Dorfkirche Steinitz wird zum zweiten Mal gerettet

Ideen für eine neue Nutzung der Kirche im Landkreis Spree-Neiße

Zuerst sollte das etwa 20 Kilometer südwestlich von Cottbus gelegene Dorf Steinitz in den „Steinitzer Alpen“ abgebaggert werden – mit ihm die markante Dorfkirche. Denn auch Steinitz war „Bergbauschutzgebiet“. Doch die Großraumbagger stoppten 1984 kurz vor dem Ort. Die Kirche war aber schon „stillgelegt“. Danach stand das Gotteshaus ungenutzt herum und verfiel. Das hieß, das erst das Dach und dann die im Innenraum befindliche Flachdecke mit schöner Kassettenmalerei zum Teil zerstört wurden. Vom Orgelprospekt sind nur noch Rudimente übrig.

Restaurierungsbedürftiger Innenraum

Am 09. September 2020 lud der Landeskonservator, Prof. Thomas Drachenberg, zu einem Ortstermin ein, wo besprochen wurde, wie der Wiederaufbau ablaufen könnte.

Als Regionalverantwortlicher schlug ich vor, die weitere Förderung im Sinne „Kirche Plus“ auszurichten, das heißt, über die kirchliche Nutzung hinaus. Deshalb besuchte ich am gleichen Tag noch den Tourismusstützpunkt Steinitzhof. Zunächst bestand die gewaltige Aufgabe darin, den Verfall zu stoppen und das Kirchengebäude zu retten – beginnend mit der Notsicherung und der Dach- und Deckensanierung. Das wurde inzwischen realisiert. Dafür waren Fördermittel in erheblicher Höhe erforderlich. So haben unter anderem die Landesdenkmalpflege 150.000 Euro und das Energie- und Infrastrukturunternehmen LEAG 300.000 Euro zur Verfügung gestellt. Der Förderkreis Alte Kirchen konnte der Kirchengemeinde mit 3.000 Euro für ihren Eigenanteil helfen. Inzwischen ist die Restaurierung der Kirche tüchtig vorangeschritten, sodass nur noch die Decke nicht ganz fertig ist. Dennoch wird schon ein Teil der Kirche für Hochzeiten und Ausstellungen genutzt.

Jürgen Türk


Steinitzer Feldsteinkirche von 1454

Ideen

Während die meisten Kirchengemeinden schon offen für Kultur in der Kirche sind, wie z.B. für „Musikschulen öffnen Kirchen“, entstanden für die Kirche Steinitz folgende Ideen:

  • Ständige Ausstellung und Begegnungsstätte verlorener Bergbauorte (Pfarrer W. Selchow)
  • Betreuung der Kirche in Zusammenarbeit mit dem Kultur- und Informationszentrum Steinitzhof durch einen Mitarbeiter der Stadt Drebkau
  • Trauungen und Hochzeitsgesellschaften in der schönen Kirche Steinitz
  • Anlaufstelle für Besucher und Pilger per Fuß, Fahrrad und Motorrad, Beherbergung für Pilger und Gesellschaften in dem leer- und zur Verfügung stehenden Wohn- und Pfarrhaus der Gemeinde, Gastronomienutzung im Steinitzhof
  • Durchführung von Workshops, Vorträgen, Kinovorstellungen und Lesungen

Die Idee, die Steinitzer Dorfkirche in Kooperation mit dem Steinitzhof zu einer multifunktionalen Begegnungsstätte zu entwickeln, geht in Richtung des Manifestes „Kirchen sind Gemeingüter“ von Theologin und Kunsthistorikerin Karin Berkemann. Sie hat meines Erachtens Recht, wenn sie feststellt, dass die Kirchen allein schon jetzt und immer mehr mit dem Erhalt der Gebäude und deren Nutzung überfordert sind. Es braucht individuelle Lösungen, wie zum Beispiel in Steinitz. Eine gemeinsame Nutzung könnte meines Erachtens eine sinnvolle Lösung sein, etwa nach den Vorbildern von:

  • National Trust (Nationale Treuhandschaft) für Orte von historischen Interessen in Großbritannien
  • NRW-Stiftung, eine Stiftung für Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege
  • Brandenburgische Schlösser GmbH als gemeinnützige Betriebsgesellschaft
    Warum nicht künftig zum Beispiel eine „Brandenburgische Alte Kirchen GmbH“ als gemeinnützige Betriebsgesellschaft am Beispiel der Kirche Steinitz plus Steinitzhof?
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