Future for Religious Heritage

The European Network for Historic Places of Worship

Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. ist Gründungsmitglied des internationalen Verbandes „Future for Religious Heritage“ (FRH).

Gründungsgeschichte des Verbandes

2011 wurde mit Sitz in Brüssel der internationale Verband „Future for Religious Heritage“ (FRH) gegründet und nach belgischem Vereinsrecht eingetragen. Vorsitzender ist der Franzose Olivier du Rohan-Chabot, gleichzeitig Vorsitzender des französischen Vereins Sauvegarde de l’Art Francais. Voraus ging 2010 eine Gründungstagung in Canterbury mit etwa 80 Teilnehmern aus mehreren Ländern Europas, initiiert u.a. vom Denkmalschutzverband Europa Nostra und seinem deutschen Mitglied, dem Förderkreis Alte Kirchen e.V. in Marburg, der seit 1973 aktiv bei der Rettung insbesondere von Dorfkirchen in Hessen ist. Gründungsmitglieder des Europäischen Verbandes waren auch der Verein Sauvegarde de l’Art Francais, der sich seit mehr als 60 Jahren für die Rettung vom Verfall bedrohter Kirchen und Kapellen auf dem Lande in Frankreich einsetzt, Vertreter der skandinavischen (Staats-)Kirchen, die Anglikanische Staatskirche und ihre Stiftungen Churches Conservation Trust und der National Churches Trust, das englische Denkmalamt English Heritage und andere Vertreter und Personen aus Europa und auch Canada.

FRH ist überkonfessionell konstituiert und seine Arbeit schließt alle christlichen Kirchen, Synagogen, Moscheen und Gottesdienststätten anderer Glaubensgemeinschaften ein. Er versteht sich als übergreifender Verband von Vereinen, Verbänden, Stiftungen, kirchlichen und staatlichen Institutionen, von korporativen und assoziierten Mitgliedern. Aufgabe von FRH ist es „to promote the richness of Europe`s religious heritage“.

Kulturelle gesamtgesellschaftliche Herausforderung

Die säkularisierten westlichen Gesellschaften erfahren immer deutlicher, wie ihr geistlich-kulturelles Erbe von einem ungebremsten Materialismus, einem durchdringenden Ökonomismus und einem vordergründigen Nutzenkalkül bedrängt wird. Die Erhaltung und Nutzung von Gottesdienststätten und ihrer Ausstattungsgegenstände und Kulturgüter aller Art, die größte und zahlreichste Denkmalgattung Europas überhaupt, stellt eine der größten denkmalpflegerischen Herausforderungen im 21. Jh. dar. Wie schon nach der Reformation im 16. Jh., der Säkularisierung in katholischen Ländern im späten 18. und frühen 19. Jh. oder in den kommunistisch regierten Ländern Mittel- und Osteuropas im 20. Jh. werden Kirchen, Klöster und Kapellen aufgegeben, geschlossen, für andere Zwecke benutzt oder gar abgebrochen und gehen unwiederbringlich verloren. Heute geschieht dies, fast lawinenartig, in den Niederlanden, zunehmend auch in Belgien. In Frankreich haben Staat und Kommunen, Eigentümer aller vor 1905 erbauten Kirchen und Kapellen, zunehmend Schwierigkeiten sie zu erhalten. In Deutschland sind insbesondere moderne katholische Kirchenbauten von Aufgabe, Schließung und Abbruch bedroht.

Auch wertvolle Ausstattungen von Kirchen sind überall stark gefährdet. In den einst kommunistisch regierten Ländern wie der DDR, der Tschechoslowakei, Ungarn oder Sowjetrussland stellt die Erhaltung vor allem von Dorfkirchen eine besondere Herausforderung dar. Im Deutschland konnten nach der Wiedervereinigung sehr viele Kirchen vom endgültigen Verfall mit Hilfe von Bund und Ländern, Kirchen und Stiftungen, wie insbesondere der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD), der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmale in Deutschland (KiBa), der Robert-Bosch-Stiftung, der Messerschmitt-Stiftung und auch durch Fördervereine wie dem Marburger Förderkreises Alte Kirchen, dem 1990 gegründeten Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg, dem Verein Dorfkirchen in Not in Mecklenburg-Vorpommern, dem Verband von Kirchbaufördervereinen in Sachsen-Anhalt, dem Förderkreis Alte Kirchen Luckauer Niederlausitz sowie vieler für Einzelkirchen gegründeter Fördervereine gerettet werden. Kirchen, Kapellen und Klöster mit ihren Schätzen werden heute durch zahlreiche Projekte und Programme wie „Offene Kirchen“ der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In Frankreich wird dies vor allem durch das Projekt „La grande musée de France“ des Vereins Sauvegarde de l’Art Francais, erreicht. Viele Kirchen und Gottesdienststätten in Deutschland haben dadurch eine neue, erweiterte, insbesondere kulturelle Nutzungen erfahren.

Diese Arbeit kann auch Vorbildcharakter für andere Länder haben, z.B. die Niederlande und Belgien, aber auch für skandinavische Länder, die Länder Südeuropas, Mittel- und Osteuropas, wo Fördervereine, Verbände und Stiftungen mit starker Bürgerbeteiligung zur Erhaltung von Gottesdienststätten bis heute kaum oder gar nicht bekannt sind.

Befragung zur Bedeutung der sakralen Bauten für das kulturelle Selbstverständnis der Menschen in Europa im 21. Jahrhundert

Die erste europaweite Umfrage zur Bedeutung von sakralen Bauten für das kulturelle Selbstverständnis der Menschen im 21. Jahrhundert wurde im April 2014 vom Europäischen Verbund Future for Religious Heritage (FRH) zur Vorbereitung der FRH-Konferenz in Halle (Saale) vom Oktober 2014 in Auftrag gegeben. 6.000 Personen über 18 Jahre aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Belgien, Niederlande, Polen und Schweden wurden danach befragt,

  1. welche Bedeutung sie dem baulichen religiösen Erbe für das europäischen Kulturerbe insgesamt zumessen,
  2. welchen Stellenwert sie der Bewahrung des baulichen religiösen Erbes für ihre Gemeinden und Kommunen jetzt und in Zukunft zuordnen, und
  3. welchen Stellenwert die Öffnung sakraler Gebäude für nicht-religiöse Zwecke in ihrem Kulturverständnis hat.

Tagungen des Verbandes

Die Haupttagungen des Verbandes werden nach der Gründungstagung 2010 in Glasgow im 2-Jahres-Rhytmus abgehalten. Die Haupttagung mit anschließender Mitgliederversammlung 2012 wurde unter dem Thema „Erweiterte Nutzung von Kirchen“ in Venedig durchgeführt, wo inzwischen mehrere Kirchen und Klöster einer erweiterten, meist kulturellen Nutzungen zugeführt worden sind.

2014 fand die Haupttagung und Mitgliederversammlung in Halle (Saale) statt. Das Thema der Tagung war die Bewahrung und Nutzung historischer Kirchen, Kapellen und Synagogen sowie anderer Gottesdienststätten im ländlichen Raum Europas und ihre identitätsstiftende Bedeutung für die örtlichen Gemeinden und die Gesamtgesellschaft im 21. Jahrhundert.

Die Tagung 2016 fand in Vicenca (Italien) statt und stand unter dem Thema „Touristen, Reisende und Pilger: Begegnung mit dem religiösen Erbe im heutigen Europa“.

Die fünfte Zweijahreskonferenz fand im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres 2018 unter dem Thema „Religöses Erbe: Europas Vermächtnis für die Zukunft“ in Paris statt.


Future for Religious Heritage, FRH legt sie allen ans Herz und fördert sie mit dem Instrument RELIGIANA

Europa beherbergt ca. 500.000 Kirchen, Kapellen, Abteien, Synagogen, Moscheen und andere denkmalgeschützte Gottesdienststätten. Immer mehr Kirchen leiden aber unter Finanzmangel für Instandhaltung, Restaurierung und denkmalgerechte Pflege. Für Gottesdienstbesucher, Ortansässige, Touristen  oder Kulturinteressierte sind es Orte kultureller Schätze, kunsthistorischer Kostbarkeiten und geschichtliche Zeugen von außerordentlicher Qualität und Bedeutung. Für die Ortsgemeinden und Förderkreise sind es zudem Begegnungsstätten und Orte der Geborgenheit und Beheimatung. Der Präsident des Verbundes zur Bewahrung der Gottesdienststätten in Europa, Future for Religious Heritage, FRH,  Olivier de Rohan  gab ihnen deshalb zu Recht das Prädikat „Europas großartigstes Museum“. 

Um dies stärker ins Bewusstsein der Europäer zu rücken, hat FRH anlässlich der 4. Zweijahreskonferenz in Halle 2014 das Projekt RELIGIANA ins Leben gerufen. RELIGIANA wurde seinerzeit gegründet, um den Bogen einer Verantwortungsgemeinschaft für alle Gottesdienststätten zu spannen und im europäischen Kulturerbebewusstsein zu verankern. RELIGIANA dient als Instrument zur Sensibilisierung und Förderung und Bewahrung des baulichen religiösen europäischen Erbes. Es ist eine Internetplattform, um kunsthistorische, bauzuständliche und sozio-kulturelle Informationen  aus allen Teilen Europas ins Netz zu stellen und verfolgt zwei Aufgaben:

  • Es fördert den Zugang zu den denkmalgeschützten Gottesdienststätten und
  • es eröffnet die Möglichkeit, die Bereitschaft für finanzielle  Unterstützung zu wecken.

Über 70 Prozent aller Europäer glauben, dass gerade diese Bauten ein besonderes Merkmal der europäischen kulturellen Identität ausmachen. In über anderthalbtausend Jahren gewachsen, repräsentieren sie den Kontinent flächendeckend wie kaum andere Kunstdenkmäler. Dieses Kraftpotential zieht nach wie vor Besucher aus aller Welt, aller Gesellschaftsschichten und Religionszugehörigkeiten an. Religiöse Gebäude öffnen ein Fenster in die Familien-, Orts- und Landesgeschichte, geben kulturellen Aufschluss über das Vergangene, weisen in religiöse Glaubensräume und eröffnen ein breitgefächertes Bild des regionalen Kunstschaffens vergangener wie gegenwärtiger Zeiten.

Mit RELIGIANA hat FRH erstmals eine europaweite Plattform geschaffen, um 
(a) allen Besuchern über die Nutzung ihres Smartphone, PC oder Tablet den Zugang zu den Gottesdienststätten zu ermöglichen, 
(b) die von den Gemeinden und Förderkreisen ins Netz gestellten Informationen auch über Unterstützungsmaßnahmen abzurufen und 
(c) die finanziellen Bedarfe für den Erhalt der Gebäude zu erfassen. 

Jede/r Besucher oder Leser kann dann entscheiden, welcher Gemeinde, welchem Förderkreis, welchem Gebäude und welchem Bau- oder Restaurierungsprojekt er/sie unterstützen möchte. Dies wird in der Regel immer parallel zu den schon laufenden Eigenanstrengungen für lokale Fördermaßnahmen geschehen. Nutzen Sie deshalb die Internetplattform  RELIGIANA und werden Sie Teil einer europaweiten Verantwortungsgemeinschaft zur Bewahrung der Gottesdienststätten. (Siehe dazu: www.frh-europe.org oder www.religiana.com)