Die Dorfkirche Kaakstedt (Uckermark)

Ein Schatzkästchen aus Renaissance und Barock

In seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ beklagte Theodor Fontane bereits, dass die protestantischen Kirchen vielerorts durch moderne Umbauten ihren historischen Reiz verlieren würden: „Man nimmt den Dorfkirchen oft das Beste damit, was sie haben, vielfach auch ihr Letztes. Nur die Braut- und Totenkronen blieben noch. Sollen nun auch diese hinaus? Soll alles fort, was diesen Stätten Poesie und Leben lieh?“ Auch die Totenkronen, die ledig Verstorbenen als Ersatz für die entgangene Brautkrone gewidmet waren und oftmals zahlreich die Wände der Gotteshäuser in der Mark schmückten, sind vielerorts inzwischen verloren gegangen. Nicht so in der Kirche vn Kaakstedt (Uckermark). Zahlreich und gut erhalten wie in kaum einer anderen märkischen Kirche blieben hier mit Seidenbändern geschmückte Totenkränze, Konsolbretter und Gedenktafeln aus der Zeit zwischen 1802 und 1842 erhalten.

Dorfkirche Kaakstedt


Der Besucher ist auch von der übrigen, äußerst qualitätsvollen Ausstattung überrascht. An die mittelalterliche Zeit erinnern die aus einem Stamm gearbeitete Sakramentsnische in der westlichen Chorwand sowie die in der Sakristei befindliche Piscina, eine Öffnung im Mauerwerk , durch die das übrig gebliebene Weihwasser in die geweihte Erde des umliegenden Friedhofs entsorgt werden konnte. Auch eine um 1300 entstandene Glocke blieb im 1728 ergänzten Kirchturm erhalten.
Der Altaraufsatz in Renaissanceformen, der vermutlich ebenso wie die Kanzel aus einer Prenzlauer Werkstatt stammt, entstand am Ende des 16. Jahrhunderts. Er zeigt nach streng lutherischer Auslegung in der Predella das Abendmahl, im Mittelfeld eine Kreuzigungsszene und die Auferstehung im Oberteil. Seitlich finden sich Schnitzfiguren der Evangelisten. Zwei von ihnen und zwei weitere Figuren, die recht unbeholfen wirken, stammen aus einer inschriftlich überlieferten Reparatur im Jahr 1608. Die hölzerne Kanzel ist in den Feldern des Kanzelkorbes mit Re- liefs ebenfalls der Evangelisten geschmückt, auf dem Schalldeckel triumphiert der auferstandene Christus, eine Taube steht für die Präsenz des Heiligen Geistes.

Blick in den Innenraum mit Taufengel und Totenkronen an der Emporenbrüstung


Außergewöhnlich fein gearbeitet ist auch der 2010 restaurierte Taufengel aus der Werkstatt eines unbekannten Schnitzers, dem stilistisch weitere Tauf-engel in der Uckermark zugeordnet werden können. Vermutlich hängt seine Entstehung mit dem zeitgleichen Einbau der Patronatsloge für die Familie von Arnim zusammen. Eine Inschrift „Christian Schröder Schmidt 1696“ nennt den Stifter der zinnernen Taufschale, eventuell auch des Engels.
Das in drei Blöcken angeordnete Gestühl im Stile der Renaissance stammt aus dem 17. Jahrhundert. Besonders der Gestühlsblock an der südlichen Wand ist sehr aufwändig gestaltet. Das Beschlagwerk an den Türen blieb fast vollständig erhalten.
Traurig steht es um die Orgel. Überliefert ist, dass 1773 ein gebrauchtes Instrument aus Templin erworben wurde. Nachdem dieses „unbrauchbar geworden“ war, schuf der Wittstocker Orgelbauer Friedrich Hermann Lütkemüller 1886 ein neues einmanualiges Instrument. Bei einem Einbruch in die Kirche im Jahr 1970 wurden sämtliche Metallpfeifen gestohlen und die Orgel schwer beschädigt. Eine mögliche Restaurierung wäre recht kostenintensiv.
Insgesamt bietet die Kaakstedter Kirche einen faszinierenden Raumeindruck und gehört zu den stimmungsvollsten Gotteshäusern der an imponierenden Kirchenbauten nicht gerade armen Uckermark. Alle vier bis sechs Wochen finden hier Gottesdienste statt. Vor etlichen Jahren erhielt das Kirchendach eine neue Deckung. Es wäre an der Zeit, sich um die Restaurierung und Sanierung des Innenraumes und der reichhaltigen Ausstattung zu bemühen. Zuvor ist es nötig zu untersuchen, ob das Gebäude selbst weiterer Instandsetzungen bedarf. Vorgesehen ist, ein bauliches Gutachten in Auftrag zu geben. Es ist eine überaus lohnende Aufgabe, dieses sakrale Schatzkästchen für die Nachwelt zu bewahren.

Text und Fotos: Bernd Janowski

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