Eine musikalische Reise ins Märkische Oderland

Die erste Exkursion des Förderkreises in diesem Jahr

Neuenhagen

Eine musikalische Reise führte am 13. Mai ins Märkische Oderland. Zunächst ging es auf die Oderinsel nahe Bad Freienwalde. Der Bus schob sich gemächlich auf der vielbefahrenen Bundesstraße 158 durch die Landschaft blühender Wiesen und Felder. Geduldig wurde die Gruppe in Bralitz erwartet, Dr. Dietmar Hiller spielte einen Eingangschoral, die Altarkerzen leuchteten und als alle Platz genommen hatten begrüßte Pfarrer Johannes Eichhorn die Gäste. Er ist seit einem Jahr dort im Amt und betreut sieben Kirchengemeinden. Anschließend informierte Herr Gerhard Grusenick über das Engagement des Orgelfördervereins. Das Hauptinteresse dieser Tour galt dem Kennenlernen der Orgeln, die vor acht Jahren restauriert worden sind. In Bralitz erklingt seit 1890 eine Orgel der Firma Wilhelm Sauer, in Neuenhagen seit 1902 eine der Werkstatt Paul Bütow aus dem nahegelegenen Königsberg (heute poln. Chojna). Dr. Hiller, Musikwissenschaftler und virtuoser Orgelspieler, erläuterte die Besonderheiten der Instrumente und spielte anschließend jeweils drei sehr unterschiedliche Stücke, die die Klangfülle nacherleben ließen.

Bralitz

Überraschend mag auf manchen Besucher die Innengestaltung dieser beiden Kirchen gewirkt haben: Bralitz wurde 1890 erbaut, Neuenhagen 1902. Vieles ist ähnlich, manches sehr unterschiedlich. Beide Kirchenräume kennzeichnet das dem Jugendstil zuzuordnende florale Dekor.
In Bralitz findet man am Altar die Symbolik von (links) Brot- und (rechts) Weinseite, an der Kanzel neben den 4 Evangelisten Lilien und Lutherrosen. Unterschiedliche Blüten zieren in beiden Kirchen die Wangen der Kirchenbänke. In Bralitz kommt trotz der hellen Atmosphäre eine bedrückende Stimmung auf, denn an den mit Pflanzenmotiven bemalten Emporenbrüstungen erinnern 39 Gedenkkreuze, mit Blumenkränzen belegt, an Männer des Dorfes, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren haben. Jeweils Name, Todesjahr und Ort sind verzeichnet.
In Neuenhagen hatte man 2011 die Sanierung der Orgel gefeiert, zwei Jahre später brach in der Winterkirche ein Feuer aus, das erhebliche Schäden mit sich brachte. Seit 2015 erstrahlt die Kirche in frischem Glanz. Bei der Sanierung entdeckte man farbige Muster, ein stilisiertes Granatapfelmuster an den Wänden des Altarraums konnte freigelegt werden.
Die Oderinsel entstand durch die Trockenlegung des Oderbruchs. Kolonisten wurden in dem neu gewonnenen Land angesiedelt, Neulietzegöricke ist das älteste Kolonistendorf. In der Ortsmitte steht die stattliche Fachwerkkirche mit einer Orgel der Berliner Firma Lang & Dinse von 1843. Sowohl für den Kirchbau als auch für die Sanierung der Orgel durch die Firma Scheffler 2016/17 hat der FAK in den vergangenen Jahren mehrfach finanziellen Beistand geleistet. Vor einigen Jahren konnten die Teilnehmer einer FAK-Exkursion in Neulietzegöricke das mit Hilfe eines Organeums digital gesteuerte Instrument hören. Ein eindrucksvolles Erlebnis bot sich nun bei der Präsentation der vergleichsweise bescheide-neren „Königin“ der Musikinstrumente durch Dr. Hiller. Die meisterhaft gespielten Stücke brachten den Zuhörern einen bewegenden Abschluss dieses ganz im Zeichen der Orgelklänge stehenden Tages.

Text und Fotos: Gisela Donath

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