Herzlich Willkommen Förderverein Lietzow

Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. begrüßt einen weiteren Förderverein als Mitglied. In Lietzow (Havelland) hat sich vor kurzem eine Gruppe interessierter Bürgerinnen und Bürger zusammengefunden, um die Dorfkirche vor dem Verfall zu retten, vor allem aber um sie sinnstiftend zu nutzen und für künftige Generationen zu erhalten. Finaler Anstoß für die Gründung war die Hiobsbotschaft, dass die Statik des Kirchturms derart marode ist, dass das 3er Geläut nicht mehr genutzt werden darf.

Gottesdienst zur Gründung des Fördervereins

In dem heutigen Ortsteil der Stadt Nauen wurde die markante Stüler-Kirche mit dem vollständig aus gelbem Backstein gemauerten Spitzturm im Jahre 1865 errichtet. Sie ersetzte den spätbarocken Vorgängerbau aus dem Jahre 1791, der einem Dorfbrand 1859 zum Opfer gefallen war. Der bekannte Architekt und Schinkel-Schüler Friedrich-August Stüler (1800-1865) war zwar nicht der leitende Architekt, jedoch ist seine Beteiligung dadurch belegt, dass die Bekrönung des 38 Meter hohen Turms mit einer Kreuzblume aus Sandstein „auf Vorschlag Stülers“ erfolgte.Heute undenkbar, versuchte man sich damals mit dem völlig neuartigen und zudem preiswerten Baustoff Beton. Dekorative Bauteile wie das Fenstermaßwerk, die Zifferblätter der Uhr oder die elegant gewendelte Turmtreppe sowie der Altar und der Taufstein wurden mit „Kunststein“ ausgeführt. Im Innenraum der Saalkirche ist bis heute noch die historische Ausstattung erhalten. Nicht mehr erhalten ist die Orgel von Wilhelm Heerwagen. Sie wurde in den Wirren des 2. Weltkrieges abgetragen. Erfreulicherweise erhielt die Kirche 2005 aus der Potsdamer Nikolaikirche ein kleineres Instrument als vorläufigen Ersatz.
Eine der ersten Veranstaltungen unter Regie des Vereins war ein Festgottesdienst mit anschließendem Empfang aus Anlass der Grundsteinlegung vor 160 Jahren. Der Bürgermeister der Stadt Nauen überreichte ein „Startkapital“ der Stadt und zahlreiche weitere Gäste beglückwünschten den Verein. Gerade noch rechtzeitig wurde ein digitales Geläut fertiggestellt, das den Klang der originalen Glocken auf täuschend echte Weise wiedergab, wie die Besucher bestätigten. Ein Vereinsmitglied hatte historische Fotos und Fakten aus dem Umfeld Friedrich-August Stülers zusammengetragen und daraus eine kleine Ausstellung in der kleinen Winterkirche konzipiert, die gerade renoviert wird.

Nach dem Empfang bildeten die Besucherinnen und Besucher symbolisch eine Menschenkette um die Kirche. Seit den 1990er Jahren wurden von der evangelischen Kirchengemeinde bereits diverse Baumaßnahmen ausgeführt. Zu den Aufgaben, die jetzt anstehen, gehören die Turmsanierung, die Rekonstruktion der Fenster und die Erneuerung des Dachs an der Südseite. Der Innenraum soll restauriert werden. Und natürlich sollen dann auch wieder die echten Glocken erschallen. Bis dahin wird es noch eines längeren Atems bedürfen – der FAK wünscht dazu alles Gute!
Der Einsatz von Vereinen und Initiativen vor Ort war und ist eine Erfolgsgeschichte für die alten Dorfkirchen. Denn die kleiner werdenden Kirchengemeinden als Eigentümer können die anstehenden Aufgaben nicht allein bewältigen. Leider ist die Zahl der Kirchen-Fördervereine in Brandenburg in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen. Lietzow ist ein gutes Beispiel dafür, dass unsere Dorfkirchen unverändert weiterhin großer Unterstützung bedürfen und sich immer wieder Menschen finden, die sich dafür einsetzen.

Text und Fotos: Andreas Flender