Meinsdorf im Bärwalder Ländecken
Kirchensanierung für wen und mit wem?
Der Niedere Fläming ist durch flache Hügel und ausgedehnte Felder geprägt. Meinsdorf liegt im Bärwalder Ländecken im heutigen Landkreis Teltow-Fläming. Der Landstrich gehörte 1780-1872 zur Herrschaft der von Arnims im nahegelegenen Wiepersdorf. Der hohe Turm der Meinsdorfer Kirche ist als Landmarke schon von weitem zu sehen. Die Kirche wurde 1854 im neogotischen Stil in Ziegelsichtmauerwerk errichtet und scheint auf den ersten Blick für ein Dorf von weniger als 200 Einwohnern einigermaßen überdimensioniert. Pfarrerin Britta Rostalsky erklärt dazu: Die Nachbardörfer Bärwalde, Weißen, Herbersdorf und Rinow hatten noch nie eigene Kirchen. Die Meinsdorfer Kirche dient bis heute als zentraler Versammlungsort für fünf Dörfer.
Ein rot-weißes Flatterband vor dem Haupteingang im Turm lässt den Blick fragend nach oben schweifen. Das Ziegelmauerwerk des Turmes muss dringend instand gesetzt werden. Es sind schon Backsteine des Dachgesimses heruntergefallen. Eine im Jahr 2007 geplante Sanierung des Kirchengebäudes scheiterte an der Finanzierung. Heidrun Wäsche vom Gemeindekirchenrat meint, dass die damalige Enttäuschung auf Jahre hinaus weitere Aktivitäten lähmte. Erst jetzt nimmt der Pfarrsprengel einen neuen Anlauf. Ein Architekturbüro soll ein aktuelles Sanierungskonzept entwickeln.
Pfarrerin Rostalsky berichtet, dass der traditionelle Gottesdienst am Sonntagvormittag kaum noch angenommen wird. Wenn die Kirche saniert werde, müsse die Frage gestellt werden: Wofür und mit wem? Das Pfarrteam hat in den letzten Jahren im Rahmen des EKBO-Projekts „Missionarische Erprobungsräume“ andere Veranstaltungsformate erprobt, um den Menschen im Dorf Raum für Erfahrungen zu geben, wie sie ihre Kirche nutzen können. Die Dorffeste finden im Freien auf der Wiese vor der Kirche statt. In der Kirche fand im Juni 2023 eine Ausstellung mit Vortrag über die Geschichte und Zukunft der Landwirtschaft in Meinsdorf statt. Im Herbst soll ein Film aus den 1980er-Jahren über das Leben im Bärwalder Ländecken gezeigt werden.
Um ein erstes sichtbares Zeichen zur Erhaltung der Kirche zu setzen, wurden im Frühjahr 2023 erst einmal die sieben spitzbogigen Holzsprossenfenster des Kirchenschiffes mit ihrer rautenförmigen Bleiverglasung restauriert. Die Fensterrahmen und die Holzsprossen wurden tischlermäßig instand gesetzt und teilweise nach Muster ergänzt. Am Fuß der Fenster wurden Wetterschenkel vorgesetzt.
Die Bleiruten waren verformt und konnten die bauzeitlichen gezogenen Glasscheiben, darunter farbig leuchtende Gläser in den Fensterspitzen, nicht mehr sicher halten. Einige Gläser waren schon verloren, so dass Vögel in das Innere der Kirche gelangten. Natürlich musste auch der Anstrich vollständig und denkmalgerecht erneuert werden.
In die Bleiverglasung der Südfenster waren bisher drei wertvolle Wappenscheiben der Patronatsfamilie von Leipzigk (1425-1447) eingearbeitet, die ebenso wie die schöne Renaissance-Taufe noch aus der Vorgängerkirche stammen. Um diese farbig bemalten Scheiben dem Angriff der Witterung zu entziehen und sie gleichzeitig besser erlebbar zu machen, wurden sie auf der Innenseite der Fenster mit geringer Distanz vorgesetzt.
Die Kosten der Fenstersanierung betrugen etwa 56.000 Euro. Die Kirchengemeinde übernahm fast 60 Prozent der Finanzierung. Neben dem Landkreis Teltow-Fläming und dem Kirchenkreis Zossen-Fläming beteiligte sich auch der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg, indem er aus Erträgen der Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen 5.000 Euro zur Verfügung stellte.
Text und Fotos: Hans Tödtmann