Buchtipp

Bauern, Land

Die Autorin Uta Ruge, auf Rügen geboren, wuchs nach der Flucht der Familie als Bauerntochter in einem norddeutschen Dorf zwischen Elbe und Weser auf. Ihre Eltern bewirtschafteten einen Moorbauernhof, den später ihr Bruder Waldemar übernahm. Sie selbst studierte Germanistik und Politikwissenschaften und lebt in Berlin. In ihrem neuen Buch erinnert sie sich an ihre Kindheit auf dem Bauernhof in den fünfziger und sechziger Jahren. Zugleich besucht sie regelmäßig die Familie ihres Bruders, um herauszufinden, wie Landwirtschaft in der heutigen Zeit funktioniert. Sie versucht dabei, den Blick der Stadtmenschen und deren Vorstellungen vom Leben und Arbeiten auf dem Dorf mit der Realität des heutigen Landlebens abzugleichen.

Die anhand von Zeitdokumenten und alten Schulchroniken wird die Geschichte der Urbarmachung und Besiedlung des Moores, der Gründung des Dorfes und der harten Arbeit seiner Bewohner geschildert. Welchen Zwängen die moderne Landwirtschaft gegenwärtig unterworfen ist, wird eindrücklich am Beispiel des Hofes geschildert, den ihr Bruder und dessen Familie bewirtschaftet. In einer weiteren Metaebene beschäftigt sich Uta Ruge mit der Geschichte der Landwirtschaft „von Babylon bis Brüssel“. Entstanden ist ein fesselndes Buch, das die Kluft zwischen urbanen Vorstellungen vom idyllischen Landleben und der Realität der „Agrarindustrie“ schildert. Uta Ruge: Bauern, Land. Die Geschichte meines Dorfes im Weltzusammenhang. Verlag Antje Kunstmann, München 2020; 478 Seiten; ISBN 978-3-95614-387-8; Euro 28, –