Erste Exkursion des FAK 2022

Unterwegs im nördlichen Barnim

Voller Neugier starteten wir zu unserem ersten Ziel, dem Dorf Chorin. Am Eingang der Dorfkirche wurden wir schon von Pfarrer Andreas Lorenz erwartet. Geistiges Rüstzeug für den Tag und umfangreiche Informationen zur Dorfkirche bildeten den Auftakt. Bei seinen Ausführungen ging er auf ein besonderes Ausstattungsstück ein, das an der Südwand der Kirche hängende mittelalterliche Kruzifix. Es stammt vermutlich aus dem Kloster Chorin und war Bestandteil eines Triumphkreuzes. Wie viele Kirchen in unserer Region wurde auch diese im 30jährigen Krieg niedergebrannt. Eine Inschrift am Deckenbalken kündet von den beiden Vorstehern der Kirche: Jacobus Berlin und Joachim Kinast, die für den Wiederaufbau der Kirche verantwortlich zeichnen.
Die Zeit drängte und es ging weiter zum Höhepunkt der heutigen Exkursion – Kloster Chorin – das in diesem Jahr sein 750jähriges Jubiläum feiert. Zwei fachkundige Führer, ehrenamtliche Mitarbeiter des Klosters, übernahmen jetzt die Exkursionsteilnehmer und machten sie mit der Architektur und Geschichte des berühmten Klosters bekannt. Viele von uns kennen das Kloster natürlich von privaten Ausflügen oder den legendären Sommerkonzerten. Umso gespannter waren wir: Gab es in den letzten Jahren größere Restaurierungsvorhaben, wurde bisher Unbekanntes entdeckt und welche Baumaßnahmen sind für die nächsten Jahre geplant? Nach knapp zwei Stunden, vielen Informationen und kleinen Anekdötchen aus der Geschichte des Klosters verabschiedeten wir uns. Bei einer reichhaltigen Mahlzeit in der „Alten Klosterschänke“ stärkten wir uns für den weiteren Tag.
Nächstes Ziel war die französisch-reformierte Kirche in Groß Ziethen. Pfarrerin Cornelia Müller begrüßte uns herzlich vor der frisch renovierten Dorfkirche. Die Geschichte der Hugenotten und das Leben der französisch-reformierten Gemeinden in Brandenburg wurden uns in einem Vortrag näher gebracht. Die Ausstattung der Kirche steht ganz in der Tradition der französisch-reformierten Gemeinden. Besonderer Schmuck ist der spätklassizistische Kanzelaltar und eine Tafel mit den zehn Geboten in französischer Sprache – das Original befindet sich heute im Hugenottenmuseum Berlin. Eine ähnliche Tafel würden wir später noch in Klein Ziethen sehen. Nach der Kirchenbesichtigung erwartete uns eine reichgedeckte Kaffeetafel im ehemaligen Pfarrhaus – heute Pilgerherberge und Heimstatt des Vereins „Lebendiges Hugenottenerbe“.

Innenraum der Dorfkirche Groß Ziethen; Foto: Klaus-Peter Heinecke


Gestärkt ging’s weiter nach Klein Ziethen – dem „Problemkind“, wie Pfarrerin Cornelia Müller später sagen wird. Die Französisch-Reformierte Kirchengemeinde Groß Ziethen hat in den vergangenen Jahren Großes geleistet: Die Kirchen in Groß Ziethen und Senftenhütte wurden saniert, das ehemalige Pfarrhaus umgebaut und nun müssen sie sich um die Kirche in Klein Ziethen kümmern. Hier empfing uns ein so ganz anders gestalteter Kirchenraum. Das tonnengewölbte Kirchenschiff mit seiner Ausstattung aus dem neunzehnten Jahrhundert und die hölzerne Kanzel aus der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts begeisterten uns. Schnell wird klar, hier muss etwas gemacht werden. Eine „Auffrischungskur“ würde dem Kirchraum bestimmt seine ursprüngliche Farbigkeit zurückgeben. Bereits 2020 stellte der Baubeauftragte des Kirchenkreises Uckermark, Jens Radtke, fest: „Die Dorfkirche ist relativ klein, aber ein absolutes Kleinod! Es ist eine schön bemalte Holztonne erhalten geblieben. Davon gibt es in unserer Region nicht mehr viele. Die Inventarien passen sehr gut zu der Tonne. Insgesamt ergibt sich ein harmonisches und sehr individuelles Gesamtbild.“
Der Abschied fiel uns schwer, doch die Zeit war wie im Fluge vergangen und unser nächstes Ziel – Golzow – wartete bereits auf uns. Hier wurden wir von den Vertretern der Kirchengemeinde begrüßt. Sie berichteten von den großen Anstrengungen zur Erhaltung der einzigartigen Kirche in den vergangenen Jahren – der Instandsetzung des Turms und den Sicherungsarbeiten am offenen Dachstuhl. Uns empfängt eine außergewöhnliche, anspruchsvolle Ausstattung vom Ende des neunzehnten Jahrhunderts, geprägt durch Deckenschrägen mit ornamentaler Bemalung und umlaufendem Schriftband, Querverspannungen aus schmiedeeisernen Zugankern, Hufeisenemporen und im Chor hölzerne Wandverkleidungen. Aus der alten Kirche hat sich der Kanzelaltar aus dem siebzehnten Jahrhundert erhalten. Nächste großes Ziel: Die Instandsetzung der sogenannten Remise. Hier soll später der barocke Leichenwagen ausgestellt werden. Wir sind schon sehr gespannt und versprechen wiederzukommen. Dann hieß es, Abschied zu nehmen und sich auf den Heimweg zu machen. Ein interessanter Tag ging zu Ende, herzlichen Dank an alle, die diesen Tag möglich gemacht haben.

Klaus-Peter Heinecke

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