Blühende Dorfkirchen
Programm für mehr Artenschutz im Dorf
Theda von Wedel-Schunk ist Mitglied im Vorstand und Regionalbetreuerin des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e. V.
Noch gibt es sie viel zu selten, diese Blühstreifen direkt um die Dorfkirche herum, auf den ungenutzten Teilen der dörflichen Friedhöfe, in den Pfarrgärten, am Rande der Kirchenäcker und sonst wo im Dorf. Dabei kann man in diesem Zusammenhang in Brandenburg von echten „Bodenschätzen“ der Kirchengemeinden sprechen. Allein die mehr als 1.400 Dorfkirchen böten Platz für diese bunte Mischung von beispielsweise einjährigen Kornblumen, Klatschmohn oder Kamille, dazu mehrjährigen Arten wie Margeriten, Flockenblumen, Hornklee oder Glockenblumen und zahlreiche andere – je nach regionalen Gegebenheiten. Und Blühpatenschaften, Wildbienenweiden und vieles mehr, was hilft, die Biodiversität zu erhalten, würden hier ihren Ort finden.
„Blühende Dorfkirchen“ heißt auch das Programm, mit dem der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e. V. (FAK) sich nun an der Entwicklung hin zu mehr Artenschutz im Dorf beteiligt. Er lobt im Sommer diesen Jahres einen zweijährigen Blühstreifen-Wettbewerb aus: Bewerben können sich Gemeinden, Initiativen, die Blühstreifen um ihre Dorfkirche, den Pfarrgarten oder den Friedhof herum anlegen wollen. Als Startkapital stellt der FAK zehn Teilnehmern jeweils 250 Euro für Saatgut und anderes Material zu Verfügung. Über den Zeitraum von zwei Vegetationsperioden, vom Herbst 2021 bis zum Sommer 2023, läuft dann der Wettbewerb. Danach entscheidet eine fachlich versierte Jury und vergibt drei gut dotierte Preise.
„Blühende“ Dorfkirchen sind für das ganze Dorf wichtig, für die Alteingesessenen und die Zugezogenen, für die kirchliche und die kommunale Gemeinde, die Vereine, Betriebe, Gastwirtschaften vor Ort, die Besucher. Bei Renovierungen der Kirchen, aber auch anderer Gebäude im Dorf, könnte und sollte die Blühwiese mit bedacht werden. Artenreiche Blühwiesen sind überlebenswichtige Biotope und mittlerweile häufig „Rettungsinseln“ für eine Vielzahl von Insekten. Dort finden diese Nektar in Hülle und Fülle und bei rücksichtsvoller Pflege auch Brutrefugien. Von den Insekten wiederum profitieren Vögel, Amphibien, Kleinsäuger, Reptilien, Fische. Oftmals ziehen diese Flächen Arten aus dem gesamten Umkreis „magnetisch“ an. Und auch für uns Menschen bietet eine solche Wiese einiges: Entspannung, Glück, Freude, Abwechslung, Bewegung, das Gefühl, das „Richtige“ zu tun, Entschleunigung, Gesundheit. Eigentlich alles wirklich einleuchtend, aber was macht die Umsetzung dann so schwierig? Zuerst einmal die Macht der Gewohnheit: Das haben wir ja noch nie gemacht. Das sieht ja schlampig aus, sagen die einen. Gar nicht ordentlich geharkt, sagen die anderen, kein englischer Rasen, sondern Wiese. Wer soll das denn machen, es gibt doch eh nur noch so wenige Kirchenmitglieder? Und wie geht es überhaupt?
Guten Rat für die Interessenten am Wettbewerb
Es gibt der Naturschutzbund Deutschland. Unter www.nabu.de sind die einzelnen Schritte verständlich beschrieben, die zur Anlage einer Blühwiese erforderlich sind: das richtige (unbedingt regionale) Saatgut, Vorbereitung des Saatbeetes, Pflege und Mähen, wichtige Tipps, um Fehler zu vermeiden.
Guten Rat gibt auch das Heft „Vielfalt als Gewinn, Kirchengemeinden und Biodiversität“ von Beatrice van Saan-Klein und Maria Wachowiak. ISBN 978-3-88257-053-3.
Ansprechpartner sind auch das Umweltbüro der EKBO www.ekbo.de/umwelt und Klaus-Peter Heinecke vom Vorstand des FAK, heinecke@altekirchen.de