Wie eine Ausstellung entsteht

Brachwitz – unsere Kirche: Geschichte und Geschichten, die sie uns erzählt

Geschichte eines Ortes, Geschichte der Gebäude, gefundene und überlassene Dinge, Ausstattungsgegenstände, Erlebnisse, alte Unterlagen und Bücher, vor allem aber viele Gespräche haben in den vergangenen Jahrzehnten das Interesse für Hintergründe, Anekdoten, Geschichten aus dem Heimatdorf geweckt und er-wachsen lassen – besonders zu unserer Dorfkirche.

Immer wieder liest und erfährt man Neues, bisher Unbekanntes. Es erschließen sich Zusammenhänge. Manchmal liegt man mit seiner Ansicht auch falsch, macht Fehler, man irrt, korrigiert. Man bildet sich eine persönliche Meinung, hat Fragen und versucht für diese einen Lösungsansatz oder die Antwort zu finden.

„Spurensuche“ – Der Titel der Ausstellung in unserer Dorfkirche, ist subjektiv, fast wie die Gesprächsnotizen. Spurensuche beinhaltet sechs Spuren eines Gebäudes mit über 700 Jahren Geschichte. Faszinierende Geschichten, die darauf warten, von uns wieder entdeckt zu werden.

Blick in die Dorfkirche Brachwitz

Die Grundlagen unseres Kirchengebäudes wurden in der Zeit der Spätromanik geschaffen. Mitteralterliche Zeichnungen befinden sich im Inneren des Kirchensaalbaus. Zeichnungen, die verborgen unter mehreren Putz- und Farbschichten der vergangenen Jahrhunderte nachweislich vorhanden sind. Dazu kommen ein Taufbecken aus der Zeit des Klassizismus, eine Orgel aus der Zeit des Biedermeier, die Beleuchtung im Inneren der Kirche aus der Zeit der „DDR-Moderne“.

Im Frühjahr 2024 hatte unsere Brachwitzer Kirchenälteste Andrea Wassermann mir einen kleinen Zeitungsausschnitt über „Die Kirche des Monats März 2024“ gegeben – es war die Kirche in Lühsdorf. Ausgewählt wurde diese Kirche vom „Förderkreis Alte Kirchen Berlin Brandenburg“. Was wollte Frau Wassermann? Es wurde der Kontakt zum „Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg“ heraus gesucht. Theda von Wedel-Schunk wurde angeschrieben und unsere kleine barocke Dorfkirche vorgestellt: dieses kleine, in der flachen Landschaft der Zauche stehende, abseits der Hauptverkehrsstraßen liegende, Kleinod. Die Dorfkirche erhielt im Jahre 1772 im Rahmen des Wiederaufbauprogrammes nach dem Siebenjährigen Krieg entsprechend des damaligen Zeitgeistes im Stil des Barock sein Aussehen und seine Form. Alles ist noch aus dieser Zeit im Original erhalten. Natürlich wurde parallel auch Frau Matern vom Denkmalschutz des Landkreises Potsdam-Mittelmark und die Baubeauftragte Frau Molkenthin vom Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg in Lehnin angeschrieben. Gedacht, gesagt, getan. Beide regionalen Denkmalschützerinnen waren zu langen, interessanten, sehr informativen Gesprächen vor Ort. Sie gaben Hinweise, Denkanstöße und Anregungen für die weitere Herangehensweise. Durch Frau Matern vermittelt, kamen bald darauf in unsere kleine Dorfkirche zwei Restauratorinnen zur Begutachtung, Erklärung und Erläuterung. Sie gaben uns Ratschläge und Empfehlungen. Frau Matern stellte ergänzend diverse Informationen und Unterlagen zur Verfügung, unter anderem eine Broschüre über „Raseneisenerz“ von Professor Dr. Detlef Karg und die Befunderhebung aus dem Jahre 2011 von der Restauratorin Jutta Brumme.

Raseneisenerzstein: Die Brachwitzer Dorfkirche wurde im 13. Jahrhundert vorwiegend aus unbehauenen Raseneisenerzsteinen errichtet. 70 Prozent des Kirchenschiffes bestehen aus diesem Material.

Kirchenglocken: Unsere Kirchenglocken sind über viele Jahrhunderte das unumstrittene Symbol der Verkündung der christlichen Botschaft. 1923 in Bochum gegossen, wurden die neuen Gussstahlglocken 1924 für die Kirche in Brachwitz montiert und geweiht. Die Inschrift der Glocken, „Bochum 1923“ gab uns den Anlass, den Geburtsort der drei Gussstahlglocken in Bochum und das ehemalige Werksgelände des „Bochumer Verein für Bergbau und Gussstahlproduktion“ zu besuchen.

Zwei Kaseln aus dem Jahre 1659: Es gibt noch zwei weitere Orte, die mit der Brachwitzer Kirche bzw. dem Dorf sehr verbunden sind. Das Dommuseum im Domstift zu Brandenburg/Havel. Die Textilrestauratorin Geertje Gerhold erläuterte und zeigte uns die Brachwitzer Kaseln aus dem Jahre 1659. Seit 1978 sind sie eine Dauerleihgabe der Brachwitzer Kirchengemeinde. In den 1980er Jahren wurden sie aufwendig restauriert und auch in einigen Publikationen ausführlich beschrieben. Der zweite Ort ist das Landesmuseum für Ur- und Frühgeschichte. Die Leiterin des Archäologischen Informations- und Dokumentationszentrums, Dr. Silke Schwarzländer, erläuterte zwei Fundstücke aus der Eisenzeit bzw. Jungsteinzeit, die von einem Brachwitzer Jugendlichen 1974 in unserer Gemarkung gefunden wurden.

Thurley Orgel: Der Bäckergeselle Tobias Thurley aus Treuenbrietzen schuf seine erste Orgel für die Brachwitzer Dorfkirche. Seine Orgel musste 1845 ersetzt werden. Warum? Das, wie vieles andere, verrät die Ausstellung.

Die Jahrhunderte sind nicht spurlos an dem kleinen kulturhistorischen interessanten Kirchenbau vorrübergegangen. Es braucht unsere Hilfe. Unser Wunsch ist, sie auch für die kommenden Jahrhunderte und den uns nachfolgenden Generationen sehens- und erlebenswert zu erhalten.

Wir würden uns freuen, wenn wir Ihr Interesse geweckt haben. Besuchen sie deshalb unsere Kirche und erfahren Sie in der Ausstellung mehr! Sie sind jederzeit herzlich bei uns willkommen!

Günter Kausmann

Die Ausstellung öffnet im Frühjahr 2025.
Kontakt: Ev. Gemeindebüro Treuenbrietzen
033748 70165
www.ekmb.de/treuenbrietzen/

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