Kleine Geschichte des Mitteilungsblattes

Eva Gonda erinnert sich an die Anfänge: Alte Kirchen / Mai 2016, Seite 13: „Kopiert – handgefaltet – eingetütet“

Mitgliederzeitung Mai 2016,
Seite 13 mit dem erschienenen Artikel

Im vergangenen Jahr ist unser Mitteilungsblatt „Alte Kirchen“ zwanzig Jahre alt geworden. Die erste Ausgabe – und fast alle weiteren – erschienen in einer Ich-AG: Berichterstattung, Redaktion, Satz und Layout, Materialbeschaffung und Vertrieb alles in einer Hand. Und mit viel Handarbeit. Ich hatte zwar einen Computer, aber noch kein Gestaltungsprogramm. Die Texte, auf Spaltenbreite geschrieben und ausgedruckt, wurden ausgeschnitten und auf die Vorder– und Rückseite eines DIN-A4-Blattes geklebt. Das war die „Druck“-Vorlage des schlichten Faltblattes. Irgendwer hatte unserem Förderkreis einen gebrauchten Kopierer überlassen, ein voluminöses, lärmendes Ungetüm, das einen Großteil des einzigen Zimmers in Bernd Janowskis damaliger kleinen Berliner Wohnung ausfüllte. Die Gebrauchsanleitung warnte vor gesundheitsschädigenden Ausdünstungen, also mussten alle paar Minuten Fenster und Türen aufgerissen und frische Luft geschnappt werden. Vertriebsgeschäftsstelle war mein Wohnzimmer. Die Kuverts wurden per Hand beschriftet, dann bekam jeder Umschlag seine noch nicht selbstklebende Briefmarke. Schließlich war jedes DIN-A4-Blatt zweimal zu falten und einzutüten. Anfangs waren es vielleicht 80 oder 90 Briefe, aber das steigerte sich von Ausgabe zu Ausgabe.

Ich gestehe, dass ich damals auch minderjährige Familienmitglieder ohne Lohn, Arbeitsvertrag und Sozialversicherungsbeiträge illegal beschäftigt habe. Es dauerte noch zwei Jahre, bis unser Blatt im Juli 1997 erstmals im A4-Format erschien. Aber immer noch im Kopierverfahren mit oft kaum erkennbaren düsteren Fotos, immer noch handgefaltet, wobei nun bei mehr als vier Seiten auch noch Innenblätter einzulegen waren. Meine illegal Beschäftigten drohten mit Streik.

Bis zur Erfüllung meines ganz großen Wunsches, eines professionell gedruckten Heftes, vergingen weitere fünf Jahre. Im August 2001 kam das erste Exemplar aus der Druckerei in Berlin-Lichterfelde: gutes Papier, scharfe Bilder und das Ganze sogar geheftet – eine richtige Broschüre. Nun ging alles ganz einfach: Die Druckvorlagen, inzwischen mit modernerer Software am heimischen Rechner erstellt, werden per Computerbefehl an die Druckerei geschickt – und wenige Tage später bringen hilfsbereite FAK-Mitglieder in schwer beladenen Privat-Pkw die fertigen Hefte in die Sakristei der Sophienkirche in Berlin-Mitte, wo der Vertrieb beginnt. Und der nun wiederum in Handarbeit. Rund 1.600 Exemplare, 16 bis 20 Seiten stark, werden eingetütet, dazu Anschreiben, Einladungen, Faltblätter; Adressenetiketten sind aufzukleben, Umschläge zu sortieren… Heute ist das ein Unterfangen, das Logistik verlangt, vor allem aber viele helfende Hände. Eine Übertragung an ein professionelles Unternehmen würde unseren Förderkreis viel Geld kosten.

Seit der ersten Ausgabe vor zwei Jahrzehnten hat sich nicht nur das Format geändert, ist nicht nur der Umfang gewachsen, hat sich nicht nur die Zahl der Exemplare vervielfacht. Auch verschiedene Namen liest man heute unter den Beiträgen. Von Anbeginn an war es mein Bestreben, „Alte Kirchen“ zu einem Forum der Mitglieder zu machen, zu einem Markt des Gedanken– und Erfahrungsaustauschs. Zum anderen sollen die Leser stets gut informiert sein über die vielfältige Arbeit des Vereins, die Überlegungen des Vorstandes, die verschiedenen Projekte und das Geschehen in den Regionen. Unter der Rubrik „Wo ist unser Geld geblieben?“ erfahren unsere Mitglieder, wie ihre Beiträge und Spenden vor Ort helfen, Kirchen und ihre Ausstattung zu bewahren. Mit den Jahren wuchs die Zahl derer, die sich mit eigenen Beiträgen zu Wort melden. Leserbriefe erreichen die Redaktion. Örtliche Fördervereine berichten von ihrer Arbeit und lassen andere an ihren Erfahrungen teilhaben. Die Regionalbetreuer unseres Förderkreises haben mit ihren Informationen in jeder Ausgabe ihren festen Platz. Wer wird einmal meine Arbeit fortführen? Bis vor kurzem noch bewegte mich diese Frage. Ich bin froh, nun eine Nachfolgerin gefunden zu haben, die ich auch langfristig einarbeiten konnte. Wenn ich jetzt nach mehr als zwanzig Jahren mein Werk in andere Hände gelegt habe, dann will ich allen Dank sagen, die meine Arbeit unterstützend und kritisch begleitet haben. Beim Blättern in den nunmehr 72 Ausgaben „Alte Kirchen“ erinnere ich mich an manche willkommene Anregung aus dem Kreis unserer Mitglieder. Ein bisschen Wehmut ist natürlich dabei, wenn man sein „Kind“ loslässt. Aber ich bleibe ja in seiner Nähe, will heißen: Ich möchte auch in Zukunft den einen oder anderen Beitrag beisteuern.

Ich wünsche „Alte Kirchen“ weiteres gutes Gedeihen und ihren „Machern“ so viel Freude an der Arbeit, wie ich sie immer hatte.

Eva Gonda

Elke Kreischer erinnert sich:

Verschiedene Ausgaben der Mitgliederzeitung, erst als Faltblatt, später DIN A4 mehrseitig

Als ich vor zehn Jahren in Rente ging, wollte ich nicht untätig sein bzw. werden und sah mich nach einem Ehrenamt um. Ich kannte Frau Gonda von der „Neuen Zeit“, wo sie zeitweilig meine Abteilungsleiterin war. Ich fragte sie, ob es vielleicht möglich wäre, dass ich mich an der Produktion der „Alten Kirchen“ beteilige. Sie stimmte dem zu und hat mich eingearbeitet, mich in das Publisher-Programm eingeführt, mir gezeigt, wie die Seiten erstellt und die Bilder bearbeitet werden. Eine Zeitlang haben wir unter der Leitung von Frau Gonda gemeinsam das Heft produziert.

Dann bekam Frau Gonda gesundheitliche Probleme und bat mich, künftig allein das Heft zu erstellen. Das erste Mitteilungsblatt, für das ich redaktionell voll verantwortlich war, erschien im Dezember 2015. Ich war nicht Mitglied des Vorstands, habe aber immer an den Vorstandssitzungen teilgenommen, um zu wissen, welche Anliegen und Probleme den Vorstand beschäftigten. Daraus habe ich meine Themen abgeleitet, z.B. einzelne Vorstandsmitglieder gefragt, ob sie bereit wären, zu einem Thema, das in der Vorstandssitzung angesprochen wurde, einen Beitrag zu schreiben.

Natürlich habe ich auch selbst für jedes Heft einen oder mehrere Beiträge beigesteuert. Zum Beispiel habe ich Berichte über die Reisen, die der FAK für seine Mitglieder organisierte, geschrieben. Aber auch Themen wie Porträts von Vorstandsmitgliedern wie Carsten Lange und Arnulf Kraft sowie Beiträge über die Vorbereitung des Landes Brandenburg auf das Reformationsjubiläum, die Verleihung des Startkapitals des FAK an Fördervereine sowie über die Sophienkirche, die der Tagungsort des FAK-Vorstands ist, zu Papier gebracht. Und das mit großer Freude, was man den Artikeln hoffentlich auch ein bisschen angemerkt hat.

Anfang 2020 ist mein Mann schwer an Krebs erkrankt. Ich habe ihn bis zu seinem Tod im Juli 2020 zu Hause gepflegt. Das hat mich so gefordert, dass ich mich schweren Herzens entschlossen habe, mich aus der Arbeit für das Mitteilungsblatt zurückzuziehen. Das letzte von mir erstellte Mitteilungsblatt ist im Mai 2020 erschienen. Dankenswerterweise hat Herr Dr. Wandke sich bereiterklärt, das Spiegeln der Seiten zu übernehmen, Herr Janowski hat den redaktionellen Part übernommen.

Hartmut Wandke erinnert sich:

Eine gemeinsame Bekannte von Frau Kreischer und mir fragte mich 2017, ob ich Frau Kreischer „bei der Arbeit am Computer“ unterstützen könnte. Sie schilderte mir den Förderkreis Alte Kirchen und die familiäre Belastungssituation von Frau Kreischer. Obwohl ich weder ein Computerspezialist bin, noch Ahnung von Kirchenarchitektur oder Denkmalpflege habe und auch in Bezug auf Design und Layout vollkommener Laie bin, sagte ich zu. Ich traf mich mit Frau Kreischer und ließ mich von ihr in die Vorgehensweise beim Erstellen eines Alte-Kirchen-Heftes unterrichten und half mit, einzelne Seiten zu gestalten. Anfänglich gab es eine Menge Probleme zu bewältigen, weil Frau Kreischer mit einem Windows-PC arbeitete und ich mit MacOS. Auch war die Software, die zum Layout benutzt wurde, veraltet.

Dennoch gelang es uns, gemeinsam die Hefte zu gestalten, wobei Frau Kreischer die Planung der Hefte und der Themen, die Korrespondenz mit den Autoren und die gesamte redaktionelle Arbeit weiterhin allein ausführte. Bis 2020 übernahm ich immer größere Anteile am technischen Layout der Alten Kirchen. Ab Januar 2021 hat Frau Kreischer aufgrund zugenommener Belastung ihre Mitarbeit am Mitgliederblatt eingestellt. Die inhaltliche und redaktionelle Arbeit, die Heftplanung und das Gewinnen von Autoren übernahm Herr Janowski, der zudem auch einen großen Teil der Artikel selbst verfasste. Ich machte die Ausgaben dann zum Druck fertig.

Ich bewunderte Herrn Janowski, mit wieviel Engagement und Energie er die Arbeit vorantrieb, selbst als er schon schwer erkrankt war. Ich freue mich, dass nach seinem Tod nicht nur die Arbeiten an den Alten Kirchen weitergehen, sondern dass sie sogar auf eine professionelle Basis gestellt werden.

Anne Haertel sagt zum Ausblick:

Seit dem 1. September 2023 bin ich nun beim Förderkreis und ich freue mich, für wie wichtig im Verein die Kommunikation zwischen den Mitgliedern und auch gegenüber Externen und potentiellen Interessenten genommen wird. Mit unseren vielen Informationen – zum Beispiel auch auf unserer Webseite – bieten wir auch für andere am Thema Interessierte eine großartige Dienstleistung an. Mir ist es ein Anliegen, dass alle Mitglieder, Freunde und Interessierten, die nicht in der Geschäftsstelle und in den Vorstandssitzungen von den Themen unserer Arbeit erfahren, gut informiert sind, was den Verein gerade beschäftigt und so auch an unseren Vorhaben und bei der Erreichung unserer Ziele teilhaben können. Unsere Arbeit soll auch nach uns noch weitergeführt werden, sodass wir auch die nächsten Generationen erreichen müssen. Dafür passt sich die Gestaltung der Medien des Förderkreises wie derzeit Infobrief, Alte Kirchen und die Broschüre Offene Kirchen den technischen und geschmacklichen Veränderungen an, wie es in der Vergangenheit ja auch schon war. Inhaltlich soll die Mitgliederzeitung auch in Zukunft lebendig und abwechslungsreich gestaltet werden.

Hans Tödtmann, Mitglied des Vorstandes, wünscht sich:

Ich wünsche mir die Entwicklung der „Alte Kirchen“ (auch) hin zu einem Forum des Meinungs- und Erfahrungsaustausches der FAK-Mitglieder. So sollen nicht nur einseitig Mitteilungen transportiert werden, sondern sich die „Alte Kirchen“ zu einer wirklichen Mitgliederzeitung entwickeln. Nicht nur Mitglieder mit, sondern auch ohne Funktion sollen Verfasserinnen und Verfasser von Beiträgen sein, auf die man sich in Leserbriefen beziehen kann.

Vorheriger Beitrag
Alte Kirchen

Liebe Mitglieder, liebe Spenderinnen und Spender des Förderkreises Alte Kirchen,sicher ist es Ihnen gleich aufgefallen: Die Mitgliederzeitung des Förderkreises erscheint ab sofort in einem neuen Gewand. Wir wechseln von schwarz-weiß […]

weiterlesen
Nächster Beitrag
Faszinierendes Kolonisten-Erbe des Oderbruchs

Uwe Donath beendet mit 80 Jahren seine Arbeit für den FörderkreisWährend seiner beruflichen Tätigkeit war Uwe Donath als Diplom-Ökonom beschäftigt, in der DDR in unterschiedlichen Aufgabengebieten, zuerst im Außenhandel, dann […]

weiterlesen