„Ruinenpastor“ geht in den Ruhestand

Viele Mitglieder des FAK kennen Pfarrer Martin Müller aus seiner Mitwirkung in der Jury zur jährlichen Vergabe des Startkapitals. In seiner langjährigen Tätigkeit als Gemeindepfarrer im Oderbruch kannte er die Sorgen, die in vielen Dörfern mit der Erhaltung der Kirchengebäude verbunden waren. Unter seiner Obhut standen in Rathstock und Dolgelin, in Mallnow und Reitwein Gotteshäuser, die nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges für den sonntäglichen Gottesdienst unwiederbringlich verloren schienen. Seit 1984 im Amt, kam es ihm darauf an, die Menschen in den Orten geistlich zu versorgen, ihren Zusammenhalt in den wechselvollen Zeiten zu stärken und der Gemeinschaft Raum zu schaffen – der scherzhaft gemeinte Begriff vom „Ruinenpastor“ traf seine Motivation nicht, denn mögen die Gebäude marode gewesen sein, für die Bewohner der Orte lohnte es, sich zu engagieren.

Pfarrer Müller kannte die Leute, im Laufe der Jahrzehnte hat er deren Vertrauen gewonnen. Mit seiner verständnisvollen, freundlichen Art ist es ihm gelungen, das Interesse vieler Mitstreiter zu entfachen, die sich in den Gemeinden und in örtlichen Fördervereinen organisierten, um die Erhaltung und Instandsetzung der Kirchen in Angriff zu nehmen.
Alle Kirchengebäude zu sanieren, dazu reichte das Geld nicht, aber eine Kirche auf altem Grund neu zu erbauen, das gelang in Niederjesar. Als zentrale Kirche des Sprengels wird sie seit 2002 von der Gemeinde genutzt. Pfarrer Müller sah es aber als seine Pflicht an, in zeitlichen Abständen auch in den anderen Dörfern, wo dies möglich ist, Gottesdienste zu feiern, und das sind mit Mallnow, Hohenjesar, Alt Mahlisch, Libbeninchen, Dolgelin, Sachsendorf, Podelzig, Reitwein und Rathstock nicht wenige.

Beim Verabschiedungsgottesdienst; v.l.n.r.: Superintendent Frank Schürer-Bermann, stellvertretende Superintendentin Agnes Maria Bull, Ehepaar Christa und Martin Müller Foto: Privat

Leider konnte es Pfarrer Müller in seiner Dienstzeit nicht mehr schaffen, die Kirchenruine in Hohenjesar zu sanieren oder wenigstens zu stabilisieren, sodass sie wieder betreten werden kann. Wegen des einsturzgefährdeten Turms ist sie bauaufsichtlich gesperrt, für Gottesdienste muss die Friedhofskapelle genutzt werden. Aber auch für diese Kirche sieht er Licht am Horizont – mit den Pachteinnahmen der Gemeinde, so hofft er, werden die Sanierungskosten in einigen Jahren zu bewältigen sein.
Eine seiner Kirchenruinen, in Dolgelin, konnte in den letzten Jahren mit Hilfe eines sehr aktiven Fördervereins und mit Fördergeldern wieder als vollständige Kirche aufgebaut werden – natürlich eine große Freude für Pfarrer Müller zum Ende seiner Dienstzeit.
Nach seinem Ausscheiden ist die Pfarrstelle zunächst vakant, die Dörfer sind den Pfarrstellen Letschin und Seelow zugeteilt. Ob dies so bleibt oder dem Wunsch des GKR auf Fortbestehen der bisherigen Pfarrstelle entsprochen wird, muss der Kreiskirchenrat entscheiden.
Wir wünschen Martin Müller und seiner Frau in ihrem neuen Haus in Heinersdorf eine gute Zeit, verbunden mit der Hoffnung, dass er sich in Zukunft vielleicht wieder mehr beim FAK einbringen kann.

Uwe Donath

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