Endlich wieder unterwegs
Erste Exkursion des Förderkreises seit zwei Jahren
Nach der schriftlichen Ankündigung war die Exkursion des FAK zu Kirchen in der nordöstlichen Uckermark innerhalb weniger Tage restlos ausgebucht. Schließlich mussten unsere treuen Teilnehmer wegen der durch Corona bedingten Einschränkungen zwei Jahre warten, bevor sie wieder mit dem Förderkreis „auf große Fahrt“ gehen konnten.
Erste Station war am 28. August die Dorfkirche in Wismar, die uns mit einem frischen Anstrich und neuen Fenstern erwartete. Erst kürzlich konnte die mehrjährige Sanierung abgeschlossen werden. Der Förderkreis Alte Kirchen hatte sich mehrfach an der Finanzierung der einzelnen Bauabschnitte beteiligt. Besonders groß war die Freude des Wiedersehens für unser Mitglied Angelika von Magnus, die zum wiederholten Mal „ihrem“ Taufengel einen Besuch abstattete, für dessen Restaurierung sie anlässlich ihres 50. Geburtstages eine ansehnliche Summe gespendet hatte.
Weiter ging es nach Strasburg, das historisch zur Uckermark gehört, in einem Bürgerentscheid nach 1990 sich jedoch für die Zugehörigkeit zum Land Mecklenburg-Vorpommern entschieden hatte. Der Innenraum der Stadtkirche war zwischen 1935 und 1937 durch den Architekten Curt Steinberg und den Kirchenmaler Robert Sandfort völlig neu gestaltet worden. Verwunderung erregte die überlebensgroße Holzfigur „Der Auferstandene“ des Bildhauers Günter Martin, die einst den Altar des Gotteshauses zierte und heute in eine hintere Ecke des Kirchenraumes verbannt ist. Die Figur zeigt einen „arischen“ Christus mit nicht zum Segen, sondern eher zum Schwur erhobenem rechten Arm und wurde seinerzeit vom Reichsbildungsministerium in Auftrag gegeben. Eine Hinweistafel, die auf die Geschichte der Entstehung der Plastik hinweist, wäre für zufällige Besucher sicher hilfreich.
Einen überaus stimmigen und geschlossenen Eindruck vermittelt der Innenraum der Dorfkirche in Menkin. Ein reich geschmückter Renaissancealtar und die zeitgleich entstandene Kanzel stammen vermutlich aus einer Prenzlauer Werkstatt. Auch Küster- und Pastorenstuhl sowie das Gemeindegestühl stammen aus der Zeit um 1600. Einen besonderen Schmuck stellen die zahlreichen Totenkronenbretter an den Emporenfeldern und den Wänden dar. Selbst der erst 1918 entstandene Orgelprospekt nimmt die vorherrschenden Renaissanceformen auf.
In dem Städtchen Brüssow fand der spätere Berliner Bischof Albrecht Schönherr seine erste Pfarrstelle. Der greise Generalfeldmarschall von Mackensen stellte den jungen Pfarrer, der Mitglied der Bekennenden Kirche war, 1936 als Prediger ein. Schönherr ließ die Kirche durch den Kirchenmaler Paul Thol neu ausmalen. Das an der Empore zu lesende Zitat aus einem Paul Gerhardt-Lied „Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich“ zeugt von seiner Gesinnung in dunkler Zeit. Die Besucher fanden die Brüssower Kirche eingerüstet vor. Gegenwärtig laufen hier vom FAK unterstützte Instandsetzungsarbeiten.
Den Schlusspunkt der Fahrt bildete ein Besuch der Gedächtniskirche in dem nur knapp zwei Kilometer vor der polnischen Grenze gelegenen Dorf Rosow. 1945 war die Kirche durch Kriegseinwirkungen zerstört worden. Das Kirchenschiff konnte in den fünfziger Jahren wieder hergestellt werden; der Turm blieb vorerst Ruine. Erst nach dem Jahr 2000 entstand der Kirchturm neu: Eine transparente Stahlkonstruktion nimmt einerseits die barocke Formensprache auf, zeigt zugleich aber auch den schmerzhaften Bruch, den das Gotteshaus erfahren hat. Seit 2007 entstand in der Rosower Kirche ein „deutsch-polnisches Zentrum für Flucht, Vertreibung und Neuanfang“. Zahlreiche deutsch-polnische Projekte zur Versöhnung fanden seitdem statt. Die Teilnehmer unserer Exkursion wurden mit einem begeisterndem Konzert und einem reichhaltigen Kuchenbüfett auf die Heimreise verabschiedet.
Bernd Janowski