Wo ist unser Gelde geblieben?

Restaurierungsarbeiten in der Dorfkirche Zeuden

Das Dorf Zeuden (Potsdam-Mittelmark) liegt etwa 12 Kilometer südwestlich der Stadt Treuenbrietzen an der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. In einer Urkunde von 1321 wird ein Nicolaus de Tzuden erwähnt; der Ort selbst erscheint namentlich erstmals 1383. Seit dem Jahr 2003 ist Zeuden, ebenso wie der Nachbarort Lobbese, ein Ortsteil von Treuenbrietzen.

Dorfkirche Zeuden; Foto: Udo Drott


Die Zeudener Kirche ist ein aus Feldsteinen regelmäßig gemauerter kleiner Rechtecksaal mit eingezogenem Chor und geradem Ostabschluss aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Der verschieferte Dachreiter über dem erhöhten Westgiebel stammt aus dem 19. Jahrhundert. Auf der Südseite des Kirchenschiffes blieben – fast einmalig im Fläming – die schmalen Lanzettfenster erhalten, während die Fenster der Nordseite im Barock vergrößert wurden.
Der flachgedeckte Innenraum weist eine nahezu einheitliche barocke Ausstattung aus der Mitte des 17. Jahrhunderts auf. Der schlichte Altaraufsatz zeigt ein von Akanthusranken gerahmtes Gemälde des Letzten Abendmahls. Ebenso einfach gestaltet ist die nur wenig erhöhte hölzerne Kanzel an der Nordwand des Chores. Die gegenüberliegende kleine Südempore könnte einst der Patronatsfamilie gedient haben. Die pokalförmige Taufe ist aus Sandstein gefertigt, ebenso wie ein Epitaph aus dem Jahr 1750. Ein Wandbild mit der Darstellung einer Ölbergszene stammt ursprünglich aus der Dorfkirche Garrey. Die pneumatische Kegelladen-Orgel auf der aus dem 19. Jahrhundert stammenden Westempore baute im Jahr 1906 die Firma Sauer aus Frankfurt an der Oder.
Im Jahr 2019 war, hauptsächlich finanziert durch Eigenmittel der Kirchengemeinde, eine umfangreiche Dachsanierung möglich. Überarbeitet wurden dabei auch die marode Balkenkonstruktion des Dachstuhls und die Decke über dem Kirchenschiff. Noch nicht saniert ist der Innenraum des Zeudener Gotteshauses. Als 2019 im Zuge der Bauarbeiten Farbe von der Wand des Kirchenschiffes bröckelte, wurden Reste alter Wandmalereien sichtbar. Der Restaurator Udo Drott aus dem nahen Bad Belzig ermittelte in einem Gutachten gleich drei historische Raumfassungen: „Im Kirchenschiff ist eine frühneuzeitliche Raumfassung großflächig überliefert, der Chorraum besitzt noch fast vollständig eine mittelalterliche Putzbeschichtung mit monochromer Fassung aus gotischer Zeit. Im 19. Jahrhundert gab es eine hellgrüne Raumfassung, die im Chorraum eine Quadermalerei besaß.“ Nach intensiver Abstimmung mit Vertretern der Denkmalpflege sollen nun im Chorbereich eine mittelalterliche rote Farbfassung mit Weihekreuzen sowie im Kirchenschiff Quadermalereien aus dem 17. Jahrhundert gesichert und rekonstruiert werden. Anschließend können an der Nordwand auch wieder mittelalterliche Schnitzfiguren präsentiert werden, die derzeit ausgelagert sind.

Blick in den Altarraum; Foto Udo Drott


Pfarrer Daniel Geißler, der die Kirchengemeinde Zeuden vor etwa zwei Jahren übernommen hatte, berichtet, dass fast fünfzehn Jahre in der Zeudener Kirche keine Gottesdienste mehr gefeiert wurden. Er beobachtet jedoch, dass sich das Gemeindeleben seit seinem Amtsantritt positiv entwickelt hat. Nach der Dachsanierung fand ein gut besuchtes Gemeindefest statt. An Arbeitseinsätzen in der Kirche und auf dem umgebenden Friedhof beteiligten sich zahlreiche Einwohner. Die Freude im Dorf über die entdeckten historischen Farbfassungen sei groß; man sei neugierig auf die Ergebnisse der Restaurierungsarbeiten. In Zukunft sollen in Zeuden wieder Gottesdienste gefeiert werden. Zudem hofft Geißler, dass die Kirche durch ihre unmittelbare Nähe zur Stadt Wittenberg auch für Besucher der Lutherstadt attraktiv werden könnte: „Im Ensemble mit den benachbarten Dorfkirchen in Lobbese, Garrey, Zixdorf und Hohenwerbig bietet sich für Besucher innerhalb weniger Kilometer ein Rundgang durch verschiedene Epochen der Kirchenraumgestaltung aus Mittelalter, Renaissance, Gründerzeit und Jugendstil.“

Der Förderkreis Alte Kirchen unterstützt die Restaurierungsarbeiten in der Dorfkirche Zeuden mit einem Zuschuss in Höhe von 5.000 Euro.

Bernd Janowski

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