesdienst feiern. Sie hofft offenbar auf eine größere Spendenbereitschaft, wenn die Restaurierung sichtbar wird. Auch die traditionellen „Schönfließer Sommermusiken“ sollen 2025 nicht ausfallen. Allerdings wird es die Konzerte im nächsten Jahr nicht wie gewohnt alle zwei Wochen geben, sondern nur noch einmal monatlich. Bei der etwas aufwendigeren Konzert-Organisation in der Sanierungsphase will sich auch der Freundeskreis beteiligen. Er überlegt zudem, mit diversen Aktionen und Transparenten die Neugier der Besucher für dieses Projekt zu wecken und auf diese Art mehr Spenden einzuwerben. Denn die barocke Pracht des Innenraums mit seiner Stuckdecke lockt an Sommersonntagen stets viele Besucher, wenn der Freundeskreis stundenweise die Kirche offenhält.
Die erste urkundliche Erwähnung des am nördlichen Stadtrand Berlins gelegenen Dorfes datiert aus dem Jahr 1270. Vermutlich in dieser Zeit – in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts – entstand auch diese Feldsteinkirche. In der Ostwand ist noch die bauzeitliche Dreifenstergruppe aus schmalen Lanzettfenstern erkennbar. Um 1700 wurden die anderen Fensteröffnungen vergrößert. Der neuromanische Turm aus gelben Klinkern mit der hohen Spitze wurde 1877/78 vorgesetzt.
Konrad Mrusek