Buchtipp

Kirchen für neue Städte

Kirche in Polßen (Uckermark)

Wer alte Kirchen schätzt und den Blick auf die Erhaltung mittelalterlicher sakraler Bauten eingestellt hat, wird nicht unbeteiligt an neuen Kirchen vorbeigehen können, ohne dabei den Reiz des Vergleichs zu spüren. Denn Kirchenarchitektur der Spätmoderne entwarf neuartige Formen, die mit ihrer Funktionalität durchaus als Dialog mit alten Kirchen verstanden werden kann. Das gilt für die gesamte Kirchenlandschaft in Europa. Auch auf dem Gebiet der ehemaligen DDR entstanden Kleinkirchen oder Gemeindezentren der dort fortbestehenden evangelischen Landeskirchen und römisch-katholischen Bistümer. Seit Mitte der 1970er Jahren wurden gut 80 Kirchenzentren errichtet, die auf der Grundlage dreier staatlicher Sonderbauprogramme primär für „neue Städte“ bis 1989 realisiert wurden. Finanziert wurden sie mit Mitteln aus dem westlichen Ausland, wie Skandinavien, der Schweiz oder der Bundesrepublik. Die Sonderbauprogramme sollten Devisen in die Staatskassen spülen. Nicht selten mussten jedoch die Verantwortlichen in den Landeskirchen und Bistümern dafür kreative Wege beschreiten, zum Beispiel mit Tauschgeschäften oder Bestechungen arbeiten, um an das nötige Baumaterial zu kommen. Nicht selten waren sie durch die Sonderbauprogramme in das Korsett der Plattenbau-Städteplanung in der DDR eingezwängt.

Der jetzt erschienene Band „Kirchen für neue Städte“ führt die Ergebnisse eines Studientages mit selbem historischen Motto in Greifswald im September 2023 zusammen. Karin Berkemann von der Theologischen Fakultät der Universität Greifswald hat als Herausgeberin in gründlicher Arbeit die Beiträge über ausgewählte Standorte, Akteurinnen und Akteure und Bautypen zusammengestellt und den Band mit Abbildungen, Bauskizzen und Interviews über das Zeitgeschehen in der DDR bereichert. Das Buch enthält Beispiele spätmoderner Kirchenbauten in der Schweiz und der Bundesrepublik zum Vergleich. Es ist eine faszinierende Zusammenstellung geworden, die uns Vieles über das religiöse Leben in der DDR bis hin zu oppositionellen Strömungen der sogenannten Vorwendezeit aufschließt. Es lässt die kritische Frage aufkommen, warum Brandenburg in diesen Großförderphasen weitgehend außen vor blieb? Ein regionaler Kartenanhang aus den Sonderbauprogrammen der DDR hält erste Antworten bereit.

Sascha Topp

Karin Berkemann (Hg.), Kirchen für neue Städte. Religiöses Bauen der Spät- und Postmoderne in der DDR, Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz Nr. 107, Berlin 2024.

Das gedruckte Buch erschien Ende April als kostenloser Download:

Himmlische Touren durch Brandenburg

Wer träumt nicht davon, die Hektik des Alltags hinter sich zu lassen, sein Bündel zu schnüren und einfach mal loszulaufen? Aber es muss nicht gleich die große Pilgerreise sein, denn auch beim achtsamen Wandern in der Natur oder in einer kühlen Kirche am Wegesrand lässt sich das Lebenstempo wunderbar runternehmen. Die frisch erschienene Reisebroschüre „Himmlische Touren durch Brandenburg“ von Susanne Atzenroth verbindet kirchliche und touristische Reiseziele und macht Lust auf eigene Entdeckungen in der Brandenburgischen Kirchenkulturlandschaft. Sie wird von der AG Spiritualität und Tourismus in der EKBO herausgegeben.

Die Broschüre können Sie hier kostenlos bestellen oder downloaden:

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Stabilität trotz Abschied und neuem Anfang im Förderkreis Alte Kirchen 2023

Auszüge aus dem Vorstandsbericht bei der Mitgliederversammlung am 1. Juni 2024Am Samstag, den 1. Juni 2024 fand die Mitgliederversammlung des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. im Berliner Dom statt. Wir […]

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