Die Könige Heinrich und Siegesmund glänzen wieder

Festveranstaltung in Ruhland zum Abschluss der Restaurierung des spätgotischen Retabels

Am 1. Advent 2023 wurde das in der evangelischen Kirche zu Ruhland vorhandene spätgotische Retabel nach der Restaurierung wieder eingeweiht. Umrahmt von Liedern des Männergesangverein 1846 Ruhland e.V. fand dazu eine festliche Veranstaltung statt, die Pfarrer Karl Naumann mit einem geistlichen Wort zum sog. Mondsichelmadonnenaltar, der Berliner Restaurator Dirk Jacob mit Vorstellung seiner Arbeit und Rudolf Bönisch aus Lübbenau mit einem Vortrag zur Niederlausitzer Retabelgruppe gestalteten. Da auch das rbb-Fernsehen in „Brandenburg aktuell“ mit kurzen Interviews und schönen Bildern berichtete, erfuhr das ganze Land von dieser gelungenen Aktion.

An der Nordwand der Kirche hing lange Zeit ein Kasten, der auf goldenem Grund die Schnitzfiguren einer Mondsichelmadonna und die bekrönten Heiligen Heinrich und Siegesmund enthielt. Diese so bewahrten gotischen Reste eines früheren Flügelaltars wurden kaum noch zur Kenntnis genommen. Vor etlichen Jahren wurde aber die Bedeutung dieses Retabels wiedererkannt und 2016 im Rahmen der Demontage der Figuren von Carolin Pult dazu eine sehr umfangreiche Diplomarbeit verfasst. Das Werk sollte restauriert werden und eine der jährlichen Aktionen „Vergessene Kunstwerke brauchen Hilfe“ wurde gestartet. Trotzdem dauerte es noch bis zum Jahr 2023, indem dann die Restaurierung endlich erfolgen konnte. Solange lagen die drei Skulpturen in einem Nebenraum der Kirche.

Von 1981 gibt ein Foto, dass das gotische Retabel von etwa 1510 in einen um 1600 gebauten Altaraufsatz eingefügt zeigt. Dieser besteht aus einer Predella mit kleinen Bildern von Christus und den zwölf Aposteln, die ursprünglich figürlich dargestellt waren, und zwei Standflügeln mit den Wappen der Grafen von Gersdorff sowie der Familien von Bünau, von Schönberg und von Minkwitz. Von vor 1945 gibt es sogar noch ein Foto, das den derartigen Altaraufbau mit einem weiteren oben aufgesetzten gotischen Schrein zeigt. Dieser Schrein zeigte die knieende Maria umgeben von den zwölf Aposteln. Dieser Altaraufsatz stand damals in der Ruhlander Begräbniskapelle. Das Relief ist heute nicht mehr in Ruhland vorhanden, aber in der Kirche hängt noch ein anderes gotisches Relief mit der Darstellung des Marientods mit den Aposteln. Auch dieses soll noch restauriert werden.

Altaraufsatz um 1600 mit dem Mittelteil eines spätgotischen Flügelaltars aus der Zeit um 1610
in der Ev. Kirche Ruhland (Oberspreewald-Lausitz)

Die Geschichte und Herkunft der beiden Retabelteile ist ungeklärt. Ziemlich sicher ist, dass der Flügelaltar mit der Mondsichelmadonna nicht für die Begräbniskapelle gebaut worden ist. So besteht eine Möglichkeit, dass dieser nach der Reformation aus der Klosterkirche Doberlug nach Ruhland kam, dafür die Predella und der Aufbau geschaffen wurde und somit erhalten werden konnte. Nach stilistischen Vergleichen gehört der sehr filigran gearbeitet und überwiegend in der originalen Fassung erhaltene Retabelrest mit den drei Skulpturen zu einer vergleichsweise großen Werkgruppe, von der unter anderem noch Retabel in Riedebeck und Goßmar bei Luckau, Betten und Massen (heute in Berlin-Stralau) bei Finsterwalde, Prießen und Schönborn bei Doberlug-Kirchhain und Oschätzchen bei Bad Liebenwerda erhalten sind.

Rudolf Bönisch

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