Es gibt noch viel zu tun!

Exkursion des Bauausschusses im Kirchenkreis Uckermark

Knapp 100.000 Euro sind jährlich im Haushaltsplan des Kirchenkreises Uckermark für Bauzuschüsse an die Gemeinden vorgesehen – und das für knapp 150 Kirchengebäude, von denen zahlreiche Sanierungsbedarf aufweisen. Aufgabe des kreiskirchlichen Bauausschusses ist es, die eingegangenen Anträge aus den Gemeinden aufzubereiten und dem Kreiskirchenrat eine Beschlussvorlage zu möglichen Finanzhilfen zu präsentieren. Diese Beratung verbindet der Bauausschuss traditionell mit einer Exkursion zu aktuellen Bauvorhaben.
Erste Station an einem sonnigen Oktobertag war in diesem Jahr die Kirche St. Marien auf dem Berge in Boitzenburg. Seit vielen Jahren wird an diesem für die Region riesigen Repräsentationsbau der Familie von Arnim saniert und restauriert. Im Boden des Gotteshauses befinden sich mehrere von Arnimsche Gruft-räume. Bei Arbeiten in der Vergangenheit wurden aus Unwissenheit die nötigen Belüftungsschächte zu den Grüften zugemauert. Die Folge: Feuchtigkeit, Schimmel und sogar der Echte Hausschwamm. Letzterer hatte inzwischen auch auf den hölzernen Dielenboden und Teile des Gestühls übergegriffen, so dass fast der gesamte Fußboden des Kirchenraumes gegenwärtig aufgenommen werden musste. Eine neue Belüftung muss geschaffen und die Grüfte müssen zum Kirchenraum hin abgeriegelt werden. Für eine umfassende Restaurierung der kulturhistorisch sicher wertvollen Grüfte liegt ein Kostenangebot in sechsstelliger Höhe vor, dass jedoch für die Kirchengemeinde völlig unrealistisch ist.

Sanierungsarbeiten im Innenraum der Boitzenburger Kirche

In Greiffenberg ist die komplizierte Turmsanierung glücklich vollendet. Der Förderkreis Alte Kirchen konnte in diesem Zusammenhang sogar ein komplettes bronzenes Vierergeläut aus einer aufgegebenen Kirche in Essen vermitteln. Gegenwärtig läuft die Sanierung des Kirchenschiffes. Im Innenraum soll eine Winterkirche mit Sanitärraum und Teeküche entstehen. Und dann hofft die Gemeinde, dass die wegen der Bauarbeiten ausgelagerte barocke Roeder-Orgel bald zurückkehrt.
Dritte Station ist Stegelitz. Mit Hilfe unter anderem auch des Förderkreises Alte Kirchen konnte die drohende Einsturzgefahr des Kirchengebäudes (der marode Dachstuhl drückte bereits von oben auf die Gewölbekappen) vor zwei Jahren durch eine aufwändige Notsicherung beseitigt werden. Gegenwärtig wird die Außenfassade des Kirchturms instandgesetzt. Auf Grund immens gestiegener Baukosten reichen die vorhandenen Finanzen leider nicht aus, um auch den maroden Glockenstuhl instand zu setzen. Vorerst werden in Stegelitz die Glocken leider weiter schweigen. Möglich wurde der gegenwärtige Bauabschnitt durch eine erfolgreiche Spendenaktion der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und einen Zuschuss aus der Denkmalhilfe des Landes Brandenburg. Auch der Förderkreis Alte Kirchen beteiligt sich erneut.
Einen kurzen Aufenthalt gönnen wir uns in der Dorfkirche Kaakstedt. Vorerst sind hier keine Bauarbeiten geplant. Langfristig wären jedoch Sicherungsmaßnahmen am Turm auch hier notwendig. Die Kaakstedter Kirche verfügt über eine überaus reiche Ausstattung: Altaraufsatz und Kanzel in Renaissanceformen entstanden um 1600 in einer Prenzlauer Werkstatt. Ein sehr qualitätsvoller Taufengel konnte vor einigen Jahren bereits restauriert werden. Ein besonderer Schmuck sind die zahlreichen gut erhaltenen, mit Seidenbändern geschmückten Totenkränze, Konsolbretter und Gedenktafeln aus der Zeit zwischen 1802 und 1842. Langfristig wäre hier die Tätigkeit eines Restaurators geboten. In der Kirchengemeinde Gerswalde, zu der Kaakstedt gehört, gibt es erste Überlegungen, die hübsche Kaakstedter Kirche zu einem liturgischen Zentrum des Pfarrsprengels aufzuwerten.
Letzte Station der Bereisung ist die Kirche in Schönermark bei Prenzlau, ein mächtiger Feldsteinbau mit vorgesetztem, etwas breiterem Westturm. Auch hier laufen Instandsetzungsarbeiten. Nachdem die äußere Hülle saniert ist, sollen bis zum Jahresende auch die Arbeiten im Innenraum beendet sein. Zur Finanzierung des umfassenden Projektes hat sich die Gemeinde schweren Herzens vom ehemaligen Pfarrhaus getrennt. Als Ersatz soll unter der Empore ein beheizbarer Gemeinderaum entstehen, in der ehemaligen Sakristei ist der Einbau eines WC und einer kleinen Teeküche geplant; die Schönemarker Kirche wird intensiv für Gottesdienste und Kulturveranstaltungen genutzt.
Beim abschließenden gemeinsamen Mittagessen wird das Gesehene lebhaft diskutiert. Danach geht es um die Durchsicht der Bauanträge. Wie immer wurden mehr Gelder beantragt, als im Haushalt des Kirchenkreises vorhanden sind. Nach langen Diskussionen – notwendige Kofinanzierungen, vorhandene Eigenmittel, Dringlichkeiten sind zu besprechen – wird eine Liste erstellt, über deren Bestätigung nun der Kreiskirchenrat entscheiden muss. Auch wenn es nicht leichter wird – auch im kommenden Jahr 2023 wird an den uckermärkischen Kirchen weiter gebaut.


Text und Foto: Bernd Janowski

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