Die Jakobskapelle in Brandenburg an der Havel

Buchbesprechung:

Als letztes erhalten gebliebenes Zeugnis des einstigen Jakobsspitals vor den Toren der Stadt Brandenburg ist die Jakobskapelle ein bedeutendes Beispiel der Backsteingotik, zählt zu den das Stadtbild prägenden Baudenkmalen Brandenburgs und erinnert an die Blütezeit der Baukunst im Mittelalter.
So urteilt Detlef Karg, Landeskonservator a.D. des Landes Brandenburg und Kurator der Stiftung Wredowsche Zeichenschule über die Jakobskapelle. Die Stiftung erwarb das kleine Baudenkmal von der Katharinengemeinde, um es in die Nutzung ihrer unmittelbar benachbarten Kunstschule einzubeziehen.
Der Band enthält Beiträge zur Geschichte der Hospitäler der Stadt Brandenburg sowie zur Baugeschichte und Restaurierung der Jakobskapelle.
Der Stadtarchäologe Joachim Müller gibt eine auf neueste Grabungen gestützte Übersicht über die mittelalterlichen Spitäler der Stadt sowie die zugehörigen Kapellen und Friedhöfe. Das im Jahr 1315 gegründete Jakobsspital lag an der wichtigen Straße nach Magdeburg – als erstes außerhalb der Stadtmauern, ein Hinweis, dass in den bescheidenen Baulichkeiten nicht nur Pilger Aufnahme fanden, sondern auch Kranke mit infektiösen Krankheiten untergebracht waren.
Kristina Hübener, Geschäftsführerin der Brandenburgischen Historischen Kommission, und Wolfgang Rose, Historiker der Stiftung Wredowsche Zeichenschule, werten regionalhistorische Quellen aus: Das Hospitalwesen unterlag vom Mittelalter bis zur Neuzeit einem Wandel von der christlich motivierten caritativen Zuwendung hin zu einer medizinischen Betreuung der Kranken. Nach der Gründung des ersten städtischen Krankenhauses in der Stadt Brandenburg wurde das Jakobsspital als Armen- und Altenheim genutzt. 1878 wurden die Gebäude der Wredowschen Zeichenschule auf der Fläche des ehemaligen Friedhofs und Hospitalgartens errichtet. 1898 wurde das Jakobsspital abgerissen.
Der Kunsthistoriker Marcus Cante weist darauf hin, dass der Architekt Friedrich Adler in seiner Enzyklopädie „Mittelalterliche Backstein-Bauwerke des preußischen Staates“ von 1862 die Jakobskapelle eingehend würdigt. Auch das 1885 erschienene erste Inventar der Bau- und Kunstdenkmäler in der Provinz Brandenburg behandelt die Jakobskapelle ausführlich. Diese Wertschätzung der Jakobskapelle in Fachkreisen war wohl ein wichtiger Grund, das Gebäude in einem substanzschonenden Verfahren zu verschieben und so zu erhalten. Der Beitrag schließt mit einer quellengestützten technischen Beschreibung dieser Dislozierung des Bauwerks im Jahr 1892.
Die Denkmalpflegerin Anja Castens und die Architektin Heidrun Fleege umreißen schließlich die seit der Übernahme der Kapelle durch die Stiftung Wredowsche Zeichenschule erfolgten bzw. noch geplanten Arbeiten (vgl. dazu den aktuellen Baustellenbericht).


Karg, Detlef (Hg.), Die Jakobskapelle in Brandenburg an der Havel – eine Bau- und Nutzungsgeschichte, Schriftenreihe der Stiftung Wredowsche Zeichenschule, Bd. 3, Berlin 2019, 134 Seiten, ISBN 978-3-95410-218-1,
www.bebra-wissenschaft.de, € 20

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